Vom Mixer zum Trendsetter
Alles begann 1961, als mit dem VKM5 zunächst eine Universalküchenmaschine von Vorwerk auf den Markt kam. Sie vereinte sieben Funktionen, nämlich Rühren, Kneten, Schneiden, Raspeln, Mixen, Mahlen und Entsaften.
Im Feinschmecker-paradies Frankreich fand dann Anfang der 1970er Jahre der nächste Quantensprung auf dem Weg zum Hightech-küchenpartner statt: Bei den Franzosen sind „Potages“, also gebundene Suppen, äußerst beliebt. So hatte ein in Frankreich lebender Schweizer die Idee, Koch- und Mixerfunktion in einem Gerät zu verwirklichen. Die Herstellung von Suppen wurde so vereinfacht. Die Idee fand bei Vorwerk großen Anklang: Es entstand aus einem Kaltmixer der erste Heizmixer VM 2000, auch liebevoll „Suppenmixer“genannt. Dieser eignete sich ebenso hervorragend zur Zubereitung von Saucen und Süßspeisen. Damit war der erste Vorwerk Heizmixer, einer der „Urväter“des erfolgreichen Thermomix geboren. Seitdem wurde der Thermomix laufend um viele Funktionen erweitert, technisch immer weiter entwickelt. Mittlerweile ist Kochen mit dem Thermomix hip und das Gerät heiß begehrter Trendsetter. Dennoch hat sich das Produkt aus dem Hause Vorwerk zunehmend zum öffentlichen Zankapfel entwickelt: Die einen hassen und die anderen lieben das Küchengerät. Während die Gegner dem Thermomix beispielsweise Preis und Lautstärke vorwerfen, verteidigen die Fans das Gerät heiß und innig. Auf kritische Testergebnisse etwa „reagieren sie mit fast religiöser Inbrunst“, wie einer der Gegner im Chat vermerkte. Andere schrieben: „Fanatiker können ziemlich anstrengend sein!“, und: „Thermomixer lasst mich endlich in Ruhe!“Ungeachtet dessen hat der Hype um die digitale Küchenmaschine Vorwerk erneut Rekordzahlen beschert. Der Umsatz der Wuppertaler Gruppe hat sich im Zehn-jahres-vergleich von 2005 bis 2015 nahezu verdoppelt: von 1,8 Milliarden Euro auf 3,5 Milliarden Euro, hieß es bei der Vorstellung des Geschäftsberichtes im Vorjahr. Der Thermomix hat sich als Geschäftsbereich mit dem dynamischsten organischen Wachstum erwiesen. Mit einem Wachstum von 49,4 Prozent erreichte er einen Umsatz von 1,4 Milliarden Euro. Auch ein Blick in die sozialen Medien unterstreicht diesen Trend: Tausende Bilder sind beispielsweise mit dem Hashtag #thermomix auf Instagram zu finden. Und auch die Suche auf Youtube findet findet ebenfalls ungeahnte Ergebnisse.
Kochen kann so einfach sein
Zwar kocht der Thermomix nicht von allein. Doch er hilft jenen, die sich einerseits als Koch voll entfalten und auf der anderen Seite Zeit und Aufwand einsparen möchten. „Der Thermomix kocht zwar nicht von allein, aber gerade einem Koch-legastheniker wie mir nimmt er wirklich Vieles ab. Gerichte wie ein Gulasch, Suppen oder Saucen, im Prinzip muss man eigentlich nichts mehr machen, außer die Zutaten rein schmeißen, abwarten und darauf vertrauen, das alles gut wird“– so fasst Stern-redakteur Heiner Wahlberg seine Erfahrungen nach einer Thermomix-test-woche zusammen. Das Gerät vereint 12 Funktionen in einem. Es kann nicht nur mixen, mahlen, zerkleinern, vermischen, schlagen, rüh-
ren und kneten, sondern auch kochen, dampfgaren, wiegen, für Wasserbadgerichte kontrolliert erhitzen und emulgieren. Und das alles ohne lästiges Umbauen und Umrüsten. Das Highlight der modernen Alleskönner in der Küche ist das geleitete Kochen: Mit der so genannten Guided-cooking-funktion führt der Thermomix Schritt für Schritt durch das Rezept. Möglich macht dies der Rezept-chip, der mit dem Thermomix verbunden wird. Alle Rezepte – perfekt auf den Thermomix abgestimmt – werden auf dem Touchscreen angezeigt. Die
Köche müssen nur die Zutaten zugeben. Temperatur und Zeiten stellt der Thermomix ein. Diese einfache, schnelle Variante ergänzt das manuelle Kochen mit dem Küchenhelfer. Bei der Zubereitung der Speisen mit dem Thermomix können Kochkenntnisse natürlich weiterhin genutzt werden. Ganz egal, ob ein traditionelles Familienessen aus Omas Kochbuch oder das perfekte Gericht vom Promikoch zubereitet werden soll.
Wie isst Deutschland?
Wenn die Deutschen essen, soll es vor allem schmecken (99 %) und gesund sein (89 %). Das ist Ergebnis einer Befragung für den Ernährungsreport 2017 des Bundes. Und: Über die Hälfte der Interviewten legt inzwischen Wert auf eine einfache und schnelle Zubereitung (55 %). Besonders die 19- bis 29-Jährigen haben für die Vorbereitung keine Zeit zu verlieren (72 %). Die Kochlust nimmt weiter ab: So ist die Zahl derer, die täglich am Herd stehen, weiter gesunken, von 41 auf 39 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum. Womöglich kehrt sich diese Entwicklung schon bald wieder um. Denn auf die Frage, ob sie gern kochen, zeigen sich vor allem die 14- bis 18-Jährigen begeistert. Neun von zehn bekennen sich zu ihrer Kochlust – deutlich mehr als der Durchschnitt im Land (75 %). Doch: Nur jeder Fünfte der Jugendlichen kocht täglich (19 %), fast jeder Dritte kocht nie (30 %).
Triumph der Kochbuch-szene
Einen Umsatz von über neun Milliarden Euro konnte der deutsche Buchmarkt für
2015 vermelden. Neben Belletristik und Sachbuch immer wichtiger geworden ist das Kochbuch. Denn obwohl in Deutschland immer weniger gekocht wird, geben immer mehr Menschen Geld für Rezepte aus. Bei den Ratgebern führt wie in den Vorjahren der Bereich „Essen & Trinken“, der 2015 gut 27 Prozent der Ratgeber-umsätze generierte. Wichtigstes Genre innerhalb der Warengruppe „Essen & Trinken“sind die Themenkochbücher mit einem Umsatzanteil von mittlerweile 43,1 Prozent. Auf Platz zwei folgt das Trendthema „Gesunde Küche, Schlanke Küche“mit einem Anteil von 14,3 Prozent. Dritter ist das Backen mit 10,6 Prozent der Ratgeber-umsätze. Dagegen ebbt das Interesse an veganen Kochbüchern, das den Kochbuchmarkt in den vergangenen Jahren beflügelt hatte, langsam wieder ab.