Standmixer
· 11 Geräte im Vergleichstest
Wie für alle Mixer gilt auch beim Standmixer die Devise: Man kann ihn in der Küche stehen haben und das schadet auch nicht, man muss es aber nicht zwangsläufig. Der Standmixer gehört – das muss man ganz klar sagen – durchaus zu einer aussterbenden Spezies, denn die Hochleistungsmixer (für die Green Smoothies) werden Jahr um Jahr preislich attraktiver (mittlerweile gibt es richtig gute Modelle für unter 200 Euro) und die Mini-smoothie-mixer verzücken durch Kompaktheit, Preis und natürlich die praktischen Trinkflaschen. Was haben da denn die klassischen, großen Standmixer zu bieten? So einiges!
Mehr Leistung
Wann immer eine Produktgruppe in Schwierigkeiten gerät, neigen die Hersteller dazu, die Produktgruppe attraktiver zu machen und ganz einfach geht dies durch ein Mehr an angebotener Leistung. Waren vor wenigen Jahren noch üblicherweise dreistellige Watt-bereiche der Standard, darf man mittlerweile davon sprechen, dass 1 000 Watt schon zum guten Ton gehören – oder auch noch mehr wie beim MX 2 Plus von Steba mit stattlichen 1 250 Watt. Das sind Werte, die jüngst noch den Hochleistungsmixern vorbehalten waren und diese Werte lassen in Sachen Funktionalität einiges erwarten. In der Fruchtsmoothie-testreihe stellte sich auch schnell heraus, dass die Spitzenmodelle auch im Härtetest richtig gute Ergebnisse erzielen können. Allen voran Caso mit dem Novea B4 und WMF mit dem Kult X Multifunktionsmixer wissen hier zu überzeugen und verfehlen eine sehr gute Teilnote nur denkbar knapp. Auch im Mittelfeld bei den preislich eher aggressiv gestalteten Testkandidaten lassen sich durchweg gute Ergebnisse beobachten, das Fruchtfleisch von Apfel und Pfirsich wird sehr fein gemixt, die Textur fällt somit glatt aus, nur bei der Obstschale kommen die Standmixer dann an ihre Grenzen. Da dies alle Testkandidaten tun just dies auch bei den Mini-smoothie-mixern der Fall ist (der Quervergleich sei erlaubt), muss man natürlich fragen, wie dies denn zu begründen ist. An der offiziellen Maximalleistung kann es nicht liegen, diese ist über jeden Zweifel erhaben und auch wenn man die Standmixer bis zum Limit befüllt und direkt die Pulsfunktion nutzt, beginnen die Testkandidaten äußert kraftvoll und (nahezu) unbeeindruckt mit ihrer Arbeit. Besser ist es natürlich mit niedriger Leistungsstufe zu beginnen, damit das Obst erst einmal grob zerkleinert werden kann, ohne dass hierbei der Motor (v.a. die Antriebswelle) unnötig belastet wird. Man könnte natürlich sagen, dass Apfel- und Pfirsichschale schon eine echte Herausforderung sind, weil diese hart bzw. faserig sind, aber genau das macht einen Härtetest ja aus – und ganz abgesehen davon sind diese Früchte für einen Smoothie ja auch nicht nur sinnvoll, sondern auch sehr wohlschmeckend. Es liegt somit letztlich an den Standmixern selbst, dass keine sehr guten Ergebnisse gemixt werden, und um genau zu sein, liegt es an der Maximaldrehzahl. Zwar wird (herstellerseitig) oftmals mit Drehzahlen jenseits von 20 000 Umdrehungen pro Minute (U/min) geworben, unter Last wird diese Drehzahl aber natürlich nicht erreicht – ganz ähnlich wie bei einem Auto, wenn man mit diesem berg- auf fährt. Für Früchte wie Banane oder halt das Fruchtfleisch von Apfel und Pfirsich genügt diese Drehzahl aus, für die Schale allerdings nichts. Da hilft es auch nicht, mehr Messer zu verbauen, denn die Anzahl der Schnittkontakte ist nicht wirklich relevant. Viel mehr zählt es, die Unterschiede der Trägheitsmomente zwischen Messer und Mixgut zu nutzen und diese sind bei beispielsweise 18 000 oder 22 000 U/min nun einmal deutlich geringer als bei 30 000 U/min und mehr.
