Vergleichstest
4 Dampfbürsten im Test
· 4 Dampfbürsten
Der Traum aller Hausfrauen und vor allem Hausmänner ist der Verzicht auf das lästige Bügeln, ohne dabei zerknitterte Kleidungsstücke hinnehmen zu müssen. So gut auch die Dampfbügeleisen mittlerweile sind, so verlockend ist die Idee eines kleines, handlichen Geräts, welches ohne Druck und Aufwand elegant die Wäsche entknittert.
Schnell zeigte sich in den Testreihen, dass die Testkandidaten alle ihre Grenzen haben und diese liegen weniger bei den Modellen selbst als vielmehr in der Technologie begründet. Eine Dampfbürste ist eher ein Handdampfreiniger und weniger ein Bügeleisen, denn Bügeln bedeutet etwas platt zu drücken und dafür sind die Dampfbürsten nur sehr bedingt geeignet.
Dampf statt Eisen?
Das Glättergebnis der Dampfbürsten wird durch Dampfmenge und Dampfdruck bestimmt, der Dampf samt seiner Temperatur feuchtet das Textilgewebe an, lockert es auf, macht es formbar, der Bürstenaufsatz der Testkandidaten bürstet es dann glatt. So weit so gut. Doch je stärker die Wäschefalten und je dicker der Stoff, desto mehr Leistung benötigt man – und just diese Leistung fehlt den Dampfbürsten. Die Seidenbluse kurz mal aufzudampfen, das Hochzeitshemd von ein paar leichte Knitterfalten zu befreien oder die Bundfaltenhose wieder in Form zu bringen, ist kein Problem für die Testkandidaten, hierfür reicht die Dampfleistung bequem aus. Die Kernaufgabe können die Dampfbürsten somit erfüllen. Am besten gelingt dies mit der DR8085 von Tefal, was auch daran liegt, dass sie den meisten Dampf produziert: 21 Gramm pro Minute (g/min) sind es, was wirklich nicht weit von der Herstellerangabe entfernt ist. Doch auch mit weniger Dampf kann man gut arbeiten, die ST 5550 von Grundig zeigt dies, sie bleibt zwar mit nur 14,5 g/min klar unter der Herstellerangabe von 20 g/min, doch die Geschwindigkeit, mit welcher der Dampf austritt, ist eine höhere als bei Tefal, sogar die höchste im gesamten Testfeld, und dies gleicht das Dampfmengendefizit dann wieder aus. Die relativ betrachtet geringste Abweichung vom Sollwert war bei der NC-5710 von Sichler zu messen, die 20 g/min pro Minute werden quasi punktgenau erreicht, allerdings fehlt es dem Dampf wie auch bei der GC442 von Philips an Druck. Einen echten Dampfdruck wie z. B. bei einer Dampfbügelstation kann kein Testkandidat aufbauen, manuell lässt sich auch nicht nachhelfen, da die Dampfaustrittsöffnung keine Bügelfläche darstellen und zudem ja auch nur etwa 100 Grad Celsius heiß werden, was allenfalls zum Bügeln von Polyester ausreichen würde. Man muss also manuell am Wäschestück ziehen, es quasi glattziehen, was z. B. bei Hemdärmeln sehr gut funktioniert, bei Jeanshosen natürlich eher weniger gut. Wichtig für die Praxisanwendung ist natürlich auch ein konstanter Dampf, bei Tefal und Grundig gibt es hier kaum Anlass zur Kritik, weil beide Hersteller auf eine integrierte Pumpe setzen, die dem Durchlauferhitzer im Gerät konstant Frischwasser zuführen kann – und dies auch tut. Selbige Konstruktionsweise verfolgt auch Philips, allerdings setzt die Pumpe der GC442 zu oft aus, so dass der Dampfausstoß kein konstanter ist, die GC422 arbeitet eher pulsierend und dies auch noch abhängig von der Lage.
Gefühl statt Geschwindigkeit
Im Horizontalbetrieb (Dampf wird gerade nach vorn ausgestoßen, z. B. auf das Sakko am Kleiderbügel) zeigen sich die Testkandidaten von ihrer besten Seite und man merkt, dass diese Lage genau jene ist, welche die Hersteller im Kopfe hatten, als es um die Produktentwicklung ging. Viel Gefühl im Handgelenk benötigt man nicht, die Arbeit geht schnell vonstatten. Im liegenden Betrieb (Dampfauslass zeigt nach unten gen z. B. auf dem Tisch liegende Hose) büßen allen Dampfbürsten an Funktionalität ein, denn am Auslass sammelt sich Kondenswasser, welches dann durchaus große
Wasserflecken auf der Wäsche hinterlässt. Insbesondere Philips und Sichler haben hiermit zu kämpfen. Tragisch ist das für die Wäsche zwar nicht, aber der Trocknungsprozess dauert eben länger. Bequemer als das Bügeleisen (auch ein leichtes) ist das Nutzen der Dampfbürste aber auf jeden Fall. Insbesondere in Kombination mit der „Stylemat“-unterlege- und Einschubmatte von Philips, die nicht nur für eine höhere Rutschfestigkeit der Kleidungsstücke sorgt (auf dem Tisch und (!) auch auf dem Kleiderbügel), sondern auch die Dampfwärme reflektiert. Am meisten Gefühl benötigt allerdings das Befüllen der Wassertanks, bei Grundig und Sichler liegt im Lieferumfang ein Messbecher bei, dieser erleichtert die Aufgabe, und auch der gut erkennbare Wasserstand ist lobend zu erwähnen. Hier lässt Tefal wichtige Punkte liegen, der Wassertank ist zwar entnehmbar, weist aber nur eine sehr kleine Öffnung auf, und wie viel Wasser überhaupt im Tank ist, lässt sich selbst im Gegenlicht kaum erkennen. Dafür punktet die DR8085 mit einem sehr ergonomischen Griff und mit einem Betriebsschalter, der eine Verriegelung besitzt, mit welcher der Dauerbetrieb aktiviert werden kann. Auch die Sichler-dampfbürste verfügt über eine Dauerbetriebsfunktion. Das an eine klassische Handdampfreiniger-konstruktion erinnernde Gerät ist zudem mit dem größten Tank ausgestattet, benötigt allerdings auch am längsten bis es einsatzbereit ist. Während bei der ST 5550 schon nach 35 Sekunden das Glätten beginnen kann, dauert es beim Sichler zwei Minuten. Der große Boiler und das vergleichsweise leistungsschwache Heizelement fordern bei Sichler ihren Tribut. Dramatisch ist das für den Praxisbetrieb aber natürlich nicht. Auch das Reinigen der Geräte, v. a. natürlich das Entkalken, gestaltet sich einfach, wobei die Philips-idee eines Kalksammlers, der zudem noch exzellent funktioniert, natürlich gern Schule machen darf. Viele Aspekte an der aktuellen Generation der Dampfbürsten sind schon gut bis sehr gut, so beispielsweise auch der Energieverbrauch, wo die Testkandidaten zwischen 1,2 und 1,3 Gramm Wasser pro Wattstunde verdampfen. Auf der Wunschliste der Probanden steht aber ein (noch) unumstößlicher Punkt: mehr Dampfdruck. Eine höhere Leistungsfähigkeit der Geräte ist eine sinnvolle Option für die nächste Generation der Dampfbürsten.