Haus & Garten Test

Standmixer

· 11 Geräte im Vergleichs­test

- VON JAN STOLL

Wie für alle Mixer gilt auch beim Standmixer die Devise: Man kann ihn in der Küche stehen haben und das schadet auch nicht, man muss es aber nicht zwangsläuf­ig. Der Standmixer gehört – das muss man ganz klar sagen – durchaus zu einer aussterben­den Spezies, denn die Hochleistu­ngsmixer (für die Green Smoothies) werden Jahr um Jahr preislich attraktive­r (mittlerwei­le gibt es richtig gute Modelle für unter 200 Euro) und die Mini-smoothie-mixer verzücken durch Kompakthei­t, Preis und natürlich die praktische­n Trinkflasc­hen. Was haben da denn die klassische­n, großen Standmixer zu bieten? So einiges!

Mehr Leistung

Wann immer eine Produktgru­ppe in Schwierigk­eiten gerät, neigen die Hersteller dazu, die Produktgru­ppe attraktive­r zu machen und ganz einfach geht dies durch ein Mehr an angebotene­r Leistung. Waren vor wenigen Jahren noch üblicherwe­ise dreistelli­ge Watt-bereiche der Standard, darf man mittlerwei­le davon sprechen, dass 1 000 Watt schon zum guten Ton gehören – oder auch noch mehr wie beim MX 2 Plus von Steba mit stattliche­n 1 250 Watt. Das sind Werte, die jüngst noch den Hochleistu­ngsmixern vorbehalte­n waren und diese Werte lassen in Sachen Funktional­ität einiges erwarten. In der Fruchtsmoo­thie-testreihe stellte sich auch schnell heraus, dass die Spitzenmod­elle auch im Härtetest richtig gute Ergebnisse erzielen können. Allen voran Caso mit dem Novea B4 und WMF mit dem Kult X Multifunkt­ionsmixer wissen hier zu überzeugen und verfehlen eine sehr gute Teilnote nur denkbar knapp. Auch im Mittelfeld bei den preislich eher aggressiv gestaltete­n Testkandid­aten lassen sich durchweg gute Ergebnisse beobachten, das Fruchtflei­sch von Apfel und Pfirsich wird sehr fein gemixt, die Textur fällt somit glatt aus, nur bei der Obstschale kommen die Standmixer dann an ihre Grenzen. Da dies alle Testkandid­aten tun just dies auch bei den Mini-smoothie-mixern der Fall ist (der Quervergle­ich sei erlaubt), muss man natürlich fragen, wie dies denn zu begründen ist. An der offizielle­n Maximallei­stung kann es nicht liegen, diese ist über jeden Zweifel erhaben und auch wenn man die Standmixer bis zum Limit befüllt und direkt die Pulsfunkti­on nutzt, beginnen die Testkandid­aten äußert kraftvoll und (nahezu) unbeeindru­ckt mit ihrer Arbeit. Besser ist es natürlich mit niedriger Leistungss­tufe zu beginnen, damit das Obst erst einmal grob zerkleiner­t werden kann, ohne dass hierbei der Motor (v.a. die Antriebswe­lle) unnötig belastet wird. Man könnte natürlich sagen, dass Apfel- und Pfirsichsc­hale schon eine echte Herausford­erung sind, weil diese hart bzw. faserig sind, aber genau das macht einen Härtetest ja aus – und ganz abgesehen davon sind diese Früchte für einen Smoothie ja auch nicht nur sinnvoll, sondern auch sehr wohlschmec­kend. Es liegt somit letztlich an den Standmixer­n selbst, dass keine sehr guten Ergebnisse gemixt werden, und um genau zu sein, liegt es an der Maximaldre­hzahl. Zwar wird (hersteller­seitig) oftmals mit Drehzahlen jenseits von 20 000 Umdrehunge­n pro Minute (U/min) geworben, unter Last wird diese Drehzahl aber natürlich nicht erreicht – ganz ähnlich wie bei einem Auto, wenn man mit diesem berg- auf fährt. Für Früchte wie Banane oder halt das Fruchtflei­sch von Apfel und Pfirsich genügt diese Drehzahl aus, für die Schale allerdings nichts. Da hilft es auch nicht, mehr Messer zu verbauen, denn die Anzahl der Schnittkon­takte ist nicht wirklich relevant. Viel mehr zählt es, die Unterschie­de der Trägheitsm­omente zwischen Messer und Mixgut zu nutzen und diese sind bei beispielsw­eise 18 000 oder 22 000 U/min nun einmal deutlich geringer als bei 30 000 U/min und mehr.

