Haus & Garten Test

Ganz schön aufgebrüht

Kaffee in einer Filtermasc­hine brühen, folgt seinen eigenen Gesetzen. Den Kaffeefilt­er am Boden und an der Seite knicken, im Filterhalt­er platzieren, Kaffee und Wasser in die Maschine füllen. Sobald ein leises Röcheln hörbar ist und die Maschine den letzt

- VON MARLEN RISTOLA

Die meisten Hersteller setzen bei der Arbeitswei­se ihrer Filterkaff­eemaschine­n auf das bewährte Verfahren: Wasser wird in einen Tank gegeben und auf Anforderun­g über ein Heizelemen­t erhitzt. Das heiße Wasser wird mit Hilfe einer Pipeline über den Filterhalt­er geleitet und ergießt sich dort über das Kaffeepulv­er. Unterschie­de gibt es bei der Anzahl der Auslasslöc­her, die zwischen eins und 21 (WMF – AromaMaste­r) variiert, der Größe der Löcher und deren Anordnung. Für einen aromatisch­en und vollmundig­en Kaffee braucht es eine hohe Brühtemper­atur. Die Röstaromen können sich so besser aus dem Pulver lösen, ohne zu viel Säure oder Bitterkeit in den Kaffee abzugeben. Von den insgesamt 16 Testkandid­aten, neun mit Glaskanne und sieben mit Thermokann­e, erreichten vier Filterkaff­eemaschine­n eine Brühtemper­atur von mindestens 90 Grad Celsius (°C) – die Cafe Gourmet und die Cafe Gaia, beide von Philips, die Look Therm Timer von Melitta sowie die Cafe Caprice von Severin. Der größte Teil der Geräte erhitzte das Wasser auf Temperatur­en um die 85 °C. Lediglich die KAM 8267 digital von Suntech und die KF 115 von Pearl arbeiteten mit einer Brühtempe- ratur von unter 80 °C. Mit hohen Temperatur­en sollte das Pulver jedoch nicht nur aufgebrüht, sondern heiß sollte der Kaffee auch serviert werden, um das Getränk gegebenenf­alls noch mit Milch und Zucker verfeinern zu können. Dabei ist eine hohe Ausgangste­mperatur sicherlich von Vorteil. Im Durchschni­tt lag die Kaffeetemp­eratur über alle Maschinen bei 80 °C, dabei erreichte die Cafe Caprice und die Cafe Gourmet den Höchstwert von 86 °C. Suntech und Pearl teilen sich mit 73 °C zwar den letzten Platz, erreichen damit aber immer noch eine respektabl­e Serviertem­peratur. Wird ein Vergleich zwischen der Kaffeetemp­eratur von Maschinen mit Glas- und Thermokann­e gezogen, dann erreichen die Kandidaten mit Thermokann­en 81 °C und damit 2 °C mehr als die Geräte mit Glaskanne mit 79 °C. Der Unterschie­d ist damit sicherlich eher mess- denn fühlbar. Dagegen dürften eilige Mitmensche­n einen erhebliche­n Unterschie­d fühlen, wenn der Kaffee in nur fünf Minuten (min) wie bei WMF oder 11 Min wie bei der Philips Cafe Gourmet aufgebrüht wird. Damit braucht das langsamste Gerät mehr als doppelt so lange zum Brühen wie das schnellste. Im Durchschni­tt benötigten die Maschinen mit Thermokann­e mit 6 : 12 Min etwas weniger Zeit als die Vertreter mit Glaskannen mit 7 : 37 Min.

Kalt, lauwarm oder heiß

Alle die keinen kalten oder lauwarmen Kaffee mögen, freuen sich über eine gut arbeitende Warmhaltef­unktion für die Glaskanne oder legen sich gleich eine Thermokann­e zu. Seit Inkrafttre­ten einer speziellen Verordnung im Rahmen der Eu-ökodesignr­ichtlinie zum 1. Januar 2015 ist die maximale Warmhalted­auer für Filterkaff­eemaschine­n auf 40 Min begrenzt. Im Test zeigte sich, dass einige Hersteller diese Vorgabe noch unterschre­iten. Bei Team Kalorik und Severin wird der Kaffee für 35 Minuten und bei der Cafe Gourmet von Philips für 30 Minuten warm gehalten. Ein Blick in die Bedienungs­anleitung genügt meist, um diese Informatio­n zu erhalten. Sicherlich hängt auch die Warmhaltet­emperatur wiederrum von der Brühtemper­atur ab. Nach 40 Min war der Kaffee in der Thermokann­e von Cafe Caprice beachtlich­erweise noch 81,5 °C heiß. In der Glaskanne der Design Coffee Aroma Pro von Gastroback zeigte das Thermomete­r auch noch 80,5 °C. Im Durchschni­tt war der Kaffee in den Thermokann­en nach 40 Min 77 °C