Mehr Messer
Das Ergebnis kann man sehen und fühlen, nicht nur unter Lupe oder im Kameramakro, sondern mit bloßem Auge und eben auch auf der Zunge, wo sich partout keine durchweg glatte Textur einstellen möchte. Zumindest bei den Top-testkandidaten ist das aber alles – so fair muss man sein – ein Jammern auf hohem Niveau und für den alltäglichen Smoothie-bedarf stellt das auch alles kein wirkliches Problem dar. Den TopGeräten ist übrigens eines gemein: Sie alle setzen auf Flachschliffmesser. Hier bestätigt sich wieder einmal die bereits vor Jahren, beim ersten Test, gewonnene Erkenntnis, dass dieser Messertypus sauberer schneidet als die gezahnten Messer. An den Zähnen bilden sich Massen an Mikrowirbeln und damit steigt die Chance für Obstschalenfetzen enorm. Mehr Messer bedeuten übrigens auch mehr Widerstand, auch dies kann sich sogar – obwohl auf den ersten Blick unverständlich wirkend – negativ auf das Mix-ergebnis auswirken. Daher ist die im Test gezeigte Leistung des sechsflügeligen Messers im WMF Kult X Multifunktionsmixer doppelt hoch anzurech-
nen. Wobei man relativierend natürlich festhalten muss, dass die Messerflügel kurz sind und der Krug ein schmaler ist. Das alles aber ergibt letztlich eine gelungene Messer/krug-geometrie und diese ist wahrlich nicht einfach zu realisieren. Für die Zubereitungsdauer ist die Messeranzahl hingegen prinzipiell förderlich, solange es nicht in den Grenzbereich geht. Die besten Testkandidaten benötigen nur addierte 100 Sekunden für beide Praxistestreihen, der Novea B4 setzt sich aber auch hier an die Spitze und benötigt noch einmal 15 Sekunden weniger. Und ist damit im Übrigen auch der einzige Testkandidat, der nur 45 Sekunden für den Smoothie benötigt bis das feinstmögliche Ergebnis realisiert wird. Bei allen anderen dauert die Zubereitung mindestens 15 Sekunden länger. Wesentlich einfacher ist das Mixen klassischer Milchshakes. Das zeigte sich auch diesmal im Test deutlich. Sehr gute Ergebnisse wurden mehrfach erzielt, selbst von sehr preiswerten Testkandidaten wie dem Herakles von Klarstein, der eine glatte, feine Textur beim Manga-bananen-milchshake in den Krug und dann auf die Zunge zaubert. Generell fiel der Shake weniger luftig als der Smoothie aus, in die Milch wird auch dank der eher mehligen Banane weniger Luft unterge- hoben als beim Obstsmoothie. Allein der MX 3 Compact von Steba widersetzt sich erfolgreich der Mix-theorie und erzeugt sehr luftige Shakes – für die Bewertung spielt das keine Rolle. Eine deutliche Cremigkeit lieferte der kompakte Steba trotzdem und letztlich kann auch ganz simpel durch die Zugabe eines Teelöffels Joghurt für die perfekte Cremigkeit gesorgt werden - das ist aber selbstverständlich ebenfalls Geschmackssache.
Mehr Schnee
Ganz und gar nicht mit „Geschmackssache“zu relativieren, sind die Ergebnisse beim Eis-crushen, denn hier lassen alle Testkandidaten gehörig Punkte liegen. Prinzipiell ist ein Standmixer aufgrund seiner Bauweise zwar sowieso nicht sonderlich gut für das Erzeugen von Eissplittern geeignet, aber die neue Generation der Standmixer beherrscht diese Funktion noch weniger als die Vorgänger. Ob manuell oder im Ice-crush-programm, was auch fast schon zum guten Ton gehört, ob nur eine Hand voll Eiswürfel oder ein gut gefüllter Mixbecher, ob mit einem Esslöffel Wasser dazu oder mit mehreren hundert Millilitern: Die Eissplitter mit einer gewünschten Größe zwischen 5 bis 10 Millimetern waren nur sehr selten zu sehen. Über die Zugabe von etwas Wasser muss man nicht philosophieren (das schützt die Antriebswelle unter den Messer vor einer schnellen Überhitzung), über die Messer- und Mixkruggeometrie aber kann man dies sehr wohl. In schmalen Mixkrügen wie bei Grundig, WMF, Rosenstein & Söhne staut sich das Eis schnell in der Vertikalen, bei eher hochstehenden Messern im Fall von Steba MX 2 Plus und WMF können sich ganze Eiswürfel den Messeflügeln entziehen und kurze Messer wie bei MX 3 Compact sorgen dann dafür, dass sich die Eiswürfel seitlich am Krug sammeln und ebenfalls nicht klein geschlagen werden können. Dann kommt es in vielen Fällen dazu, dass ganze oder halbe Eiswürfel auf und über den Messern förmlich tanzen, immer wieder hochgeschleudert werden, und durch die sehr kurzen peripheren Kontakte kommt es zum Abhobeln von kleinsten Eissplittern und es entsteht das, was man landläufig als „Eisschnee“bezeichnet. Für einen Slushy ist das ideal, für Cocktails wie Caipirinha, Mojito oder Bramble alles andere als gut.