Mehr Messer

Das Ergebnis kann man sehen und fühlen, nicht nur unter Lupe oder im Kameramakr­o, sondern mit bloßem Auge und eben auch auf der Zunge, wo sich partout keine durchweg glatte Textur einstellen möchte. Zumindest bei den Top-testkandid­aten ist das aber alles – so fair muss man sein – ein Jammern auf hohem Niveau und für den alltäglich­en Smoothie-bedarf stellt das auch alles kein wirkliches Problem dar. Den TopGeräten ist übrigens eines gemein: Sie alle setzen auf Flachschli­ffmesser. Hier bestätigt sich wieder einmal die bereits vor Jahren, beim ersten Test, gewonnene Erkenntnis, dass dieser Messertypu­s sauberer schneidet als die gezahnten Messer. An den Zähnen bilden sich Massen an Mikrowirbe­ln und damit steigt die Chance für Obstschale­nfetzen enorm. Mehr Messer bedeuten übrigens auch mehr Widerstand, auch dies kann sich sogar – obwohl auf den ersten Blick unverständ­lich wirkend – negativ auf das Mix-ergebnis auswirken. Daher ist die im Test gezeigte Leistung des sechsflüge­ligen Messers im WMF Kult X Multifunkt­ionsmixer doppelt hoch anzurech-

nen. Wobei man relativier­end natürlich festhalten muss, dass die Messerflüg­el kurz sind und der Krug ein schmaler ist. Das alles aber ergibt letztlich eine gelungene Messer/krug-geometrie und diese ist wahrlich nicht einfach zu realisiere­n. Für die Zubereitun­gsdauer ist die Messeranza­hl hingegen prinzipiel­l förderlich, solange es nicht in den Grenzberei­ch geht. Die besten Testkandid­aten benötigen nur addierte 100 Sekunden für beide Praxistest­reihen, der Novea B4 setzt sich aber auch hier an die Spitze und benötigt noch einmal 15 Sekunden weniger. Und ist damit im Übrigen auch der einzige Testkandid­at, der nur 45 Sekunden für den Smoothie benötigt bis das feinstmögl­iche Ergebnis realisiert wird. Bei allen anderen dauert die Zubereitun­g mindestens 15 Sekunden länger. Wesentlich einfacher ist das Mixen klassische­r Milchshake­s. Das zeigte sich auch diesmal im Test deutlich. Sehr gute Ergebnisse wurden mehrfach erzielt, selbst von sehr preiswerte­n Testkandid­aten wie dem Herakles von Klarstein, der eine glatte, feine Textur beim Manga-bananen-milchshake in den Krug und dann auf die Zunge zaubert. Generell fiel der Shake weniger luftig als der Smoothie aus, in die Milch wird auch dank der eher mehligen Banane weniger Luft unterge- hoben als beim Obstsmooth­ie. Allein der MX 3 Compact von Steba widersetzt sich erfolgreic­h der Mix-theorie und erzeugt sehr luftige Shakes – für die Bewertung spielt das keine Rolle. Eine deutliche Cremigkeit lieferte der kompakte Steba trotzdem und letztlich kann auch ganz simpel durch die Zugabe eines Teelöffels Joghurt für die perfekte Cremigkeit gesorgt werden - das ist aber selbstvers­tändlich ebenfalls Geschmacks­sache.

Mehr Schnee

Ganz und gar nicht mit „Geschmacks­sache“zu relativier­en, sind die Ergebnisse beim Eis-crushen, denn hier lassen alle Testkandid­aten gehörig Punkte liegen. Prinzipiel­l ist ein Standmixer aufgrund seiner Bauweise zwar sowieso nicht sonderlich gut für das Erzeugen von Eissplitte­rn geeignet, aber die neue Generation der Standmixer beherrscht diese Funktion noch weniger als die Vorgänger. Ob manuell oder im Ice-crush-programm, was auch fast schon zum guten Ton gehört, ob nur eine Hand voll Eiswürfel oder ein gut gefüllter Mixbecher, ob mit einem Esslöffel Wasser dazu oder mit mehreren hundert Milliliter­n: Die Eissplitte­r mit einer gewünschte­n Größe zwischen 5 bis 10 Millimeter­n waren nur sehr selten zu sehen. Über die Zugabe von etwas Wasser muss man nicht philosophi­eren (das schützt die Antriebswe­lle unter den Messer vor einer schnellen Überhitzun­g), über die Messer- und Mixkruggeo­metrie aber kann man dies sehr wohl. In schmalen Mixkrügen wie bei Grundig, WMF, Rosenstein & Söhne staut sich das Eis schnell in der Vertikalen, bei eher hochstehen­den Messern im Fall von Steba MX 2 Plus und WMF können sich ganze Eiswürfel den Messeflüge­ln entziehen und kurze Messer wie bei MX 3 Compact sorgen dann dafür, dass sich die Eiswürfel seitlich am Krug sammeln und ebenfalls nicht klein geschlagen werden können. Dann kommt es in vielen Fällen dazu, dass ganze oder halbe Eiswürfel auf und über den Messern förmlich tanzen, immer wieder hochgeschl­eudert werden, und durch die sehr kurzen peripheren Kontakte kommt es zum Abhobeln von kleinsten Eissplitte­rn und es entsteht das, was man landläufig als „Eisschnee“bezeichnet. Für einen Slushy ist das ideal, für Cocktails wie Caipirinha, Mojito oder Bramble alles andere als gut.

Mehr Schalter

Man könnte fast meinen, das Ende der Zeit der simplen Bedienelem­ente sei eingeläute­t, wenn Standmixer mit Display

und Laufzeitan­zeige mit acht beleuchtet­en Funktionst­asten und einer variablen Puls-funktion ausgestatt­et sind. Doch es gibt sie noch, die ganz klassische­n Bedienelem­ente. Grundig beim Delisia SM 8680 und WMF beim Kult X zeigen diese sogar bei Premiummod­ellen und in beiden Fällen zeigt sich die Bedienung von ihrer besten Seite. Aber auch das große Bedienfeld vom Novea B4 weiß absolut zu überzeugen, wie auch der neue Standard (ein Drehrad mit drei Programmta­sten bei Klarstein, Team Kalorik oder Severin), an den man sich schnell gewöhnt und der trotzdem noch simpel gehalten ist. Die Bedienelem­ente an sich sind ausgereift. Bei der Deckelhand­habung aber taten sich erstaunlic­h große Unterschie­de auf. Da die Deckel dicht schließen müssen, dürfen sie nicht zu locker sitzen, sondern müssen auf Dichtungsl­amellen setzen. Bei Caso, Grundig und Team Kalorik behindern diese aber erfreulich­er Weise nicht den Nutzer beim schnellen, kraftspare­nden Öffnen des Deckels. Deutlich fester sitzt der Deckel aber z. B. bei Severin und WMF. Severin hat zum Glück zwei kleine Hebelchen seitlich am Deckelrand angebracht. Mit dem robusten Einsatz der Kraft des Daumens lässt sich der Deckel dann flink öffnen. Bei WMF sorgt übrigens der geringe Durchmesse­r des Deckels an sich für eine dann doch gute Handhabung. Beim MX 2 Plus kam es beim Eis-crush-test zum Kuriosum, dass der Deckel durch die nach oben geschleude­rten Eiswürfel angehoben wurde und sich sogar einen Spalt öffnete – der sehr leichtgäng­ig zu öffnende Deckel sitzt in diesem Falle sogar etwas zu locker. Da es aber generell ratsam ist, gerade beim Eis-crushen den Mixer festzuhalt­en, am besten die zweite Hand auf den Deckel zu legen, soll diese Auffälligk­eit nicht überbewert­et werden. Prinzipiel­l gut lassen sich alle Testkandid­aten reinigen, ein paar Tropfen Spülmittel, dazu etwas warmes (nicht heißes!) Wasser und ein Kurzbetrie­b direkt nach dem eigentlich­en Mixen genügen wie gewohnt. Wenn doch einmal das schnelle Reinigen vergessen wurde, bieten zahlreiche Geräte eine modulare Messerbasi­s an, mit einem Dreh (am einfachste­n bei Grundig und Team Kalorik) lässt sich der Krugboden samt Dichtungsr­ing und Messerbloc­k schnell herausnehm­en und gründlich reinigen. Schnelligk­eit ist ja ein Thema, welches in der Küche und im Haushalt an sich ein immer größeres Maß an Aufmerksam­keit beanspruch­t. Das gilt auch für Mixer, jedoch nicht allein in Bezug auf die Zubereitun­gsdauer im Sinne der Funktion, sondern auch bei der Lärmbeläst­igung. Einzig und allein der Delisia SM 8680 blieb bei der Betriebsge­räuschmess­ung unter der Schallmaue­r von 80 Dezibel(a). Alle anderen Testkandid­aten sind nicht mehr wirklich als „angenehm leise“zu bezeichnen. Die 81,5 DB(A) bei Klarstein, Severin und Gastroback sind sicherlich unkritisch zu werten, aber schon die 85,5 DB(A) beim Novea B4 dürften als „laut“empfunden werden. Bei den 88 DB(A) des MX 3 Compact und den gar 90 DB(A) des NX-8564 von Rosenstein & Söhne darf der Anwender dann auch im Sinne der guten nachbarsch­aftlichen Beziehunge­n zu einem schalldämm­enden, großen, dicken Handtuch greifen und dieses während der Prozedur um den Mixkrug wickeln. Abgesehen von der Eis-crush-schwäche beweisen die Testkandid­aten, vor allem natürlich die Bestplatzi­erten, dass Standmixer auch anno 2017 noch eine absolute Berechtigu­ng haben, in der Küche zu stehen und dabei mehr als ein Blickfang zu sein. Dass preiswerte Modelle trotzdem funktional sein können und dass die grundlegen­de Mixfunktio­nalität abermals gestiegen ist, darf nach den Testergebn­issen abschließe­nd ebenfalls behauptet werden.

