Es geht heiß her in der Küche
Das Aufgabenfeld des Wasserkochers ist übersichtlich. Es gibt zwar die Wahl zwischen Geräten mit oder ohne Temperaturwahl, davon abgesehen könnte man aber meinen, dass es nur auf Preis und Optik bei der Kaufentscheidung ankommt. Damit läge man aber falsch
Eine kurze Kochdauer ein Mussm, das ist klar, doch ein Wasserkocher sollte auch nicht beim Ausgießen tropfen, er sollte einen ergonomischer Griff haben, eine große Deckelöffnung, einen feinporigen Filter und ganz nebenbei auch noch sparsam in Sachen Ernergievebrauch sein – das ist alles nicht so einfach wie man anfänglich wohl vermuten mag.
Watt und Stunde
Die Hauptaufgabe des Wasserkochers besteht zunächst einmal darin, das Wasser so schnell wie möglich zum Kochen zu bringen. Vor allem die Geräte mit einer Leistungsfähigkeit von 3 000 Watt (W) haben da einen Vorteil, der Team Kalorik TKG JK 1050 spielt seine Leistungsstärke voll aus und erreicht im Test die Bestzeit. Innerhalb von drei Minuten bringt er einen Liter 11 Grad Celsius (°C) kaltes Wasser zum Kochen. Doch auch der Gastroback Design Wasserkocher Advanced Pro beweist, dass es mit 2 200 Watt schnell gehen kann. Mit 3 : 26 Minuten bringt er das Wasser sogar schneller zum Kochen als manch anderer Testkandidat mit einer Maximalleistung von 2 400 W. Die Testkandidaten aus der 2 200-Watt-liga lagen dahingehend schon etwas weiter zurück mit der Kochzeit. Sie brauchen im Durchschnitt etwas um die vier Minuten. Lediglich der Rosenstein & Söhne WSK-270 musste noch weiter hinten anstehen, denn er benötigt stattliche 5 : 34 Minuten und ist so mit Abstand der langsamste Testkandidat. Das liegt wohl nicht nur an der geringen Leistung von 1 500 W, sondern auch am verwendeten Keramikkrug, welcher sehr viel Wärmeneergie speichert und während des Heizvorgangs auch ein gehöriges Maß an Wärme an die Umgebungsluft abgibt. Ein weniger heterogenes Bild zeigt sich beim Energieverbrauch, wo alle Wasserkocher eine gutes bis sehr gutes Ergebnis erzielten. Der Verbrauch liegt zwischen um 120 Wattstunden (Wh) bei den besseren Geräten, beispielswiese der Emerio WK-111081.1 mit 117 Wh. Nur der Rosenstein & Söhne mit 131 Wh, der Gourmetmaxx Glas-wasserkocher 9861 sowie der Emerio WK-109469 stehen mit 127 Wh etwas hinten an. Auch der Standby-energieverbrauch bei den Vertretern mit Temperaturauswahl und Display gestaltet sich als unproblematisch, die Energieaufnahme lag jeweils bei nicht einmal einer halben Wattstunde.
Kalk und Tropfen
Bei der Feinporigkeit und dem Wechsel der Kalkwasserfilter gibt es durchaus noch merkliche Unterschiede. Der Ver- treter von Uonld 18520 stellt hier ein Negativbeispiel dar, weder hat der Filter feine Poren noch kann er ausgewechselt werden. Die Poren sind stecknadelkopf groß, sodass es kaum möglich wäre, irgendwelche Kalkpartikel aus dem Wasser zu filtern. Mühselig ist es auch, wenn der Filterwechsel zu einem Kraftakt wird. Beim Wechseln erfordert es bei dem Testkandidaten Emerio WK-109469 sehr viel Fingerspitzengefühl. Der Caso WK 2200 hebt sich hingegen durch einen sehr feinen Filter mit einem komfortablen Schienensystem zum Wechseln hervor und zeichnet sich somit durch die Bestnote aus. Auch Gastroback und Team Kalorik konnten voll punkten, in allen Fällen saß der Kalkfilter zudem auch perfekt am Ausguss, sodass keinerlei Partikel an ihm vorbeifließen konnten. Beim idealerweise tropfenfreien Ausguss liefern alle Gerät wieder eine gute bis sehr gute Vorstellung ab. Bei der Ausgussgeometrie hat sich offensichtlich über die Jahre hinweg viel getan, bei fast allen Testkandidaten bleibt höchstens ein kleiner Tropfen an der Abrisskante der Ausgusstülle zurück und läuft nicht an der Außenseite des Gehäuses herunter. Dieses Phänomen des stetigen Tropfenlaufs ist eher bei den preislich aggressiv gestalteten Vertretern, wie dem Emerio WK-