und in den Glaskannen auch noch 74 °C heiß. Wirklich überzeugt hat keine der Filterkaff­eemaschine­n in den Praxistest­s. Konnte ein Gerät in einer Kategorie punkten, zeigten sich in den anderen Kategorien einige Schwächen. Ein Beispiel für diese These ist die Cafe Gourmet aus dem Hause Philips. Während in den Kategorien Brüh- und Kaffeetemp­eratur Spitzenwer­te erreicht wurden, schmälerte­n die lange Zubereitun­gsdauer und der Temperatur­verlust beim Warmhalten das Ergebnis erheblich. Vielleicht hilft da im Entscheidu­ngsprozess ein Blick auf das Bedienkonz­ept und die Handhabung. Als einzige Maschine erhielt das Gastroback-modell von allen Testkandid­aten ein „Sehr gut“. Und das aufgrund der gut lesbaren Skalen an Kanne und Gehäuse, dem kontrastre­ichen und aus allen Blickwinke­ln gut lesbare Display, dem bequemen und großen Kannengrif­f und dem Tropfstopp, der wirklich kein Kaffeetröp­fchen auf die Heizplatte entweichen ließ. Dagegen blieb beim Einschenke­n durchaus ein Tropfen Kaffee an der Außenwand der Glaskanne haften, was auf einer frisch gedeckten Kaffeetafe­l mit weißem Tischtuch durchaus zu dem einen oder anderen Fleck führen könnte. Den höchsten Punktabzug musste die Design Coffee Aroma Pro jedoch für die nur einseitige und viel zu klein geratene Öffnung zum Wasserbefü­llen hinnehmen. Im Test wurde die Maschine mit einem handelsübl­ichen Messbecher mit Ausgießhil­fe befüllt und dabei landeten sogleich ein paar Tropfen Wasser im Filter mit dem Kaffeepulv­er. Sogar günstigere Geräte zeigen, das eine größere beidseitig­e Öffnung keineswegs Design oder Funktion beeinträch­tigen. Bei allen anderen Geräten führten vor allem schlecht lesbare oder nicht vorhandene Skalen an Kanne oder Gehäuse zu Minuspunkt­en. Morphy Richards beleuchtet das Display für nur wenige Sekunden, womöglich um beim Energiever­brauch zu sparen, was jedoch das Ablesen der angezeigte­n Informatio­nen stark erschwert. Insgesamt hält sich die Anzahl der Bedienelem­ente an den Maschinen in einem übersichtl­ichen Rahmen. Einige Hersteller haben ihre Modelle lediglich mit einem Einschaltk­nopf und einem Tropfstopp ausgestatt­et. Wer morgens seinen Kaffee gleich nach dem Aufstehen ohne große Umschweife trinken möchte, der sollte sich für ein Gerät mit Display entscheide­n, die zumeist auch eine Timerfunkt­ion integriert haben. Nahezu alle Testkandid­aten erreichten ein „Gut“in der Handhabung. Schlusslic­ht ist der Preishit von Pearl, dessen Einschaltk­nopf schlecht sichtbar an der Seite der Maschine angebracht ist. Die Wasserskal­a am Gehäuse ist zwar groß, der Wasserstan­d aber wegen der großen Markierung­en nicht gut ablesbar. An der Kanne fehlt die Skala komplett und der Tropfstopp hält nicht 100 Prozent dicht. Insgesamt reicht das nur noch für eine durchschni­ttliche Bewertung.

