Thermokannen
8 Thermo- und Thermopumpkannen im Test
Wie steht es um das Warmhaltevermögen?
Ob Kaffee oder Tee, zum Frühstück auf der Terrasse oder beim Picknick: Heiße Getränke sind fester Bestandteil der Genusskultur. Zuhause frisch vorbereitet gilt es aber, sie später möglichst bequem und vor allem heiß ausschenken zu können. Doch wie lange lassen sich Getränke heiß halten und wie komfortabel ist der Ausschank?
Isolation, Deckelkonstruktion, spezifische Wärmekapazität und das Verhältnis von Oberfläche zu Volumen: Denkt man darüber nach, die erreichte Wärme eines Stoffes oder Körpers – in diesem Falle die Kombination aus heißem Getränk und Thermobehälter – über eine möglichst lange Zeit hinweg zu erhalten, dann gleitet der Verstand schnell in physikalische Überlegungen ab. Körper verlieren Wärme über ihre Oberfläche, dabei kann ganz allgemein gesagt werden, dass während man das Volumen verdreifacht, sich die Oberfläche lediglich verdoppelt. Theoretisch sollte es sich also anbieten, eine möglichst große Menge des liebsten Getränks abzufüllen, um es später entsprechend heiß genießen zu können. Der Kontakt zur Umgebungstemperatur wäre im Verhältnis klein und der Energieverlust entsprechend gering. Doch ist das wirklich nötig und möglich?
Ausdauernd heiß
Um die Antwort an dieser Stelle bereits vorweg zu nehmen: Allen Herstellern der acht getesteten Thermobehälter gelang es, bei ihren Produkten eine ausgereifte Isolierung zum Einsatz zu bringen; ob nun einer Doppelwand aus Edelstahl wie namensgebend bei den Modellen von Isosteel oder mit Glaseinsatz wie bei der NC-2338 von Rosenstein und Söhne. Unabhängig ihres maximalen Füllvolumens schafften es alle Testkandidaten, auch über mehrere Stunden die Temperatur in ihrem Inneren so zu erhalten, dass mindestens und teilweise sogar deutlich über 70 Grad Celsius (°C) erhalten blieben. Ob via Glaseinsatz oder im doppelwandigen Edelstahlkleid: Das Vakuum zwischen Innen- und Außenwand verhindert in allen Fällen erfolgreich den Wärmeübergang von Kaffee & Co. gen Raumluft, paradeexemplarisch bei der BELL von emsa, wo nach sechs Stunden die Kaffeetemperatur noch bei 75°C lag. Bei den Pumpkannen setzt alfi die Referenz mit der Big Spender, über 80°C war hier der Kaffee nach sechs Stunden noch heiß. Zu verdanken ist dies auch dem Verhältnis von Volumen und Oberfläche, welches bei den Thermopumpkannen übrigens durchweg ein günstigeres als bei den normalen Thermokannen ist. Die Warmhalteergebnisse sind also durchweg erfreulich und das erleichtert die Wahl beim Kauf, denn so kann man sich für jenes Volumen entscheiden, dass der eigenen Anwendung am besten entspricht. Die tatsächlichen Füllvolumina lagen bei der Messung jeweils etwas unter der angegebenen Menge, bei keinem Behälter jedoch fehlte mehr als etwa der Inhalt einer kleinen Tasse, sodass man die Angaben als aufgerundete Werte akzeptieren kann. Bevor der heiße, mehr oder weniger große Inhalt genossen werden kann, lohnt es sich, einen genaueren Blick auf die unterschiedliche Varianten des Ausschankverhaltens zu werfen.
Beinahe tropffrei
Hier zeigten sich größere Unterschiede: Im Testfeld der Thermopumpkannen setzten die Hersteller auf zwei verschiedene Mechanismen: Zum Einsatz kamen unterschiedlich dimensionierte Pumphebel bei der Big Spender und der PRONTO sowie Pumptaster beim Airpot von Allpax und der NC-2338 von Rosenstein und Söhne. Durch ihre Leichtgängigkeit und mit definiertem Strahl gelang es der Big Spender in Sachen Dosierung eine klare Referenz zu setzen. Dabei versiegte der Strahl unmittelbar, sobald man den Druck von ihrem massiven Metallhebel nahm, sodass es zu keinerlei Nachtropfen kam. Gleiches gelang der NC-2338, beide Modell erreichten in der Kategorie Pumpen/dosieren die Bestnote. Die
emsa verhielt sich durch ihren sehr leichtgängigen Drehboden beim Pumpen sehr unruhig, tropfte jedoch ebenfalls kaum nach. Ein durchschnittliches Ergebnis lieferte die Allpax, deren Pumptaster einen spürbar höheren Kraftaufwand verlangte, eher zum Nachtropfen neigte und pro Hub sehr unterschiedliche Mengen abgab. Die Messung ergab eine Menge von 140 Milliliter (ml) nach zehn mal Pumpen, während die anderen Kandidaten zwischen 60 und 100 ml pro Hub erreichten. Im Feld der Thermokannen konnte die schlanke Isosteel VA-9346K durch ihre große, breite Tülle und den Klappdeckel am schnellsten Ausschenken, war aber auch die einzige, deren Tüllengeometrie einen laufenden Tropfen zuließ. Ihr Schwestermodell VA-9348K, die Thermokanne von Tedi als auch die emsa BELL erlaubten mittels Daumenbetätigung am Schraubdeckel einen geringeren Durchfluss, verhinderten aber durch Geometrie oder Auffanglippen jegliches Tropfen.
Fast sauber
Im Bereich der Thermopumpkannen erleichtern alle Kandidaten durch ihre Modularität – und die emsa und die Allpax durch ihre abnehmbaren Deckel – dem Anwender das Reinigen. Eine langfristig wohl kaum zu vermeidende Schmutzstelle teilen sie sich jedoch alle: Unter der Öffnung für das Befüllen befinden sich hinterschnittene Kanten bzw. bei der alfi und dem Modell von Rosenstein & Söhne eine fest verbaute Dichtung. Hier kann für die Reinigung ein erhöhter Aufwand erforderlich sein; ebenso für die Schraubdeckel der drei Thermokannen, die nach der Benutzung gründlich gespült werden sollten. An dieser Stelle kann man der vollständig aus Edelstahl gefertigten Isosteel VA-9346K das bereits erwähnte mögliche Tropfen dadurch ver- geben, dass bei ihr auf die Verwendung von Kunststoff verzichtet wurde und somit keine Rückstände verbleiben.
Insgesamt edel
Für diese wertige Verarbeitung erlangte sie im Test die Note Sehr Gut, die sie sich mit ihrer Schwester VA-9348K und der Thermokanne von emsa teilt. Letztere bringt mit ihrem innen gummiertem Griff ein angenehmes Detail mit; auch der Preis/leistungssieger von Tedi wusste mit solider Verarbeitung zu überzeugen, dass es sich um eine Thermokanne handelt, die nicht einmal 10 Euro kostet, merkt man ihr kaum an. Die größten Unterschiede zeigten sich erwartungsgemäß beim Bruchtest, den Aufprall mit dem Kannenboden voran überstanden alle Testkandidaten, auch die Glasinnenbehälter splitterten lobenswerterweise nie. Am empfindlichsten zeigten sich durchweg die Deckel-konstruktionen, die einen Aufprall nur in 50 Prozent der Fälle überstanden. Henkel-absplitterungen bis hin zu Brüchen am Pumpenhebel waren zu ermitteln, wo immer Kunststoff die Aufprallenergie aufnehmen muss, ist das Bruchrisiko also ein hohes. Überbewerten sollte man die Ergebnisse allerdings nicht, denn die Testkandidaten werden nicht mit „bruchsicher“oder ähnlichen Versprechen beworben. Zu loben sind aber die sehr preiswerten Modelle von Tedi sowie Rosenstein & Söhne. Insgesamt ähneln sich alle getesteten Modelle in Sachen Funktion stark und erfüllen auch ihre Kernaufgabe, sodass jedes von ihnen den Weg auf den Gartentisch oder in den Picknickkorb ohne weitere Probleme finden darf. Dass ein exzellentes Warmhaltevermögen nicht „teuer“sein muss und dass ein hoher Kaufpreis nicht automatisch ein sehr gutes Ergebnis garantiert, wurde ebenfalls deutlich – die folgende Tabelle gibt hierüber detailliert Aufschluss.