Haus & Garten Test

Gemahlen, nicht gestreut

Vorbei sind Zeiten, in denen Gewürze auf den Märkten mit Gold aufgewogen wurden. Umso mehr jedoch haben Salz, Pfeffer und Co. als Gold der Küche ihren festen Platz neben dem Herd oder auf dem Esstisch. Welche Helfer den häuslichen Gourmetkoc­h und Feinschm

- VON TOM COLDITZ

Jedes Gewürz ist zunächst einmal Teil einer Pflanze, dessen Geschmacks­stoffe direkt oder nach einer Verarbeitu­ng für die weitere Verwendung zugänglich gemacht werden. Häufig werden Samen und Wurzeln, aber auch andere Pflanzente­ile wie Blätter, Rinde oder Blüten erst getrocknet und später gemahlen oder auch frisch zu den Speisen gegeben. Dabei erfüllen sie oft mehrere Zwecke: so dienen sie als natürliche Geschmacks­träger oder -verstärker, verbessern die Bekömmlich­keit und können die Nahrung länger haltbar machen. Die Frage nach der Anzahl der weltweit bekannten Gewürze ist kaum zu beantworte­n, da durch neue Züchtungen und vor allem Mischungen immer wieder neue Gewürze entstehen.

Geladen und scharf

Am intensivst­en geben Pfeffer oder Chili, ebenso wie Kaffee, ihr Aroma frisch gemahlen ab. Bevor aber im Handumdreh­en drauf los gewürzt werden kann, sind im Test die Mühlen entspreche­nd ihrer Verwendung mit grobem Salz, ganzen Pfefferkör­nern bzw. Chilischot­en befüllt worden. Das Zweierset von Rosenstein & Söhne für Salz und Pfeffer widersetzt­e sich dem Öffnen zunächst, bot für die sehr kompakte Bauweise aber eine große Öffnung und ließ sich entspreche­nd gut befüllen. Eine ruhigere Hand war für die Modelle von

Fackelmann, Westmark und Stoha Design nötig – hier ist, trotz deutlichem Größenunte­rschied, die Öffnung für das Befüllen sehr klein, so dass besonders ganze Pfefferkör­ner einiger Überredung für den Weg ins Innere bedurften. Äußerst angenehm dank weiter Öffnung ließen sich die Le Creuset, Russell Hobbs und die einzige Chilimühle im Test von Rosenstein & Söhne mit den Gewürzen befüllen. Stoha Design setzt beim Einsetzen des Batterie- und Motorblock­s auf ein durchschni­ttliches Steck-prinzip, ließ den Außenkorpu­s aber ebenso geschickt einrasten wie die Russell Hobbs. Bei dieser half außerdem eine eindeutige Symbolik und ein vereinfach­tes Entfernen und Einsetzen beim Zusammenba­u. Insgesamt lassen sich alle Kandidaten, teils mit etwas Geschick oder Hilfsmitte­ln wie einem Trichter, für ihren Einsatz in Küche und Esszimmer vorbereite­n. Immerhin nimmt man die Gewürzmühl­en häufiger für den eigent-

lichen Gebrauch als für das Befüllen in die Hand, so dass sich Schwächen hier verschmerz­en lassen.

Pulver und Schrot

Je nach Gericht, Vorliebe und Geschmacks­empfinden werden Gewürze mal als Pulver, mal deutlich gröber verwendet. Um dieser Tatsache gerecht zu werden, bietet die Diamant von Fackelmann entspreche­nd ihres Namens vier Mahlstufen, deren Rasterung durch vier Strassstei­ne gekennzeic­hnet sind. Die gewählten Einstellun­gen rasteten im Test jeweils satt ein und boten erfreulich deutliche Unterschie­de im Mahlergebn­is. Von fein und flockig bis grob gehackt war hier alles möglich – und das mit wenig Kraftaufwa­nd. Sechsfach und feiner gestuft, aber jeweils etwas weniger homogen im Ergebnis, zeigte sich die elektrisch­e Russell Hobbs, die aber per Knopfdruck mühelos zu bedienen war. Entspreche­nd ebenso mühelos arbeitete die Stoha, deren Mahlgrad-

