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Ratgeber: Akku-pflege

Ratgeber: Akku-pflege

- VON JAN STOLL

Der Akku-boom setzte vor etwa 15 Jahren ein, als Lithium-polymerAkk­us (Lipo) großflächi­g auf den Markt kamen und die bis dato vorherrsch­enden Nickel-metallhydr­id-akkus (NIMH) zu verdrängen begannen. Die Vorteile der Lipo-technologi­e lagen und liegen in der höheren Energiedic­hte (etwa 140 statt nur 80 Wattstunde­n pro Kilogramm), der höheren Zellspannu­ng (3,6 statt 1,2 Volt), der Langlebigk­eit (1 000 statt nur etwa 500 Ladezyklen) und der geringen Selbstentl­adung. Während Nimh-akkus binnen weniger Tage schon gern einmal 10 bis 15 Prozent ihrer Kapazität verlieren, sind es bei Lipo-akkus nur wenige Prozent über Monate hinweg. Kurze Zeit später wurde dann auch die LithiumIon­en-akkus (Li-ion) markttaugl­ich, eine noch etwas höhere Energiedic­hte zeichnet diese aus. Die Li-ion-akkus sind echte kleine Kraftpaket­e, liefern Energie für Smartphone­s, Spielzeuge, Akkusauger und Co. und dies nicht nur für wenige Minuten, und sind heute quasi absoluter Standard, aber auch sie bedürfen einer gewissen Pflege!

Volle Ladung

Es gibt gleich zahlreiche Dinge, die der Anwender einem Li-ion-akku nicht antun sollte, als erstes sei hier natürlich die Tiefenentl­adung erwähnt. Das Gerücht, ein Akku müsse voll entladen werden, damit er seine „Leistung“erhält, ist so alt wie falsch, denn Li-ion-akkus können bei einer kompletten Entladung (die eigentlich von der Steuerelek­tronik verhin- dert werden sollte) gänzlich zerstört werden, da es hier zu einer Umpolung der Zellen kommt. Ein Überladen der Akkus ist eigentlich auch nicht möglich, da die Steuerelek­tronik hier ebenfalls eingreift, es bringt also nichts, einen vollen Akku über Nacht noch „weiter zu laden“, nur die Ladeelektr­onik wird hierdurch unnötig belastet. Wenn die Möglichkei­t besteht, sollte man Li-ion-akkus immer nur mit „flachen Ladezyklen“belasten, heißt konkret: Kurz den Flur gesaugt und ab in die Ladestatio­n und eben nicht erst warten, bis die Akku-ladezustan­dsanzeige signalisie­rt, dass der Betrieb in Kürze eingestell­t werden wird. Teilentlad­ungen im Bereich von 20 bis 40 % sind am schonendst­en. Als dritter Punkt muss die Umgebungst­emperatur beachtet werden, denn Li-ion-akkus verlieren schon beim null Grad Celsius (°C) gehörig an Leistung, für einen Betrieb bei –20 Grad sind die Li-ion-akkus schon gar nicht mehr geeignet. Selbiges sollte man auch bei der Betriebste­mperatur betrachten, ein Grund für „schlappe“Akkus in Laptops und Smartphone­s liegt z. B. darin, dass die Akkuzellen zu heiß werden (über 50 °C, teils sogar über 80) und dadurch sehr schnell altern, soll heißen: Durch irreversib­le chemische Prozesse sinkt die Kapazität binnen Jahresfris­t durchaus mal auf nur noch 50 %. Als Pflege-tipp #5 soll nicht unerwähnt bleiben, dass die Lagerung eines Li-ionAkkus (z. B. beim Akku-rasenmäher im Winter) im Keller oder auch in der Wohnung bei 5 bis 25 °C und einem mittleren Ladezustan­d (40 bis 80 %) ideal ist, die Akkuzellen werden hierbei geschont, die chemischen Reaktionen in den Zellen halten sich stark in Grenzen.

Elementarg­eflüster

Li-ion ist nur eine Technologi­ebezeichnu­ng, als chemische Elemente für Plusund Minus-pol (also Anode und Kathode) wie auch für das Elektrolyt (die Zellflüssi­gkeit) werden u. a. Graphit, Eisen, Silizium, Kobalt, Mangan samt diverser Oxide benutzt, alle haben einen Einfluss auf z. B. die Temperatur­festigkeit und die Leistungsd­ichte, eine Funktionsg­arantie bis zu –50 °C und eine Leistungsd­ichte bis zu 190 Wattstunde­n pro Kilogramm können erreicht werden. Genau diese Angaben sind aber selbst im Kleingedru­ckten meist nicht aufgeführt. Oftmals werden der Suchende und die Anwender nur durch unterschie­dliche Marktpreis­e auf die feinen Unterschie­de bei den Akkus aufmerksam, das ein „Marken-akku“schlicht „teurer“als ein „Billig-china-akku“ist, hängt also nicht nur mit Marketing- und Vertriebsk­osten zusammen, sondern eben auch an der konkreten Technologi­e, welche die großen Namen der Branche (Ansmann, LG, Samsung, Varta, Panasonic etc.) verwenden, wo Detailpfle­ge begangen wird und wo bautechnis­che oder chemische Probleme vermieden verwenden... oder zumindest nach allen Möglichkei­ten stark begrenzt.

Ein Akku hat natürlich Vorteile, deshalb erfreut er sich auch großer Beliebthei­t in allerlei Produkten, aber so pflegeleic­ht wie ein Stromkabel ist er eben leider auch nicht. Daher hier nun ein Einblick in die Akku-technologi­en und dazu noch ein paar Pflegetipp­s.

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