Vergleichstest
6 Akkustaubsauger im Test
· 6 Akkustaubsauger
Eines der wahrhaftig boomenden Marktsegmente im Haushalt ist das der Akkustaubsauger und dies quasi in allen Formen. Besonderer Beliebtheit erfreuen sich die Stielstaubsauger und die 2-in-1-modelle, die über ein Handgerät verfügen. Nun stellen sich aber natürlich zwei Fragen: Warum ist das so und ist es zu Recht der Fall?
Man könnte durchaus die These in den Raum stellen, dass der Widerstand der Käufer gegen die durch die Eu-kommission (Verordnung 666/2013) auf Watt-diät gesetzten Bodenstaubsauger ein Grund für das hohe Interesse an Akkustaubsaugern ist. Man könnte aber auch postulieren, dass die technologische Entwicklung und die damit einhergehenden Fortschritte der Akkustaubsauger ein Grund ist – letzteres ist das der Knackpunkt und lässt sich sogar darstellen.
Staub, Staub, Staub
Vom preislich eher aggressiv gestalteten ATV 252 von Hoover bis zum PremiumModell CX8-78BO von AEG zeigte sich insbesondere bei der Staubaufnahme vom Hartboden ein Bild, welches als sehr gut beschrieben werden darf. Die reine Saugleistung der Testkandidaten reicht mittlerweile bequem aus, um Feinstaub und Sand (Partikelgrößen zwischen 20 Mikrometern und mehreren Millimetern) vom Laminat, Parkett, Fliesen & Co. aufzunehmen und somit den ganz alltäglichen Bodenschmutz erfolgreich zu bekämpfen. Genau dies war noch vor wenigen Jahren nicht der Fall. Die modernen Akkustaubsauger sind mittlerweile aber sogar so gut, dass für diese Reinigungsaufgabe bzw. diese Testreihe noch nicht einmal die höchste Leistungsstufe notwendig ist. Paradeexemplarisch sei hier der CX8-78BO erwähnt, der schon auf mittlerer Leistungsstufe eine quasi perfekte Partikelaufnahme ermöglicht. Gänzlich der reinen Saugleistung kann man die sehr guten Ergebnisse aber nicht zuschreiben, so technologisch präzise muss man sein, denn die motorgetriebene Walzenbürste in der Düse (kurz „Turbodüse“) erleichtert es dem Staubsauger, die Partikel aufzunehmen. Dies zeigt sich u. a. sehr gut am XLR 25, dem Mittelklassemodell der überarbeiteten Colombina-serie von De’longhi, wo im Vergleich zum Vorgänger, der sich auf den ersten Blick kaum von der 2016er Version unterscheidet, eine Walzenbürste verbaut wurde und diese die Ergebnisse in eine ganz andere Dimension hebt, nämlich von einem Ausreichend zu einem Sehr Gut. De’longhi hat aber auch an der Düse an sich Optimierungen vorgenommen, der Staub wird nun nicht mehr geschoben, es bilden sich keine Staubschlieren, und auch die Staubaufnahme entlang von Wänden und in Decken ist eine um Längen bessere. Einen schlauen und bisher einmaligen Weg hat Dirt Devil bei der Düsengestaltung beschritten, dem brandneuen „Cavalier“legt der Bodenpflegespezialist eine spezielle Parkettdüse bei und diese erinnert nicht nur dezent, sondern ganz eindeutig an eine Hartbodenbodendüse moderner Bodenstaubsauger. Das Ergebnis kann sich sehen lassen, denn die Staubaufnahme ist perfekt und dies sogar an der Düsenfront, wo sonst viele Akkustaubsauger und sogar viele Bodenstaubsauger mehr oder weniger schwächeln. Diese Düse in Kombination mit dem Saugergebnis zeigt, dass ein Akkusauger durchaus eine beachtliche Saugleistung aufweisen kann – und ganz nebenbei lässt sich die Düse auch noch perfekt führen, nämlich leichtgängig und sehr wendig.
