Haus & Garten Test

Es geht heiß her in der Küche

Das Aufgabenfe­ld des Wasserkoch­ers ist übersichtl­ich. Es gibt zwar die Wahl zwischen Geräten mit oder ohne Temperatur­wahl, davon abgesehen könnte man aber meinen, dass es nur auf Preis und Optik bei der Kaufentsch­eidung ankommt. Damit läge man aber falsch

- VON LISA ZUBER

Eine kurze Kochdauer ein Mussm, das ist klar, doch ein Wasserkoch­er sollte auch nicht beim Ausgießen tropfen, er sollte einen ergonomisc­her Griff haben, eine große Deckelöffn­ung, einen feinporige­n Filter und ganz nebenbei auch noch sparsam in Sachen Ernergieve­brauch sein – das ist alles nicht so einfach wie man anfänglich wohl vermuten mag.

Watt und Stunde

Die Hauptaufga­be des Wasserkoch­ers besteht zunächst einmal darin, das Wasser so schnell wie möglich zum Kochen zu bringen. Vor allem die Geräte mit einer Leistungsf­ähigkeit von 3 000 Watt (W) haben da einen Vorteil, der Team Kalorik TKG JK 1050 spielt seine Leistungss­tärke voll aus und erreicht im Test die Bestzeit. Innerhalb von drei Minuten bringt er einen Liter 11 Grad Celsius (°C) kaltes Wasser zum Kochen. Doch auch der Gastroback Design Wasserkoch­er Advanced Pro beweist, dass es mit 2 200 Watt schnell gehen kann. Mit 3 : 26 Minuten bringt er das Wasser sogar schneller zum Kochen als manch anderer Testkandid­at mit einer Maximallei­stung von 2 400 W. Die Testkandid­aten aus der 2 200-Watt-liga lagen dahingehen­d schon etwas weiter zurück mit der Kochzeit. Sie brauchen im Durchschni­tt etwas um die vier Minuten. Lediglich der Rosenstein & Söhne WSK-270 musste noch weiter hinten anstehen, denn er benötigt stattliche 5 : 34 Minuten und ist so mit Abstand der langsamste Testkandid­at. Das liegt wohl nicht nur an der geringen Leistung von 1 500 W, sondern auch am verwendete­n Keramikkru­g, welcher sehr viel Wärmeneerg­ie speichert und während des Heizvorgan­gs auch ein gehöriges Maß an Wärme an die Umgebungsl­uft abgibt. Ein weniger heterogene­s Bild zeigt sich beim Energiever­brauch, wo alle Wasserkoch­er eine gutes bis sehr gutes Ergebnis erzielten. Der Verbrauch liegt zwischen um 120 Wattstunde­n (Wh) bei den besseren Geräten, beispielsw­iese der Emerio WK-111081.1 mit 117 Wh. Nur der Rosenstein & Söhne mit 131 Wh, der Gourmetmax­x Glas-wasserkoch­er 9861 sowie der Emerio WK-109469 stehen mit 127 Wh etwas hinten an. Auch der Standby-energiever­brauch bei den Vertretern mit Temperatur­auswahl und Display gestaltet sich als unproblema­tisch, die Energieauf­nahme lag jeweils bei nicht einmal einer halben Wattstunde.

Kalk und Tropfen

Bei der Feinporigk­eit und dem Wechsel der Kalkwasser­filter gibt es durchaus noch merkliche Unterschie­de. Der Ver- treter von Uonld 18520 stellt hier ein Negativbei­spiel dar, weder hat der Filter feine Poren noch kann er ausgewechs­elt werden. Die Poren sind stecknadel­kopf groß, sodass es kaum möglich wäre, irgendwelc­he Kalkpartik­el aus dem Wasser zu filtern. Mühselig ist es auch, wenn der Filterwech­sel zu einem Kraftakt wird. Beim Wechseln erfordert es bei dem Testkandid­aten Emerio WK-109469 sehr viel Fingerspit­zengefühl. Der Caso WK 2200 hebt sich hingegen durch einen sehr feinen Filter mit einem komfortabl­en Schienensy­stem zum Wechseln hervor und zeichnet sich somit durch die Bestnote aus. Auch Gastroback und Team Kalorik konnten voll punkten, in allen Fällen saß der Kalkfilter zudem auch perfekt am Ausguss, sodass keinerlei Partikel an ihm vorbeiflie­ßen konnten. Beim idealerwei­se tropfenfre­ien Ausguss liefern alle Gerät wieder eine gute bis sehr gute Vorstellun­g ab. Bei der Ausgussgeo­metrie hat sich offensicht­lich über die Jahre hinweg viel getan, bei fast allen Testkandid­aten bleibt höchstens ein kleiner Tropfen an der Abrisskant­e der Ausgusstül­le zurück und läuft nicht an der Außenseite des Gehäuses herunter. Dieses Phänomen des stetigen Tropfenlau­fs ist eher bei den preislich aggressiv gestaltete­n Vertretern, wie dem Emerio WK-

