Ratgeber: destilliertes Wasser
Ratgeber: destilliertes Wasser
Kalkstein ist ein exzellentes Baumaterial, ein Speichergestein für Erdöl sowie Erdgas und an Englands Südküste ein Touristenmagnet. Im Haushalt kann man auf ihn aber bestens verzichten, da stört das namensgebende chemische Hauptelement Calciumcarbonat nämlich sehr. Es lagert sich besonders gern an Heizelementen ab, weshalb sowohl Energieeffizienz als auch Leistungsfähigkeit und dadurch Erhitzungsdauer in Mitleidenschaft gezogen werden – das gilt für Waschmaschinen wie auch für Wasserkocher oder Bügelgeräte. Der hierfür verantwortliche chemische Prozess der Umwandlung des im Wasser gebundenen Calciumhydrogencarbonats in Calciumcarbonat ist leider nicht zu verhindern. Aus dem Wasser „flockt der Kalk aus“sobald das Wasser auch nur in der Nähe des Siedepunktes gerät, wobei die Stärke des Ausflockens natürlich abhängig vom Härtegrad des Wassers (Calciumhydrogencarbonat ist hierfür hauptverantwortlich) und der Erhitzung des Wassers ist. Es liegt somit auf der Hand, dass man hier und da direkt zu „kalkfreiem Wasser“greifen sollte, doch welches ist kalkfrei – und warum?
Kalkfreies Wasser
Es gibt zwei Arten von „kalkfreiem Wasser“: Das destillierte, welches oft und gern von den Herstellern von Bügelgeräten empfohlen wird, und das de-mineralisierte, welches auf den ersten Blick eher ein Insider-tipp ist. Die Wasser-destillation ist ein sehr einfacher Prozess, schließlich geht es nur um das Verdampfen des Wassers samt anschließendem Auffangen des Kondenswassers. Im Verdampfungsgefäß bleiben Salze, organische Stoffe, tote Mikroorganismen und eben der Kalk zurück. Das destillierte Wasser nimmt bei Kontakt mit der Luft übrigens Kohlenstoffdioxid auf und wird daher etwas sauer (ph-wert von 5). Die Destillation ist zwar sehr simpel, allerdings ist das erzeugte Wasser („Aquadest“) nicht gänzlich rein (z. B. für den Pharma-sektor also noch nicht nutzbar) und die Destillation ist ein sehr energieaufwändiger Prozess. Aus diesem Grunde erfreut sich das demineralisierte Wasser einer steigender Beliebtheit und um dieses zu erlangen, braucht es nur einen Ionentauscher. Dieser ist heutzutage quasi in jedem Geschirrspüler zu finden und eigentlich auch nicht kompliziert: Die „störenden“Ionen (z. B. Calcium-kationen) werden am Ionenaustauschermaterial (meist ein Kunstharz) gebunden, dieses gibt dann zum Ausgleich eine entsprechende Ladungsmenge an bereitstehendem Kationen ab (z. B. Natrium-kationen). Irgendwann ist der Ionentauscher natürlich mal mit Calcium-kationen gesättigt, dann regeneriert man ihn z. B. mit Natriumchlorid, also Kochsalz. Das Ionentauschen ist ein energiesparender Prozess, chemisch unbedenklich, allerdings auf organischer Ebene kein so effektiver wie das Destil- lieren. Doch die Trinkwasserverordnung ist in Deutschland eine außergewöhnlich harte und wenn man Leitungswasser schon bedenkenlos trinken kann, so ist das entkalkte Wasser erst recht nicht „giftig“oder ungenießbar.
Euro und VDE
De-mineralisiertes Wasser ist sehr kostengünstig in jedem Supermarkt zu bekommen. Fünf Liter kosten nicht einmal zwei Euro – und oft steht in großen Lettern „Destilliertes Wasser“und in kleineren Lettern „nach VDE 0510“auf der Verpackung. Und das heißt was? Der Verband der Elektrotechnik Elektronik Informationstechnik e. V. regelt die Güte des Wassers und die Verordnung 0510 im speziellen das de-mineralisierte. Es handelt sich also gar nicht um destilliertes Wasser, sondern um „ent-ionisertes“, also de-mineralisiertes Wasser. Ist das ein Werbetrick? Man kann es so bezeichnen, man kann auch härtere Worte wählen, aber – und das ist entscheidend – für den Anwender macht dies keinen echten Unterschied. Beide Wassersorten gibt es seit der Markteinführung von Dampfbügeleisen unter dem Begriff „Bügelwasser“. Beide Wassersorten kann man für alle haushaltsüblichen Zwecke verwenden und eignen sich z. B. sehr gut als Teeoder Kaffeewasser. Angst vor einer Entmineralisierung muss man nicht haben, solange man sich halbwegs ausgeglichen ernährt.
Was ist der Unterschied zwischen de-mineralisiertem und destilliertem Wasser? Warum wird destilliertes Wasser sauer? Wie kann man Bügelgeräte sinnvoll vor dem Verkalken schützen und muss man dies überhaupt?