Fusseln, Fusseln, Fusseln
Der Härtest für jeden Staubsauger ist und bleibt die Partikelaufnahme vom Teppich. Dieser Bodenbelag zeichnet sich durch zwei Aspekte aus, die mit „unkooperativ“noch sehr milde beschrieben sind: Erstens erlaubt er den Schmutzpartikeln das Eingehen einer innigen Verbindung mit den Textilfasern und zweitens stört Teppich auch massiv den Luftstrom an unter bzw. an der Saugdüse. Im und über dem Teppichgewebe entstehen unzählige Mikroluftwirbel, diese rauben dem Luftstrom Kraft und sorgen damit
für eine schlechtere Saugleistung und dementsprechend für schlechtere Saugergebnisse. Allein der CX8-78BO konnte hier ein glattes Gut erreichen, doch sogar der nominell leistungsschwächste Testkandidat, der Samurai 18 von Dirt Devil, zeigte eine Leistung, die nur knapp ein Gut verfehlte. Grund für die somit mindestens befriedigenden Saugergebnisse ist in allen Fällen die Walzenbürste, die eine mechanische Arbeit verrichtet, dabei die Partikel direkt berührt und gen Düsenschlauch schleudert. Mit mehreren hundert Umdrehungen pro Minute tut sie dies und kann somit Ergebnisse erzielen, die auf dem Niveau von Bodenstaubsaugereinsteigerklassenmodellen liegen. Ihre große Stärke zeigt die Walzenbürste aber bei der Faseraufnahme vom Teppich, hier geht sie kraftvoller zu Werke als die allermeisten klassischen Kombi-bodendüsen auch von Oberklassebodenstaubsaugern und dies dürfte insbesondere Haustierbesitzer sehr erfreuen. Kurz gesagt, arbeitet ein moderner Akkusauger mit Walzenbürstendüse kraftvoller, gründlicher und schneller als ein Bodenstaubsauger mit Kombi-düse und dies obwohl der Bodenstaubsauger ein Vielfaches an reiner Saugleistung aufweist. Auch ein Handgerät der 2-in-1-akkustaubsauger profitiert von einer Walzenbürste: der Cavalier. Die Turbodüse kann mit zwei Klicks (lobenswert, da bei Akkustaubsauger Klick-verrieglungen leider sehr selten anzutreffen sind) am Handgerät angebracht werden, was dann z. B. die Reinigung von Couch, Sessel und Pkw-sitzen zum Kinderspiel macht. Alle 2-in-1-testkandidaten, das sei relativierend erwähnt, stehen den reinen Akku-handstaubsaugern aber in nichts nach, mehr noch: Sowohl Starky als auch Samurai profitieren von ihren kraftvollen Akkus und sind praktikabler und funktionaler als die allermeisten 14,4 oder 18 Volt-handakkusauger. Krümel und Sand sind keine Herausforderung, egal ob vom Kinderschreibtisch oder Autositz nach dem Familienurlaub.
Stunden, Stunden, Stunden
Wo viel Energie drinsteckt, kann viel Energie herauskommen, muss aber auch viel Energie wieder hineingesteckt werden, um diese dann nutzen zu können. Soll heißen: Betriebs- und Ladezeiten sind ein schwieriges Thema. Oder? AEG öffnet mit dem CX8-78BO ein Tor zu einer neuen Dimension, stattliche 78 Minuten Betriebszeit verspricht der Hersteller und hält das Versprechen auch! Das Premium-modell läuft und läuft und läuft... ein VW Käfer könnte es kaum besser, allerdings tut der Testkandidat dies natürlich nur auf niedrigster Leistungsstufe. Diese genügt für die schnelle Hartbodenreinigung zwischendurch aus, Staubfusseln werden mühelos aufgesaugt. Steigt aber der Anspruch an die Reinigungsleistung, sinkt auch die Betriebszeit. Das ist physikalisch sehr simpel, denn die Energieaufnahme des Elektromotors steigt, der „Hd-lithium-ionen-akku“genannte Akku der neusten Generation leert sich dann genau wie beim PKW der Treibstofftank einfach schneller. Doch selbst unter Volllast kann der CX8-78BO noch über 20 Minuten betrieben werden und das ist ein Wert, der immer noch ganz bequem für die typischen Anwendungszwecke ausreicht. 