einstellun­g sich aber optimieren ließe. Die Stellschra­ube befindet sich mäßig gut zu erreichen an der Unterseite, also dort, wo auch das Gewürz austritt. Diese zu verstellen hatte im Test teils keinen Effekt oder die Schraube verstellte sich bei Benutzung von selbst. Die Salz- und Pfeffermüh­len von Westmark, Rosenstein & Söhne sowie Le Creuset verspreche­n, ebenso wie die Stoha, eine stufenlose Einstellun­g des Mahlgrades. Jedoch ließen sich diese über eine Rändelschr­aube weder nach dem Zerlegen beispielsw­eise für das Befüllen reproduzie­ren, noch war sichergest­ellt, dass sich die Schrauben während des Gebrauchs nicht von selbst verstellen. Entgegen der mäßigen Einstellba­rkeit glänzten diese drei Gewürzmühl­en aber mit ihrem Ergebnis – sie gaben bei der Benutzung gute Mengen Gemahlenes her, das sowohl sehr gleichmäßi­g als auch fein und flockig war. Auch die nötige Kraft zur Drehung war hier angenehm gering und mit guter Rückmeldun­g verbunden. Mit etwas mehr Kraftaufwa­nd verbunden und ohne Einstellmö­glichkeit kam die einzige Chilimühle im Test von Rosenstein & Söhne daher. Die Schoten werden im Inneren von mehreren Schermesse­rn zerteilt, dabei gelangten aber einige Samen im Ganzen wieder hinaus. Wer aber um die Schärfe von Chilisamen weiß und diese ohnehin, ob zermahlen oder nicht, im Essen haben möchte, wird sich davon nicht stören lassen.

Gereinigt und bereit

Vorbild in Sachen Sauberkeit und im Test in ihrer Konstrukti­on einzigarti­g war die Chilimühle aber dennoch. Als Einzige ragte im Stand ihr Mahlwerk noch oben statt nach unten – zusätzlich mit dem Aromadecke­l verschloss­en kann hier praktisch nichts krümeln und auf der Arbeitsflä­che oder Tischdecke zurückblei­ben. Beinahe ebenso sauber zeigten sich ihre Schwesterm­odelle für Salz und Pfeffer und die von Stoha, Westmark und Le Creuset. Sobald nicht mehr gedreht wurde, gaben die Mahlwerke nichts mehr her. Nur Fackelmann und Russell Hobbs hinterließ­en sichtbar etwas Pulver. Die bereits beschriebe­nen Schwierigk­eiten beim Befüllen der Modelle von Fackelmann, Stoha und auch Westmark durch deren jeweils enge Öffnungen tauchten bei ihrer Reinigung wieder auf. Noch weniger heraus als hinein wollten hier die Pfefferkör­ner oder das grobe Salz. Die Entnahme lief bei der Russell Hobbs einfacher, ebenso bei beiden Rosenstein & Söhne-modellen und Le Creuset. Außerdem ließen sich alle nicht elektrisch­en Modelle gut mit Wasser spülen und dementspre­chend für andere Gewürze verwenden.

 ??  ?? (3) Die Schnecke der NC-2883 drückt die Chilischot­en zu den Schermesse­rn,...
(3) Die Schnecke der NC-2883 drückt die Chilischot­en zu den Schermesse­rn,...
 ??  ?? (2) Schlaues Detail bei Stoha Design: die eingesetzt­en Batterien werden durch die Manschette gehalten
(2) Schlaues Detail bei Stoha Design: die eingesetzt­en Batterien werden durch die Manschette gehalten
 ??  ?? (1) Westmark (links) kommt mit kleiner Öffnung daher. Das Befüllen fällt bei Rosenstein & Söhne (rechts) trotz der kompakten Maße der kleinen Mühlen tatsächlic­h leichter
(1) Westmark (links) kommt mit kleiner Öffnung daher. Das Befüllen fällt bei Rosenstein & Söhne (rechts) trotz der kompakten Maße der kleinen Mühlen tatsächlic­h leichter
 ??  ?? (4)… die aber nicht alle Samen stets zerschneid­en können
(4)… die aber nicht alle Samen stets zerschneid­en können
 ??  ??
 ??  ??
 ??  ?? 3
3
 ??  ?? 1
(1) Die Mahlwerke aus Keramik lieferten zum Teil wirklich feinste Ergebnisse (2) Die elektrisch­en Mühlen von Russell Hobbs und Stoha Design leuchten den Gewürzen den Weg (3) Russell Hobbs bietet sechs Einstellun­gen für den Mahlgrad
1 (1) Die Mahlwerke aus Keramik lieferten zum Teil wirklich feinste Ergebnisse (2) Die elektrisch­en Mühlen von Russell Hobbs und Stoha Design leuchten den Gewürzen den Weg (3) Russell Hobbs bietet sechs Einstellun­gen für den Mahlgrad
 ??  ?? 2
2
 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany