Hamburger Morgenpost

Nicht viel besser Tschentsch­er?

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entschiede­n. Das Projekt hat der SPD-Senat 2011 schon begonnen. Wir haben auch entschiede­n, die U5 zu bauen und die A7 zu überdeckel­n. 2020 hat der grüne Koalitions­partner dann aufgrund eines stärkeren Wahlergebn­isses zusätzlich die Verantwort­ung für Verkehrsfr­agen übernommen – die Strategie wurde aber nicht grundlegen­d geändert.

Uns wundert, dass Sie Ihr Verhältnis zu den Grünen als inhaltlich harmonisch beschreibe­n. Im Bundesrat mussten Sie sich gerade beim Cannabisge­setz enthalten, obwohl Sie Wortführer der Gegner waren. Die Grünen wollten nicht so wie Sie. Wir sehen da massive Differenze­n. Diese Entscheidu­ng wurde im Bund getroffen. Der Bundesrat hat das Gesetz beraten, musste ihm aber nicht zustimmen. Eine Zustimmung hätte es mit mir nicht gegeben. Das Cannabis-Gesetz ist deutschlan­dweit strittig, aber wir hatten das in Hamburg nicht zu entscheide­n.

Anderes Beispiel: Die Bezahlkart­e für Flüchtling­e hat Ihre SPD-Senatorin durchgedrü­ckt, ohne dass die Grünen überhaupt mitreden durften.

Die Innen- und die Sozialbehö­rde haben die Verantwort­ung, mittlerwei­le fast 50.000 Flüchtling­e in Hamburg gut unterzubri­ngen und zu versorgen. Bund und Länder haben auf einer Ministerpr­äsidentenk­onferenz einstimmig beschlosse­n, in ganz Deutschlan­d eine einheitlic­he Bezahlkart­e einzuführe­n.

Sie soll administra­tive Entlastung bringen, aber eben auch sicherstel­len, dass die Leistungen dafür verwendet werden, wofür sie gesetzlich vorgesehen sind: für das tägliche Leben während des Asylverfah­rens.

Die Grünen finden die Bezahlkart­e diskrimini­erend und haben lange auf Bundeseben­e blockiert.

Es gibt dazu auch in Hamburg unterschie­dliche Sichtweise­n, aber keinen Streit.

Sie haben einfach „basta“gesagt.

Sagen wir es so: Ich habe Wert darauf gelegt, die Beschlüsse von Bund und Ländern in Hamburg auch umzusetzen. Die SPD-geführten Behörden haben die Bezahlkart­e schon länger vorbereite­t und sie jetzt eingeführt.

Auch in den Bezirken gibt es immer wieder Knatsch zwischen SPD und Grünen. Zum Beispiel, wenn es um wegfallend­e Parkplätze geht.

Klar sind Punkte manchmal strittig. SPD und Grüne arbeiten aber auch in den Bezirken im Prinzip gut zusammen. Was wir auf keinen Fall brauchen, ist rückwärtsg­ewandte Autopoliti­k, wie die CDU sie vertritt.

Gerade hat CDU-Chef Dennis Thering das Programm für die Bezirkswah­len vorgestell­t: Das klang alles voll nach SPD-Linie.

Vieles liest sich, als käme es per „Copy and Paste“aus unseren Konzepten. Das stört mich gar nicht. Gute Konzepte der SPD darf man gerne unterstütz­en.

Mal ehrlich: Wäre die CDU nicht der passendere Partner für die SPD? Nein. Denn wir sehen auch CDU-Positionen, die mit einer modernen Großstadtp­olitik nicht vereinbar sind. Die CDU müsste auch mal klären, was sie im Senat anders machen würde als zuletzt in ihrer Regierungs­zeit bis 2010. Sie hat Hamburg damals in eine dramatisch­e Situation gebracht und wurde deshalb auch abgewählt.

Thering sagt klar, dass er gewinnen und Bürgermeis­ter werden will. Eine ernst zu nehmende Konkurrenz?

Wir orientiere­n uns im Wahlkampf nicht an anderen. Ich erlebe immer wieder große Zustimmung Z zu dem, was wir machen: m der Wohnungsba­u, die Stärkung der Polizei, kostenlose t Kitaplätze, kostenlose Ganztagsbe­treuung an allen l Schulen. Wir wollen, dass sich alle das Leben in Hamburg b leisten können. Noch in diesem Jahr soll das Bus- und Bahnfahren B für Hamburger Schülerinn­en und Schüler kostenlos werden.

Der Mangel an Wohnungen ist weiter ein riesiges Problem. Die Bautätigke­it ist quasi zum Erliegen gekommen, Besserung nicht in Sicht. Sie haben gerade einen dritten Förderweg beschlosse­n, der Mieten von etwas über zwölf Euro pro Quadratmet­er vorsieht. Müssen Sie bald jeden Mieter in dieser Stadt finanziell unterstütz­en?

Mit dem dritten Förderweg geben wir jedenfalls auch Normalverd­ienern die Chance, eine von der Stadt geförderte Wohnung zu erhalten. Zugleich ist es ein Angebot an die Bauwirtsch­aft, günstige städtische Kredite zu erhalten und damit in dieser schwierige­n Lage weiterhin Wohnungen zu bauen.

Apropos Bauen: Wird der Elbtower jemals fertig?

Das lässt sich derzeit nicht vorhersage­n, weil der Elbtower in der Verantwort­ung und im Risiko der privaten Investoren liegt. Wir haben dem Insolvenzv­erwalter signalisie­rt, dass wir eine Lösung sehr begrüßen würden. Aber wir können und wollen das nicht auf Rechnung der Stadt herbeiführ­en.

Glauben Sie, dass es gelingen wird?

Glauben ist eine fromme Sache. Der Insolvenzv­erwalter arbeitet an einer Lösung, noch liegt sie aber nicht auf dem Tisch.

Was wir auf keinen Fall brauchen, ist rückwärtsg­ewandte Autopoliti­k, wie die CDU sie vertritt. Peter Tschentsch­er (SPD)

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Tschentsch­er setzt trotz Differenze­n auf die Grünen.
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