110107 oder dem Severin WK 3496, zu beobachten. Leider überzeugt auch hier der Rosenstein & Söhne-keramikwasserkocher mit seiner spitzzulaufenden Keramiktülle nicht. Ansonsten weisen die Ausgusstüllen eine optimale Schärfe auf, um die Oberflächenspannung des Wassers bestmöglich zu brechen und einen Tropfenlauf zu verhindern. Vor allem aber überzeugen die Wasserkocher, welche in klassischer Flötenkessel-optik daherkommen, mit einem perfekten Ausguss – Klarstein Curacao Flötenkessel, Mia EW 3686 und Emerio WK-111081.1 sind nachdrücklich zu loben. So stehen auch die günstigen Geräte weder bei der Feinporigkeit des Kalkfilters noch bei der tropffreien Ausgusstülle hinten an. Leider ist bei diesen Geräten die Verarbeitungsweise nicht immer optimal. Nicht selten findet man große Spaltmaße sowie unsaubere und scharfe Kanten. Die preisintensiveren Modelle gibt es zumeist gehobener Qualität. Retro Ribbon Red von Russell Hobbs kommt mit auffälligen Nostalgie-design daher und lässt sich auch bei der Verarbeitung nicht lumpen. Die Vertreter Gastroback Design Wasserkocher Advanced Pro und der Graef WK 501/502 überzeugen mit ihrem hervorragenden Gehäuse und Bedienfeld aus Edelstahl und Kunststoff. Hier zeigt sich der hohe Preise bei der Verarbeitungsqualität. Aber vor allem bei der Wasserskala gibt es noch immer ein Problem. Die perfekte Skala ist kontrastreich, beidseitig am Gehäuse angebracht und die Skala ist gut lesbar und hebt sich mit ihrer Beschriftung vom Hintergrund ab. Der WK 111081.1 zeigt den perfekten Kontrast, allerdings ist die Positionierung nur in der Mitte. Am besten einsehbar ist es natürlicherweise bei den Vertretern aus Glas, wie dem WMF Küchenminis Glas-wasserkocher Vario. Hier bleibt den Herstellern also durchaus noch Verbesserungspotential.
Temperaturauswahl
Die Wasserkocher mit Temperaturwahl sind vor allem für Liebhaber von Heißgetränken interessant. Je nach Gerät lassen sich bis zu acht Temperaturstufen wählen. Diese ist wie bei dem Express Control KI 240 in 5er-schritten möglich. Am Wichtigsten ist dabei natürlich die Genauigkeit der Geräte. Das gelang dem Glas-wasserkocher Vario mit 98,8 % am besten, hier waren höchstens zwei Grad Unterschied zwischen Soll- und Ist-temperatur zu messen. Auch beim Express Control KI 240 von Tefal können Freunde der zielgenauen Temperatureinhaltung sich an den Ergebnissen erfreuen, die Genauigkeit lag bei 97,1 %. Ansonsten bewegen sich die Testergeb- nis um die 95 %-Marke. Allein der WK 2200 zeigt einen kleinen Aussetzer im Testfeld und erreichte lediglich 92 % Temperaturgenauigkeit, besonders im niedrigeren Temperaturbereich lagen die Abweichungen schon jenseits der 10 %-Marke, statt 40 °C erhitzt der WK 2200 das Wasser auf 46 °C und statt 60 wurden 68 °C erreicht. Die Bedienfelder der Modelle mit Temperatureinstellung überzeugen durchweg durch ihre einfache Handhabung. Das Touch-bedienfeld des WK 501/502 ist mühelos zu bedienen, andere Vertreter, wie der Glas-wasserkocher 9861 von Gourmetmaxx, kommen mit schlichtem Tastensystem daher, welches aber ebenfalls komfortabel zu nutzen ist. Nicht nur haptisch bieten die Wasserkocher so einiges, sondern auch durch Signaltöne werden die Auswahl der Temperatur oder Ende des Kochvorgangs angegeben. Da gibt es auch Modelle, die einem in regelmäßigen Abständen durch einen Signalton verkünden, dass das Wasser die gewünschte Temperatur erreicht hat (Glas-wasserkocher Vario). Die Auswahl an Wasserkochern mit ihren Funktionen und Leistungen ist groß und unterscheidet sich nicht nur im Preis. Wo die Stärken und Schwächen der Testkandidaten liegen, zeigen die folgenden Tabellen.