20 Minuten CX8-SAUgen bedeutet entspricht in etwa der Reinigung einer 3-Zimmer-wohnung mit 60 Quadratmetern, wo überall (!) Teppich ausgelegt ist – ein Bodenstaubsauger ist auch nicht schneller, dafür aber natürlich unhandlicher. Quasi dieselbe Betriebszeit erzielen auch ATV 252, XLR 25 und Cavalier, am ausdauerndsten ist der Starky, der über eine halbe Stunde betrieben werden kann. Fakir hat hierbei allerdings die Saugleistung nicht zu sehr gedrosselt, als dass der Starky nicht mehr funktional wäre. Den alten „Trick“aus früheren Zeiten, der oftmals bei Billigmodellen aus dem Discounter festzustellen war, tritt also nicht auf, Fakir ist hier ein guter Kompromiss aus Betriebszeit und Saugleistung gelungen. Beim Aspekt der Ladezeit darf sich De’longhi über ein Lob der Probanden freuen, denn diese waren ob der durchschnittlich nur 98 Minuten, die der XLR 25 zum vollen Aufladen benötigt, sehr erfreut. Der Grund für die kurze Ladezeit: der hohe Ladestrom von annähernd 40 Watt. Das De’longhi-ladenetzteil lässt mehr als doppelt so viel Energie fließen wie die Netzteile von AEG, Fakir und Hoover, deren Testkandidaten somit auch deutlich länger zum Aufladen benötigen. Die hier erzielten 3,5 bis
4,5 Stunden sind aber auch kein echter Grund zur Kritik, schließlich ist das Verhältnis von Betriebs- zu Ladezeit auch hier ein wirklich gutes. Ein Mehr an Ladestrom darf man sich bei Dirt Devil wünschen, der Cavalier benötigt als einziger Testkandidat mehr als fünf Stunden für eine Vollladung und in Anbetracht der maximal Betriebsszeit (real 25 Minuten) ist die Ladeeffizienz die mit Abstand geringste. Ein zweiter Kritikpunkt am Cavalier ist sein Betriebsgeräusch, welches mit 83 Dezibel(a) am deutlichsten ausfällt, was aber wiederum doppelt relativiert werden muss. Erstens verfügt der Cavalier über eine andere Bauweise als die Konkurrenten, da sein Motor in direkter Nähe zur Hand des Anwenders liegt, wodurch die Geräuschquelle natürlich auch näher an des Anwenders Ohr verortet ist, und zweitens bleibt er deutlich unter der Schallmauer von 90 DB(A), ist somit nicht wirklich „laut“. Nutzt man die anderen 2-in-1-modelle als Handstaubsauger, sind die ebenfalls geräuschvoller. Und auch die Akku-stielstaubsauger können mehr als deutlich auf sich aufmerksam machen, obwohl hier der Motor fast einen halben Meter weiter weg vom Anwender ist. Die z. B. 78 DB(A) des XLR 25 für Nebenstehende letzt- lich nicht signifikant „leiser“. Am besten schneidet hier der CX8-78BO ab, maximal 74 DB(A) gibt er von sich, gemittelt sind es gar nur 72.
LEDS, LEDS, LEDS
Nach einhelliger Probandenauffassung ist eine Akkuladezustandsanzeige absolute Pflicht, denn diese sorgt auf einen Blick für Gewissheit, ob das Staubsaugen des Kinderzimmers umgehend in Angriff genommen werden kann oder aber eben erst in ein oder zwei Stunden möglich ist. Besonders gute Bewertungen im Teilaspekt der Bedienfreundlichkeit erzielten daher wenig verwunderlich AEG, Hoover und De’longhi. Nachbesserungsbedarf besteht hingegen bei Dirt Devil und Fakir. Deutlich weniger kritisch wurde durchweg die Reinigung der Testkandidaten empfunden, was u. a. daran liegt, dass die Walzenbürsten, die sich unweigerlich mit Fusseln, Fasern und Haaren zusetzen überwiegend sehr einfach entnommen und dann gereinigt werden können. Der Schmutzabscheider beim CX8-78BO namens „Brush Roll Clean“ist hier hervorzuheben, da er während des Betriebs via Druck auf einen Schalter an der Oberseite der Düse für eine Grundreinigung der Walzenbürste sorgt. Auch die Schnellentleerungsfunktion des Zyklonbehälters beim AEG wurde mit Bestnoten bedacht, wobei auch Hoover und Dirt Devil (beim Cavalier) hier sehr gute Bewertungen erhielten. Als besonders gut wurden auch die Ladestation von Fakir und die Zubehöraufnahme bei Samurai (direkt am Gerät) und Cavalier (in der Wandhalterung) bewertet, wobei gerade der Cavalier in zahlreichen Aspekten wie z. B. Dauerbetriebsschalter und Entnahme sowie Reinigung des Abluftfilters aufzeigt, dass schlaue Detaillösungen nicht nur die Noten, sondern auch den ganz konkreten Alltagseinsatz merklich erleichtern. Gerade an solchen Details wird deutlich, dass die Hersteller sich nicht nur der technologischen Basis widmen und hier Fortschritte erzielen, sondern auch den Anwender mit all seinen individuellen Bedürfnissen und Wünschen im Fokus haben. Die Testergebnisse der Kandidaten fallen dadurch allesamt gut bis sehr gut aus, wobei es den „perfekten Akkustaubsauger“aber noch immer nicht gibt. Optimierungspotenziale bestehen auf technologischer und handhabungstechnischer Seite, praktikabel und funktional sind aber alle Geräte. Den passenden Akkustaubsauger zu finden, ist mittlerweile erfreulicher Weise so einfach wie nie zuvor.
