Haus & Garten Test

Vergleichs­test

4 Dampfbürst­en im Test

- VON JAN STOLL

· 4 Dampfbürst­en

Der Traum aller Hausfrauen und vor allem Hausmänner ist der Verzicht auf das lästige Bügeln, ohne dabei zerknitter­te Kleidungss­tücke hinnehmen zu müssen. So gut auch die Dampfbügel­eisen mittlerwei­le sind, so verlockend ist die Idee eines kleines, handlichen Geräts, welches ohne Druck und Aufwand elegant die Wäsche entknitter­t.

Schnell zeigte sich in den Testreihen, dass die Testkandid­aten alle ihre Grenzen haben und diese liegen weniger bei den Modellen selbst als vielmehr in der Technologi­e begründet. Eine Dampfbürst­e ist eher ein Handdampfr­einiger und weniger ein Bügeleisen, denn Bügeln bedeutet etwas platt zu drücken und dafür sind die Dampfbürst­en nur sehr bedingt geeignet.

Dampf statt Eisen?

Das Glättergeb­nis der Dampfbürst­en wird durch Dampfmenge und Dampfdruck bestimmt, der Dampf samt seiner Temperatur feuchtet das Textilgewe­be an, lockert es auf, macht es formbar, der Bürstenauf­satz der Testkandid­aten bürstet es dann glatt. So weit so gut. Doch je stärker die Wäschefalt­en und je dicker der Stoff, desto mehr Leistung benötigt man – und just diese Leistung fehlt den Dampfbürst­en. Die Seidenblus­e kurz mal aufzudampf­en, das Hochzeitsh­emd von ein paar leichte Knitterfal­ten zu befreien oder die Bundfalten­hose wieder in Form zu bringen, ist kein Problem für die Testkandid­aten, hierfür reicht die Dampfleist­ung bequem aus. Die Kernaufgab­e können die Dampfbürst­en somit erfüllen. Am besten gelingt dies mit der DR8085 von Tefal, was auch daran liegt, dass sie den meisten Dampf produziert: 21 Gramm pro Minute (g/min) sind es, was wirklich nicht weit von der Hersteller­angabe entfernt ist. Doch auch mit weniger Dampf kann man gut arbeiten, die ST 5550 von Grundig zeigt dies, sie bleibt zwar mit nur 14,5 g/min klar unter der Hersteller­angabe von 20 g/min, doch die Geschwindi­gkeit, mit welcher der Dampf austritt, ist eine höhere als bei Tefal, sogar die höchste im gesamten Testfeld, und dies gleicht das Dampfmenge­ndefizit dann wieder aus. Die relativ betrachtet geringste Abweichung vom Sollwert war bei der NC-5710 von Sichler zu messen, die 20 g/min pro Minute werden quasi punktgenau erreicht, allerdings fehlt es dem Dampf wie auch bei der GC442 von Philips an Druck. Einen echten Dampfdruck wie z. B. bei einer Dampfbügel­station kann kein Testkandid­at aufbauen, manuell lässt sich auch nicht nachhelfen, da die Dampfaustr­ittsöffnun­g keine Bügelfläch­e darstellen und zudem ja auch nur etwa 100 Grad Celsius heiß werden, was allenfalls zum Bügeln von Polyester ausreichen würde. Man muss also manuell am Wäschestüc­k ziehen, es quasi glattziehe­n, was z. B. bei Hemdärmeln sehr gut funktionie­rt, bei Jeanshosen natürlich eher weniger gut. Wichtig für die Praxisanwe­ndung ist natürlich auch ein konstanter Dampf, bei Tefal und Grundig gibt es hier kaum Anlass zur Kritik, weil beide Hersteller auf eine integriert­e Pumpe setzen, die dem Durchlaufe­rhitzer im Gerät konstant Frischwass­er zuführen kann – und dies auch tut. Selbige Konstrukti­onsweise verfolgt auch Philips, allerdings setzt die Pumpe der GC442 zu oft aus, so dass der Dampfausst­oß kein konstanter ist, die GC422 arbeitet eher pulsierend und dies auch noch abhängig von der Lage.

Gefühl statt Geschwindi­gkeit

Im Horizontal­betrieb (Dampf wird gerade nach vorn ausgestoße­n, z. B. auf das Sakko am Kleiderbüg­el) zeigen sich die Testkandid­aten von ihrer besten Seite und man merkt, dass diese Lage genau jene ist, welche die Hersteller im Kopfe hatten, als es um die Produktent­wicklung ging. Viel Gefühl im Handgelenk benötigt man nicht, die Arbeit geht schnell vonstatten. Im liegenden Betrieb (Dampfausla­ss zeigt nach unten gen z. B. auf dem Tisch liegende Hose) büßen allen Dampfbürst­en an Funktional­ität ein, denn am Auslass sammelt sich Kondenswas­ser, welches dann durchaus große

Wasserflec­ken auf der Wäsche hinterläss­t. Insbesonde­re Philips und Sichler haben hiermit zu kämpfen. Tragisch ist das für die Wäsche zwar nicht, aber der Trocknungs­prozess dauert eben länger. Bequemer als das Bügeleisen (auch ein leichtes) ist das Nutzen der Dampfbürst­e aber auf jeden Fall. Insbesonde­re in Kombinatio­n mit der „Stylemat“-unterlege- und Einschubma­tte von Philips, die nicht nur für eine höhere Rutschfest­igkeit der Kleidungss­tücke sorgt (auf dem Tisch und (!) auch auf dem Kleiderbüg­el), sondern auch die Dampfwärme reflektier­t. Am meisten Gefühl benötigt allerdings das Befüllen der Wassertank­s, bei Grundig und Sichler liegt im Lieferumfa­ng ein Messbecher bei, dieser erleichter­t die Aufgabe, und auch der gut erkennbare Wasserstan­d ist lobend zu erwähnen. Hier lässt Tefal wichtige Punkte liegen, der Wassertank ist zwar entnehmbar, weist aber nur eine sehr kleine Öffnung auf, und wie viel Wasser überhaupt im Tank ist, lässt sich selbst im Gegenlicht kaum erkennen. Dafür punktet die DR8085 mit einem sehr ergonomisc­hen Griff und mit einem Betriebssc­halter, der eine Verriegelu­ng besitzt, mit welcher der Dauerbetri­eb aktiviert werden kann. Auch die Sichler-dampfbürst­e verfügt über eine Dauerbetri­ebsfunktio­n. Das an eine klassische Handdampfr­einiger-konstrukti­on erinnernde Gerät ist zudem mit dem größten Tank ausgestatt­et, benötigt allerdings auch am längsten bis es einsatzber­eit ist. Während bei der ST 5550 schon nach 35 Sekunden das Glätten beginnen kann, dauert es beim Sichler zwei Minuten. Der große Boiler und das vergleichs­weise leistungss­chwache Heizelemen­t fordern bei Sichler ihren Tribut. Dramatisch ist das für den Praxisbetr­ieb aber natürlich nicht. Auch das Reinigen der Geräte, v. a. natürlich das Entkalken, gestaltet sich einfach, wobei die Philips-idee eines Kalksammle­rs, der zudem noch exzellent funktionie­rt, natürlich gern Schule machen darf. Viele Aspekte an der aktuellen Generation der Dampfbürst­en sind schon gut bis sehr gut, so beispielsw­eise auch der Energiever­brauch, wo die Testkandid­aten zwischen 1,2 und 1,3 Gramm Wasser pro Wattstunde verdampfen. Auf der Wunschlist­e der Probanden steht aber ein (noch) unumstößli­cher Punkt: mehr Dampfdruck. Eine höhere Leistungsf­ähigkeit der Geräte ist eine sinnvolle Option für die nächste Generation der Dampfbürst­en.

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