Mehr Schalter
Man könnte fast meinen, das Ende der Zeit der simplen Bedienelemente sei eingeläutet, wenn Standmixer mit Display
und Laufzeitanzeige mit acht beleuchteten Funktionstasten und einer variablen Puls-funktion ausgestattet sind. Doch es gibt sie noch, die ganz klassischen Bedienelemente. Grundig beim Delisia SM 8680 und WMF beim Kult X zeigen diese sogar bei Premiummodellen und in beiden Fällen zeigt sich die Bedienung von ihrer besten Seite. Aber auch das große Bedienfeld vom Novea B4 weiß absolut zu überzeugen, wie auch der neue Standard (ein Drehrad mit drei Programmtasten bei Klarstein, Team Kalorik oder Severin), an den man sich schnell gewöhnt und der trotzdem noch simpel gehalten ist. Die Bedienelemente an sich sind ausgereift. Bei der Deckelhandhabung aber taten sich erstaunlich große Unterschiede auf. Da die Deckel dicht schließen müssen, dürfen sie nicht zu locker sitzen, sondern müssen auf Dichtungslamellen setzen. Bei Caso, Grundig und Team Kalorik behindern diese aber erfreulicher Weise nicht den Nutzer beim schnellen, kraftsparenden Öffnen des Deckels. Deutlich fester sitzt der Deckel aber z. B. bei Severin und WMF. Severin hat zum Glück zwei kleine Hebelchen seitlich am Deckelrand angebracht. Mit dem robusten Einsatz der Kraft des Daumens lässt sich der Deckel dann flink öffnen. Bei WMF sorgt übrigens der geringe Durchmesser des Deckels an sich für eine dann doch gute Handhabung. Beim MX 2 Plus kam es beim Eis-crush-test zum Kuriosum, dass der Deckel durch die nach oben geschleuderten Eiswürfel angehoben wurde und sich sogar einen Spalt öffnete – der sehr leichtgängig zu öffnende Deckel sitzt in diesem Falle sogar etwas zu locker. Da es aber generell ratsam ist, gerade beim Eis-crushen den Mixer festzuhalten, am besten die zweite Hand auf den Deckel zu legen, soll diese Auffälligkeit nicht überbewertet werden. Prinzipiell gut lassen sich alle Testkandidaten reinigen, ein paar Tropfen Spülmittel, dazu etwas warmes (nicht heißes!) Wasser und ein Kurzbetrieb direkt nach dem eigentlichen Mixen genügen wie gewohnt. Wenn doch einmal das schnelle Reinigen vergessen wurde, bieten zahlreiche Geräte eine modulare Messerbasis an, mit einem Dreh (am einfachsten bei Grundig und Team Kalorik) lässt sich der Krugboden samt Dichtungsring und Messerblock schnell herausnehmen und gründlich reinigen. Schnelligkeit ist ja ein Thema, welches in der Küche und im Haushalt an sich ein immer größeres Maß an Aufmerksamkeit beansprucht. Das gilt auch für Mixer, jedoch nicht allein in Bezug auf die Zubereitungsdauer im Sinne der Funktion, sondern auch bei der Lärmbelästigung. Einzig und allein der Delisia SM 8680 blieb bei der Betriebsgeräuschmessung unter der Schallmauer von 80 Dezibel(a). Alle anderen Testkandidaten sind nicht mehr wirklich als „angenehm leise“zu bezeichnen. Die 81,5 DB(A) bei Klarstein, Severin und Gastroback sind sicherlich unkritisch zu werten, aber schon die 85,5 DB(A) beim Novea B4 dürften als „laut“empfunden werden. Bei den 88 DB(A) des MX 3 Compact und den gar 90 DB(A) des NX-8564 von Rosenstein & Söhne darf der Anwender dann auch im Sinne der guten nachbarschaftlichen Beziehungen zu einem schalldämmenden, großen, dicken Handtuch greifen und dieses während der Prozedur um den Mixkrug wickeln. Abgesehen von der Eis-crush-schwäche beweisen die Testkandidaten, vor allem natürlich die Bestplatzierten, dass Standmixer auch anno 2017 noch eine absolute Berechtigung haben, in der Küche zu stehen und dabei mehr als ein Blickfang zu sein. Dass preiswerte Modelle trotzdem funktional sein können und dass die grundlegende Mixfunktionalität abermals gestiegen ist, darf nach den Testergebnissen abschließend ebenfalls behauptet werden.