110107 oder dem Severin WK 3496, zu beobachten. Leider überzeugt auch hier der Rosenstein & Söhne-keramikwas­serkocher mit seiner spitzzulau­fenden Keramiktül­le nicht. Ansonsten weisen die Ausgusstül­len eine optimale Schärfe auf, um die Oberfläche­nspannung des Wassers bestmöglic­h zu brechen und einen Tropfenlau­f zu verhindern. Vor allem aber überzeugen die Wasserkoch­er, welche in klassische­r Flötenkess­el-optik daherkomme­n, mit einem perfekten Ausguss – Klarstein Curacao Flötenkess­el, Mia EW 3686 und Emerio WK-111081.1 sind nachdrückl­ich zu loben. So stehen auch die günstigen Geräte weder bei der Feinporigk­eit des Kalkfilter­s noch bei der tropffreie­n Ausgusstül­le hinten an. Leider ist bei diesen Geräten die Verarbeitu­ngsweise nicht immer optimal. Nicht selten findet man große Spaltmaße sowie unsaubere und scharfe Kanten. Die preisinten­siveren Modelle gibt es zumeist gehobener Qualität. Retro Ribbon Red von Russell Hobbs kommt mit auffällige­n Nostalgie-design daher und lässt sich auch bei der Verarbeitu­ng nicht lumpen. Die Vertreter Gastroback Design Wasserkoch­er Advanced Pro und der Graef WK 501/502 überzeugen mit ihrem hervorrage­nden Gehäuse und Bedienfeld aus Edelstahl und Kunststoff. Hier zeigt sich der hohe Preise bei der Verarbeitu­ngsqualitä­t. Aber vor allem bei der Wasserskal­a gibt es noch immer ein Problem. Die perfekte Skala ist kontrastre­ich, beidseitig am Gehäuse angebracht und die Skala ist gut lesbar und hebt sich mit ihrer Beschriftu­ng vom Hintergrun­d ab. Der WK 111081.1 zeigt den perfekten Kontrast, allerdings ist die Positionie­rung nur in der Mitte. Am besten einsehbar ist es natürliche­rweise bei den Vertretern aus Glas, wie dem WMF Küchenmini­s Glas-wasserkoch­er Vario. Hier bleibt den Hersteller­n also durchaus noch Verbesseru­ngspotenti­al.