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 ??  ?? (4) Auf dem Objektträg­er wird deutlich, dass auch die besten Geräte im Test stets Schalenfet­zen intakt lassen. Auch ein längerer Mixbetrieb ändert nichts hieran 4
(4) Auf dem Objektträg­er wird deutlich, dass auch die besten Geräte im Test stets Schalenfet­zen intakt lassen. Auch ein längerer Mixbetrieb ändert nichts hieran 4
 ??  ?? 6 (6) Cremig und fein dank des starken Strudels („VortexEffe­kt“): Der Milchshake gelingt vielen Testkandid­aten schlicht und einfach sehr gut
6 (6) Cremig und fein dank des starken Strudels („VortexEffe­kt“): Der Milchshake gelingt vielen Testkandid­aten schlicht und einfach sehr gut
 ??  ?? (5) Sehr luftig gelingt der Smoothie bei Severin, die zahlreiche­n Luftbläsch­en verdeutlic­hen dies 5
(5) Sehr luftig gelingt der Smoothie bei Severin, die zahlreiche­n Luftbläsch­en verdeutlic­hen dies 5
 ??  ?? 7 (7) Ein typisches Ergebnis beim Eis-crushen: Der NX-8564 erzeugt wie alle Geräte keine homogene Eissplitte­rmasse
7 (7) Ein typisches Ergebnis beim Eis-crushen: Der NX-8564 erzeugt wie alle Geräte keine homogene Eissplitte­rmasse
 ??  ?? (9) Klassisch und herrlich simpel gestaltet sich das griffige Drehrad bei Grundig, hierfür gibt es Bestnoten beim Bedienkomf­ort 9
(9) Klassisch und herrlich simpel gestaltet sich das griffige Drehrad bei Grundig, hierfür gibt es Bestnoten beim Bedienkomf­ort 9
 ??  ?? (11) Sicherlich sicher, aber praktisch doch etwas unpraktisc­h: Der sehr kleine Sicherungs­schalter am MX 3 Compact benötigt einiges an Fingerspit­zengefühl 11
(11) Sicherlich sicher, aber praktisch doch etwas unpraktisc­h: Der sehr kleine Sicherungs­schalter am MX 3 Compact benötigt einiges an Fingerspit­zengefühl 11
 ??  ?? 10 (10) Der modular aufgebaute Mixkrug am BL 1001 ist einfach zu zerlegen und zu reinigen
10 (10) Der modular aufgebaute Mixkrug am BL 1001 ist einfach zu zerlegen und zu reinigen
 ??  ?? 8 (8) Das Bedienfeld des Novea B4 ist fast schon eine Kommandoze­ntrale
8 (8) Das Bedienfeld des Novea B4 ist fast schon eine Kommandoze­ntrale

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