Haus & Garten Test

Ratgeber: destillier­tes Wasser

Ratgeber: destillier­tes Wasser

- VON JAN STOLL

Kalkstein ist ein exzellente­s Baumateria­l, ein Speicherge­stein für Erdöl sowie Erdgas und an Englands Südküste ein Touristenm­agnet. Im Haushalt kann man auf ihn aber bestens verzichten, da stört das namensgebe­nde chemische Haupteleme­nt Calciumcar­bonat nämlich sehr. Es lagert sich besonders gern an Heizelemen­ten ab, weshalb sowohl Energieeff­izienz als auch Leistungsf­ähigkeit und dadurch Erhitzungs­dauer in Mitleidens­chaft gezogen werden – das gilt für Waschmasch­inen wie auch für Wasserkoch­er oder Bügelgerät­e. Der hierfür verantwort­liche chemische Prozess der Umwandlung des im Wasser gebundenen Calciumhyd­rogencarbo­nats in Calciumcar­bonat ist leider nicht zu verhindern. Aus dem Wasser „flockt der Kalk aus“sobald das Wasser auch nur in der Nähe des Siedepunkt­es gerät, wobei die Stärke des Ausflocken­s natürlich abhängig vom Härtegrad des Wassers (Calciumhyd­rogencarbo­nat ist hierfür hauptveran­twortlich) und der Erhitzung des Wassers ist. Es liegt somit auf der Hand, dass man hier und da direkt zu „kalkfreiem Wasser“greifen sollte, doch welches ist kalkfrei – und warum?

Kalkfreies Wasser

Es gibt zwei Arten von „kalkfreiem Wasser“: Das destillier­te, welches oft und gern von den Hersteller­n von Bügelgerät­en empfohlen wird, und das de-mineralisi­erte, welches auf den ersten Blick eher ein Insider-tipp ist. Die Wasser-destillati­on ist ein sehr einfacher Prozess, schließlic­h geht es nur um das Verdampfen des Wassers samt anschließe­ndem Auffangen des Kondenswas­sers. Im Verdampfun­gsgefäß bleiben Salze, organische Stoffe, tote Mikroorgan­ismen und eben der Kalk zurück. Das destillier­te Wasser nimmt bei Kontakt mit der Luft übrigens Kohlenstof­fdioxid auf und wird daher etwas sauer (ph-wert von 5). Die Destillati­on ist zwar sehr simpel, allerdings ist das erzeugte Wasser („Aquadest“) nicht gänzlich rein (z. B. für den Pharma-sektor also noch nicht nutzbar) und die Destillati­on ist ein sehr energieauf­wändiger Prozess. Aus diesem Grunde erfreut sich das deminerali­sierte Wasser einer steigender Beliebthei­t und um dieses zu erlangen, braucht es nur einen Ionentausc­her. Dieser ist heutzutage quasi in jedem Geschirrsp­üler zu finden und eigentlich auch nicht komplizier­t: Die „störenden“Ionen (z. B. Calcium-kationen) werden am Ionenausta­uschermate­rial (meist ein Kunstharz) gebunden, dieses gibt dann zum Ausgleich eine entspreche­nde Ladungsmen­ge an bereitsteh­endem Kationen ab (z. B. Natrium-kationen). Irgendwann ist der Ionentausc­her natürlich mal mit Calcium-kationen gesättigt, dann regenerier­t man ihn z. B. mit Natriumchl­orid, also Kochsalz. Das Ionentausc­hen ist ein energiespa­render Prozess, chemisch unbedenkli­ch, allerdings auf organische­r Ebene kein so effektiver wie das Destil- lieren. Doch die Trinkwasse­rverordnun­g ist in Deutschlan­d eine außergewöh­nlich harte und wenn man Leitungswa­sser schon bedenkenlo­s trinken kann, so ist das entkalkte Wasser erst recht nicht „giftig“oder ungenießba­r.

Euro und VDE

De-mineralisi­ertes Wasser ist sehr kostengüns­tig in jedem Supermarkt zu bekommen. Fünf Liter kosten nicht einmal zwei Euro – und oft steht in großen Lettern „Destillier­tes Wasser“und in kleineren Lettern „nach VDE 0510“auf der Verpackung. Und das heißt was? Der Verband der Elektrotec­hnik Elektronik Informatio­nstechnik e. V. regelt die Güte des Wassers und die Verordnung 0510 im speziellen das de-mineralisi­erte. Es handelt sich also gar nicht um destillier­tes Wasser, sondern um „ent-ionisertes“, also de-mineralisi­ertes Wasser. Ist das ein Werbetrick? Man kann es so bezeichnen, man kann auch härtere Worte wählen, aber – und das ist entscheide­nd – für den Anwender macht dies keinen echten Unterschie­d. Beide Wassersort­en gibt es seit der Markteinfü­hrung von Dampfbügel­eisen unter dem Begriff „Bügelwasse­r“. Beide Wassersort­en kann man für alle haushaltsü­blichen Zwecke verwenden und eignen sich z. B. sehr gut als Teeoder Kaffeewass­er. Angst vor einer Entmineral­isierung muss man nicht haben, solange man sich halbwegs ausgeglich­en ernährt.

Was ist der Unterschie­d zwischen de-mineralisi­ertem und destillier­tem Wasser? Warum wird destillier­tes Wasser sauer? Wie kann man Bügelgerät­e sinnvoll vor dem Verkalken schützen und muss man dies überhaupt?

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