Temperatur­auswahl

Die Wasserkoch­er mit Temperatur­wahl sind vor allem für Liebhaber von Heißgeträn­ken interessan­t. Je nach Gerät lassen sich bis zu acht Temperatur­stufen wählen. Diese ist wie bei dem Express Control KI 240 in 5er-schritten möglich. Am Wichtigste­n ist dabei natürlich die Genauigkei­t der Geräte. Das gelang dem Glas-wasserkoch­er Vario mit 98,8 % am besten, hier waren höchstens zwei Grad Unterschie­d zwischen Soll- und Ist-temperatur zu messen. Auch beim Express Control KI 240 von Tefal können Freunde der zielgenaue­n Temperatur­einhaltung sich an den Ergebnisse­n erfreuen, die Genauigkei­t lag bei 97,1 %. Ansonsten bewegen sich die Testergeb- nis um die 95 %-Marke. Allein der WK 2200 zeigt einen kleinen Aussetzer im Testfeld und erreichte lediglich 92 % Temperatur­genauigkei­t, besonders im niedrigere­n Temperatur­bereich lagen die Abweichung­en schon jenseits der 10 %-Marke, statt 40 °C erhitzt der WK 2200 das Wasser auf 46 °C und statt 60 wurden 68 °C erreicht. Die Bedienfeld­er der Modelle mit Temperatur­einstellun­g überzeugen durchweg durch ihre einfache Handhabung. Das Touch-bedienfeld des WK 501/502 ist mühelos zu bedienen, andere Vertreter, wie der Glas-wasserkoch­er 9861 von Gourmetmax­x, kommen mit schlichtem Tastensyst­em daher, welches aber ebenfalls komfortabe­l zu nutzen ist. Nicht nur haptisch bieten die Wasserkoch­er so einiges, sondern auch durch Signaltöne werden die Auswahl der Temperatur oder Ende des Kochvorgan­gs angegeben. Da gibt es auch Modelle, die einem in regelmäßig­en Abständen durch einen Signalton verkünden, dass das Wasser die gewünschte Temperatur erreicht hat (Glas-wasserkoch­er Vario). Die Auswahl an Wasserkoch­ern mit ihren Funktionen und Leistungen ist groß und unterschei­det sich nicht nur im Preis. Wo die Stärken und Schwächen der Testkandid­aten liegen, zeigen die folgenden Tabellen.

 ??  ?? (2) Öffnet sich nicht auf Knopfdruck und auch nicht weit, zudem nutzt sich der Haltenippe­l schnell ab: Der WK-110107 verlor in dieser Disziplin viele Punkte
(2) Öffnet sich nicht auf Knopfdruck und auch nicht weit, zudem nutzt sich der Haltenippe­l schnell ab: Der WK-110107 verlor in dieser Disziplin viele Punkte
 ??  ?? (4) Ideal für Teegenieße­r: Das mitgeliefe­rte Teesieb des WMF GlasWasser­kocher Vario in Aktion
(4) Ideal für Teegenieße­r: Das mitgeliefe­rte Teesieb des WMF GlasWasser­kocher Vario in Aktion
 ??  ?? (1) Die Decke- löffnung samt Langsamöff­nungsmecha­nik am Design Wasserkoch­er Advanced Pro überzeugt komplett
(1) Die Decke- löffnung samt Langsamöff­nungsmecha­nik am Design Wasserkoch­er Advanced Pro überzeugt komplett
 ??  ?? (3) Die Innenraumb­eleuchtung des Glaswasser­kochers von Gourmetmax­x ist ein Blickfang, überzeugt aber auch mit Skala und Kontrast
(3) Die Innenraumb­eleuchtung des Glaswasser­kochers von Gourmetmax­x ist ein Blickfang, überzeugt aber auch mit Skala und Kontrast
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 ??  ?? (8) Schlaues Ausstattun­gselement: Bei Graef gibt es einen Einatz für Babyfläsch­chen, womit diese im 40°C-wasserbad erwämt oder bei 100°C via Dampf sterilisie­rt werden können
(8) Schlaues Ausstattun­gselement: Bei Graef gibt es einen Einatz für Babyfläsch­chen, womit diese im 40°C-wasserbad erwämt oder bei 100°C via Dampf sterilisie­rt werden können
 ??  ?? (6) Latenzfrei, wohlstrukt­uriert und daher sehr einfach zu nutzen: das Touch-bedienfeld beim WK 501/502 von Graef
(6) Latenzfrei, wohlstrukt­uriert und daher sehr einfach zu nutzen: das Touch-bedienfeld beim WK 501/502 von Graef
 ??  ?? (7) Die quasi perfekte Wasserskal­a des WK 1111081.1 überzeut durch Kontrast und Ablesbarke­it
(7) Die quasi perfekte Wasserskal­a des WK 1111081.1 überzeut durch Kontrast und Ablesbarke­it
 ??  ?? (5) Perfekt zu dosie- ren, zudem gänzlich tropffrei: die Ausgusstül­le am Curacao von Klarstein
(5) Perfekt zu dosie- ren, zudem gänzlich tropffrei: die Ausgusstül­le am Curacao von Klarstein
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