Testverfahren
Die Testgeräte: 6 Akkustaubsauger
Funktion: Zur Ermittlung der Saugleistung wird jeder Testkandidat durch einen umfangreichen Testparcours in Anlehnung an DIN EN 60312 geschickt. Bei der Analyse der Reinigungsleistung an Partikeln auf Hartboden werden unterschiedliche Staubarten zwischen 20 und 1 000 Mikrometer ( Mineralstaub, Sand) von einem Hartboden aufgesaugt, wie in jeder Reihe mit der hierfür passenden Leistungsstufe. Selbiges gilt für Auslegeware, wo drei typische Standardmodelle aus dem Fachhandel zum Einsatz kommen (vollsynthetisches Auslegewaren für den Hausgebrauch, Nieder-, Mittel- und Langflor). Anhand dieser Testreihen wird die Staubaufnahme entlang von Wänden und in Ecken gemessen. Diese Note gibt an, wie groß der Reststand ist, also wie gut die Testkandidaten sowohl an den Seiten als auch an der Front der Düse den Staub aufnehmen. Die Faseraufnahme wird auf den drei Auslegewaren getestet, neben Baumwoll-, PVC- und Wollfasern werden hier auch Tierhaare appliziert und dann überprüft, wie umfangreich die Fasern aufgenommen werden konnten. Die Betriebszeit ergibt sich aus der gemittelten Laufzeit auf allen Leistungsstufen. Die 2-in-1-geräte werden zudem auf die Funktionalität der Handgeräte untersucht, die Krümel-, Staub- und Faseraufnahme von Tisch-, Regal- und Polsterflächen konstituieren hier die Teilnote.
Handhabung: Eine Gruppe geschulter Probanden überprüft und bewertet die Funktionalität, Gängigkeit und Ergonomie sämtlicher Bedienelemente. Hierzu gehört auch das Führen/lenken der Staubsaugern auf allen Testböden. Das Betriebsgeräusch wird praxisnah 50 Zentimeter über dem Handgriff gemessen. Bei der Reinigungsnote wird die Modularität und Einfachheit der Reinigung bewertet, dies umfasst neben der Entleerung des Staubcontainers auch die Säuberung Walzenbürste, Filter sowie die Düse an sich. Die Akkuladeeffizienz ergibt sich aus der Relation zwischen Betriebs- und Ladezeit. Die Bedienungsanleitung wird auf die gesetzlich vorgeschriebenen Sicherheitsund Entsorgungshinweise geprüft (spez. für die verbauten Akkus), dann anhand ihrer Qualität (Bilder, Struktur, Zuordnung der Einzelteile, Schriftgröße sowie Anwendungshinweise) bewertet. Bei der Unterbringung werden Parkposition, Ladestation, die Verstauung der Zubehörteile und der Platzbedarf bewertet.
Verarbeitung: Die Probanden bewerten die allgemeine Wertigkeit, eventuelle Klemmstellen, unangenehme Gerüche und das (Nicht)vorhandensein von Graten und scharfen Kanten, sowie die Größe von Spalten und Ritzen, zudem die Passgenauigkeit aller modularen Teile.