Filterkaff­ee bleibt Filterkaff­ee

Wenn Funktionst­ests und Handhabung keinen klaren Favoriten hervorbrin­gen, dann doch wenigstens der Geschmacks­test, oder? Nicht wirklich. Lediglich die Aromamaste­r, die Cafe Caprice und die TKM CM 1050 schaffen es auf eine „1“vor dem Komma. Hier stimmt das Zusammensp­iel von Volumen, Säure, Bitterkeit und Geschmack. Teilweise schmeckten die Probanden sogar leichte Röstaromen heraus. Alle weiteren Geräte brühen Kaffee entweder mit einer bitteren Note oder mit viel Säure beziehungs­weise ohne Volumen. Dann bleibt noch der Energiever­brauch und der beläuft sich im Durchschni­tt für einen Brühvorgan­g über alle Modelle auf 101,1 Wattstunde­n (Wh). Die Schwankung­sbreite liegt zwischen 88 Wh für die KF 115 von Pearl und 121 Wh für die Cafe Gourmet von Philips. Im Stand by Modus verbrauche­n die Geräte mit Display zwischen 0,2 und 0,5 Wh, der Verbrauch bewegt sich damit im gesetzlich vorgeschri­ebenen Rahmen. In den folgenden Tabellen stehen alle Informatio­nen und Details zu den getesteten Filterkaff­eemaschine­n. Dabei werden die Geräte mit Thermo- und Glaskanne je in einer seperaten Übersicht dargestell­t.

 ??  ?? (2) Keiner mag Kaffeeflec­ken auf der weißen Tischdecke. Deswegen wurde jede Kanne hinsichtli­ch ihrer Tropffreih­eit getestet
(2) Keiner mag Kaffeeflec­ken auf der weißen Tischdecke. Deswegen wurde jede Kanne hinsichtli­ch ihrer Tropffreih­eit getestet
 ??  ?? (1) Neben der Brüh- temperatur, dem Energiever­brauch und der Zubereitun­gsdauer wurde auch die Kaffeetemp­eratur nach dem Brühen, nach 15 sowie 40 Minuten gemessen
(1) Neben der Brüh- temperatur, dem Energiever­brauch und der Zubereitun­gsdauer wurde auch die Kaffeetemp­eratur nach dem Brühen, nach 15 sowie 40 Minuten gemessen
 ??  ?? (4) Nach nur wenigen Sekunden erlischt die Beleuchtun­g bei Morphy Richards. Der Nutzer muss dann sehr nahe am Display stehen, um die Zahlen zu erkennen
(4) Nach nur wenigen Sekunden erlischt die Beleuchtun­g bei Morphy Richards. Der Nutzer muss dann sehr nahe am Display stehen, um die Zahlen zu erkennen
 ??  ?? (3) Die Informatio­nen auf dem BraunDispl­ay sind aus jedem Blickwinke­l sehr gut sichtbar
(3) Die Informatio­nen auf dem BraunDispl­ay sind aus jedem Blickwinke­l sehr gut sichtbar
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 ??  ?? (6) Die Taste zum Start des Brühvorgan­gs befindet sich bei Rosenstein & Söhne schlecht einsehbar an der Seite
(6) Die Taste zum Start des Brühvorgan­gs befindet sich bei Rosenstein & Söhne schlecht einsehbar an der Seite
 ??  ?? (7) Die drei Öffnungen für den Dampfabzug an der Suntech-abdeckung verhindert­en nicht, dass der Deckel während des Brühvorgan­gs aufsprang und heißer Dampf entwich
(7) Die drei Öffnungen für den Dampfabzug an der Suntech-abdeckung verhindert­en nicht, dass der Deckel während des Brühvorgan­gs aufsprang und heißer Dampf entwich
 ??  ?? (5) Die Design Coffee Aroma Pro wurde mit einer kleinen und nur einseitige­n Befüllöffn­ung ausgestatt­et. Im Test landeten deswegen schon vor dem Aufbrühen ein paar Wassertrop­fen im Filter
(5) Die Design Coffee Aroma Pro wurde mit einer kleinen und nur einseitige­n Befüllöffn­ung ausgestatt­et. Im Test landeten deswegen schon vor dem Aufbrühen ein paar Wassertrop­fen im Filter
 ??  ?? (8) Der Hebel am Filterhalt­ers des Aromamaste­r von WMF muss immer angehoben sein. Andernfall­s staut sich das Wasser drinnen
(8) Der Hebel am Filterhalt­ers des Aromamaste­r von WMF muss immer angehoben sein. Andernfall­s staut sich das Wasser drinnen
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