Saugroboter
Schon Goethes Zauberlehrling ließ damals einen Besen für sich arbeiten. Dieser zauberhafte Besen entwickelte aber ein Eigenleben und war nicht mehr zu stoppen. Heute reinigen Saugroboter den Boden automatisch und wie von Zauberhand. Ganz ohne Eigenleben,
· 11 Geräte im Vergleichstest
Mit dem Saugroboter scheint ein Menschheitstraum wahr geworden zu sein. Der Dreck, den wir verursacht haben, verschwindet ganz von allein. Leider ersparen uns die emsigen Helfer den eigenen Reinigungseinsatz nicht – zumindest noch nicht. Denn die maximale Leistung der getesteten Saugroboter liegt zwischen 20 und 80 Watt (W) und ist damit noch nicht mit der von Hand- und Bodenstaubsauger vergleichbar. Und auch die Größe der Auffangbehälter für den Staub und Dreck bietet sicherlich noch Entwicklungsspielraum nach oben. Denn gerade mal zwischen 240 und 700 Milliliter (ml) Dreck passt in die Boxen und in einem Haushalt mit Kindern und/oder Haustieren dürfte das Fassungsvermögen schnell erreicht sein.
Sand, Mehl, Haare Sand von einem flächigen Hartboden zu entfernen, wurde von allen Testkandidaten gut bis sehr gut erledigt und war keine wirkliche Herausforderung. Die Ecken gründlich zu reinigen, vermochten jedoch nur wenige. Bei den Geräten unter 400 Euro fand sich keines. Das könnte unter anderem an der Form der Sauger sowie der Größe und Beweglichkeit der Seitenbesen gelegen haben. Beim Fußball heißt es, dass das Runde in das Eckige muss. Nicht anders ist es in diesem Fall. Leider können die zumeist runden Roboter die Ecken nicht richtig erreichen, wenn deren Durchmesser größer als das Eckenvolumen ist. Ein Seitenbesen mit langen und flexiblen Borsten könnte dieses Manko ausgleichen, aber die meisten Besen haben kurze und unbewegliche Borsten, so dass der Sand in der Ecke liegen bleibt. Mit ähnlichen Problemen haben auch einige Geräte der oberen Preisklasse zu kämpfen, beispielsweise die beiden irobot-modelle Roomba 695 und 980. Ein Vorteil zur Reinigung von Ecken könnte beispielsweise eine gerade Vorderseite sein, mit der Ecken und Kanten direkt und von allen Seiten angefahren werden können. So im Test gesehen beim POWERBOT von Samsung, dem RX9-1-IBM von AEG und dem Botvac connected von Neato. Tatsächlich erzielten diese Geräte in den Ecken bessere Ergebnisse. Das Samsung-modell etablierte sich im Test jedoch als der „Eckenexperte“. Und das lag nicht nur an der geraden Vorderseite, sondern auch daran, dass der POWERbot die Ecken mehrmals, systematisch und ganz langsam von allen Seiten reinigte. Der RX9-1-IBM von AEG verfügt darüber hinaus über den idealen Seitenbesen mit langen und flexiblen Borsten und konnte deswegen auf dem Hartboden mit Samsung mithalten. Der Botvac connected reinigte die Ecken gut, wenn auch nicht so gründlich wie die beiden Spitzenreiter. Auf den Sand folgt der Mehlstaub und der hatte es wirklich in sich. Bis auf die beiden Dirt Devil-geräte erzielten alle Modelle in der Fläche zunächst gute bis sehr gute Ergebnisse. Der Tracker und der Spider 2.0 fuhren das Mehl eher breit, die Staubaufnahme war sehr gering. In der Ecke trennte sich jedoch die Spreu vom Weizen. Samsung setzte sich mit einer sehr guten Performance weit an der Spitze und danach folgte lange kein Gerät mehr. Auch der RX9-1-IBM nicht, da der Seitenbesen zwar auf dem harten Boden sehr gut unterstützend arbeitete, auf dem Kurzflorteppich jedoch nicht viel ausrichten konnte und die Ecke „nur“befriedigend reinigte. Damit aber immer noch sehr viel besser als das übrige Testfeld.
Kante, Kanne, Beine Die Aufnahme der Tierhaare vom Kurzflorteppich wurde in der Fläche bewertet. Der Sichler-roboter und die beiden Dirt Devil-kandidaten saugten die Haare nicht auf. Fasertief rein wurde der Teppich bei AEG, dem Roomba 695 und dem Botvac connected. Alle
übrigen Geräte ließen minimale Reste auf dem Teppich liegen. Grundsätzlich raten alle Hersteller den Boden frei zu räumen, bevor der automatische Sauger zum Einsatz kommt. In der Praxis wird diese hehre Wunschvorstellung womöglich nicht immer hundertprozentig umgesetzt. Teppich und Möbel dürfen sicherlich stehen bleiben, aber was ist mit herumliegenden Kabeln, auf dem Boden vergessene Wasserflaschen, Blumentöpfen oder W-lan-routern? Hier sollte der Parcours mit dem Überwinden von Teppichkanten, dem Umfahren einer Thermokanne und dem Reinigen der Zwischenräume von Stuhlbeinen Aufschluss auf das Verhalten der Saugroboter geben. Besonders gut meisterten der MD 16192, der RX9-1-IBM sowie der Roomba 695 und der Roomba 980 den Praxisparcours. Der POWERBOT verhakte sich beim Säubern der Zwischenräume in den Stuhlbeinen und musste aus dieser misslichen Lage befreit werden. Der Botvac connected geht im Parcours recht flott zu Werke. Die Thermokanne schiebt der Sauger zeitweise vor sich her, die Räume zwischen den Stuhlbeinen werden nicht komplett angefahren. Auch die beiden Moneuals kommen aufgrund ihres Durchmessers nicht in jede Ecke, umfahren die Thermokanne jedoch ganz galant. Dagegen verhakte sich der Spider 2.0 aus dem Hause Dirt Devil mehrmals an der Teppichkante und musste immer wieder mit einem sanften Stubser befreit werden. Damit wird die eigentliche Intension, dass der Roboter die Wohnung bzw. das Haus reinigt, während der Besitzer seine außerhäusigen Verpflichtungen erledigt, allerdings nicht erfüllt. Eine Teppichkante sollte nicht zu einem unüberwindbaren Arbeitshindernis werden. Hinsichtlich der Absturzsicherheit zeigten bis auf einen Sauger alle Geräte ihre Standfestigkeit. Der MD 16192 von Medion fuhr zu nahe an den Treppenabsatz heran, registrierte offenbar zu spät die Höhe, fuhr sich am Absatz fest und konnte sich in dieser Lage weder vor noch zurück bewegen. Nur mit Hilfe von außen fand das Gerät zurück in seine Reinigungsbahn.
Wifi und virtuelle Wände Für das Bedienkonzept wurden besonders das Öffnen des Geräteinnenraums für den Zugang zum Staubauffangbehälter, die Bedienung über Tasten, Touch-bedienfeld oder Fernbedienung sowie Menüführung, die zuverlässige Arbeitsweise von gegebenenfalls vorhandenen virtuellen Wänden und Hindernismarker sowie die Rückkehr des Gerätes zur Ladestation getestet. Ganz einfach und leicht findet der Nutzer den Zugang zum Innenraum des MD 16192 und des POWERBOT. Hier reicht ein kurzes und sanftes Drücken auf den vorgegeben Deckelbereich bzw. ein sanfter Druck auf die Taste. Mit etwas mehr Kraft lässt sich auch noch gut die Klappe des ME770 Style und des RX9-1-IBM öffnen. Für alle anderen Geräte muss tatsächlich mit Schwung und Kraft gedrückt, gezogen und geschoben werden – vor allem bei den irobot-saugern. Am Tracker von Dirt Devil muss die Abdeckung über drei (!!!) Druckpunkte geöffnet werden, wovon zwei im unteren Bereich und einer im oberen Bereich liegen. Aufgrund des Abstands und dem notwendigen gleichzeitigen Drücken aller drei Punkte sind große Hände und lange Finger definitiv von Vorteil. Mit kleinen Hände steht der Nutzer vor einer größeren Herausforderung. Die Bedienung der Geräte über Drucktasten, Touch-bedienfeld oder Fernbedienung funktioniert überwiegend gut bis sehr gut. Die Reaktionszeit war angemessen, die Menüführung ist zum größten Teil übersichtlich. Nur wenige Geräte zeigten Schwächen. Beispielsweise der Botvac connected, dessen Menüführung am Gerät umständlich ist und das Gerät teilweise verzögert auf
gewählte Modi reagiert. Am Tracker bewegten sich die Schieberegler zur Einstellung der drei Fallsensoren auf die Helligkeit des zu reinigenden Bodens nur mit viel Druck. Das es auch anders geht, zeigte das zweite Dirt Devil-modell, der Spider 2.0. Hier waren die Schieberegler sehr leicht zu bewegen.
Zurück auf Los Sobald der Akkustand sich dem Ende neigt oder die Arbeit vollbracht ist, kehren die Saugroboter automatisch zur Ladestation zurück. Der Arbeitsvorgang kann jedoch jederzeit abgebrochen und das Gerät auf Wunsch zur Station delegiert werden, heißt es in den meisten Bedienungsanleitungen. Das klappt allerdings nicht immer und vor allem dann nicht, wenn die nähere Umgebung durch Gegenstände unübersichtlicher wird und die Ladestation weiter weg steht. Dann fuhren die Geräte teilweise etwas orientierungslos durch die Gegend wie beispielsweise der Medion, der M685 von Moneual als auch das Neato-modell. Die beiden Dirt Devils werden ohne Ladestation geliefert und müssen während des Betriebes „eingefangen“werden, was den Bedienkomfort durchaus schmälert. Vor allem die hochpreisigen Geräte sind mit Wifi ausgestattet und können per App und Smartphone gesteuert und programmiert werden. Das ist komfortabel und kann die ein oder andere manuelle Betätigung des neuen Haushaltshelfers vermeiden. Die gegebenenfalls im Lieferumfang enthaltenen virtuellen Wände oder Hindernismarker zur Eingrenzung des Arbeitsgebietes für den Saugroboter funktionierten in der Praxis bei den meisten Geräten. Eine Ausnahme bildet der Medion, der die gezogene „rote Linie“gern ignoriert.
Auf Anfang Eine komfortable Entleerung des Staubbehälters geht idealerweise mit wenig Verbreitung des gesammelten Schmutzes einher Über die alle Testkandidaten hinweg besteht hier noch Optimierungspotenzial. Die sehr einfachen, aber dicht haltenden Boxen von Samsung und Medion zeigten sich am bedienfreundlichsten. Der Behälter lässt sich leicht öffnen, der Staub entweicht nicht ungewollt, der Filter ist leicht zu entfernen und der Behälter ist auswaschbar. Sichler verfolgt einen vergleichbaren Ansatz. Allerdings muss der kleinere Behälter mit Schwung geöffnet werden, so dass bei einer hohen Füllmenge der Dreck aus der seitlichen Öffnung fällt oder eine Staubwolke nach oben entweicht. Das ungewollte Heraus- fallen von Staub oder Sand ist häufiger bei kleinen Boxen zu beobachten. Schon das bloße Anheben des Tracker mit der 240 ml Sammelbox reichte aus, dass sich Sand und Mehl auf den Boden ergossen. Aber auch die Auffangbehälter der höherpreisigen Modelle könnten noch weiterentwickelt werden. Vor allem die Verbindung zwischen Behälter und Abdeckung ist dann unvorteilhaft, wenn diese mit viel Schwung geöffnet werden muss. Schnell rutscht der Dreck dann wieder aus dem Behälter, auch bei den Geräten über 400 Euro wie beispielsweise AEG und Neato. Insgesamt machen die Geräte einen guten Job und können zur Entlastung im Haushalt beitragen. Wer sich einen Saugroboter zulegen möchte, der sollte überlegen auf welchem Boden und ob das Gerät in der Fläche zum Einsatz kommen soll. Für den Einsatz auf einem flächigen Hartboden sind nahezu alle getesteten Geräte geeignet. Wer jedoch auch Wert auf saubere Ecken legt oder gar einen Teppicheinsatz plant, der sollte genauer hinschauen. Es sollte auch beachtet werden, dass die meisten Geräte nur für das Saugen eines Kurzflorteppichs freigegeben sind. Alle Ergebnisse des Tests folgen auf den nächsten Seiten und können für die Wahl eines Saugroboters dienen.