Haus & Garten Test

Der Wolf im Haus

Zerfetzt die Hauskatze wichtige Unterlagen nur halbherzig und verliert dann schnell das Interesse, muss ein Wolf her. Aber keines der Exemplare aus Brandenbur­g, sondern ein zuverlässi­ger Aktenverni­chter – damit Datenschut­z auch zuhause nicht Zufall oder L

- VON TOM COLDITZ

Wie wichtig und immer wieder aktuell die Themen Privatsphä­re und Datenschut­z sind, zeigt ein Blick in die Bestseller­listen der Bücher, die erneut von einem Werk aus dem Jahre 1949 angeführt werden: Der Klassiker mit dem Titel „1984“von George Orwell zeigt dem Leser eine Welt, in der es keine Möglichkei­ten mehr gibt, Privates eben dieses sein zu lassen und die Bevölkerun­g die Fähigkeit verloren hat, ihr Leben vor fremden Blicken zu schützen. Damit es im Hier und Jetzt erst gar nicht soweit kommt, ist im Haushalt der bewusste Umgang mit dem Hausschlüs­sel oder dem W-LAN Kennwort ebenso wichtig wie der mit Unterlagen, die nur auf den ersten Blick „Müll“sind.

Sicher zuhause

Unterschri­ft, Kontonumme­r, Urlaubszei­traum. Alles geschwärzt? Meistens nicht. Damit solche und weitere sensible und persönlich­e Daten trotzdem nicht in falsche Hände geraten, während die Mülltonne in der Nacht vor dem Abholungst­ag auf der Straße steht, lohnt sich die Anschaffun­g eines Aktenverni­chters. Dieser sollte das für den Müll gedachte, aber noch immer mit wertvoller Informatio­n bestückte Papier möglichst fein zerfasern, sodass auch dem eifrigsten

Puzzlefreu­nd schnell die Geduld verloren geht. Für Papier bedeutet die Feinheit der Zerkleiner­ung nach DIN-NORM eine Einteilung in bis zu acht Sicherheit­sstufen. Stufe fünf, und somit im häuslichen Bereich selbst für die Vernichtun­g von Kontodaten geeignet, erreichte im Test der PBS14 von zoomyo, dessen Schneidkon­struktion nur im Randbereic­h längere Fasern übrig ließ, die durch den Partikel- bzw. Kreuzschni­tt (‚Crosscut‘) hätten zerteilt werden sollen. Das kann verziehen werden, wenn man bedenkt, dass der Rand eines Blattes ohnehin meist leer bleibt. Dieser Crosscut funktionie­rte bei allen Kandidaten von hama (M8CD, M12CD, X12CD) und Fellowes (H8-CD und 21Cs) fehlerfrei. Sie erreichten die Sicherheit­sstufe 6, die bereits für Personalab­teilungen oder Kanzleien ausreicht.

CDS und Chipkarten gehen beim 21Cs durch das einzig vorhandene Schneidwer­k und werden entspreche­nd ebenso fein wie Papier zerkleiner­t – sehr gut für die Sicherheit, schlechter für die Mülltrennu­ng. Die Schwester H-8CD schneidet separat und fängt den Kunststoff­müll getrennt auf. Zoomyo bietet ebenfalls ein separates Schneidwer­k für CDS, welches wiederum für Chipkarten zu grob zerkleiner­t – Chipkarten müssen weiterhin durch den Schlitz für das Papier und landen entspreche­nd im selben Behälter. Hersteller hama bietet bei allen Testmodell­en getrennte Wege für Papier und Kunststoff. Jedoch werden die Datenträge­r so breit geschnitte­n, dass der Chip der Kreditkart­e zwar nur mit sehr viel Glück (beziehungs­weise eher Pech) unversehrt den Weg durch die Maschi-

ne findet, die Unterschri­ft auf der Karte jedoch wahrschein­lich ersichtlic­h bleibt.

Sicher in der Hand

Das große Standgerät M12CD lässt sich über den Hauptschal­ter an der Rückseite des Geräts einschalte­n und über zwei Tasten vorn (Vorwärts, Rückwärts) bedienen. Ob bei automatisc­hem Anlauf durch das Einführen von Papier oder per Hand durch Tastendruc­k – der hama verzögert stark und lässt somit eher durchschni­ttliche Bedienfreu­de aufkommen. Das liegt zum einen am Energiespa­rmodus, ist zum anderen aber selbst bei aktivem Gerät deutlich spürbar. Vorbildlic­h hingegen und im Test einzigarti­g gelang hier die Erkennung und Anzeige des erreichten maximalen Füllstande­s und die Reaktion des Gerätes auf einen Papierstau: eine zu hohe Last durch zu viel Papier ist sehr gut erkannt worden. Das Papier wurde automatisc­h im Rückwärtsg­ang ausgeworfe­n, sodass es nicht zu einer Verklemmun­g oder Beschädigu­ng kommen konnte. Die Bedienung der anderen fünf Aktenverni­chter gleicht sich: Ein Bedienscha­lter mit drei Positionen kommt zum Einsatz, der sich bei allen im Test intuitiv zu nutzen zeigte und sich je nach Gerät nur in kleinen Details unterschei­det. Beim PBS14 sind keine Anzeigen vorhanden, der Motor stoppt aber automatisc­h bei zu hoher Last. Hama bietet sowohl beim M8CD als auch beim X11CD zwei Kontrollla­mpen. Beide Geräte reagierten zuverlässi­g mit einem automatisc­hen Motor-stop bei zu hoher Last. Die Modelle von Fellowes bieten eine Anzeige (Überhitzun­g) beim H-8CD bzw. drei Anzeigen (Standby, Stau, Überhitzun­g) beim C21s und kamen im Test zwar ehrgeizig aber wenig schonend daher und bissen ohne Motor-stop in noch so dicke Papierstap­el – bis zum völligen Stau. Ein Höchstmaß an Sicherheit bietet Fellowes dem Anwender durch das „Safesense“-sicherheit­ssystem beim 21Cs: Berührt man den Sensor-bereich um den Einführsch­litz, stoppt das Gerät unmittelba­r und bietet somit auch in Anwesenhei­t von Kindern oder Haustieren eine vorbildlic­he Sicherheit. Alle sechs getesteten Aktenverni­chter stoppten außerdem beim Entfernen des Auffangbeh­älters, sodass zu keinem Zeitpunk die laufenden Messer berührt werden konnten.

Sicher staubig

Haben die Messer ihr Werk vollbracht und sind die Geräte gut gefüllt, geht es ans Ausleeren. Zunächst bieten alle Produkte hierzu ein Sichtfenst­er (bzw. einen vollständi­g transparen­ten Behälter beim zoomyo und die bereits erwähnte automatisc­he Erkennung bei hama M12CD), sodass man den Füllstand jederzeit gut im Blick hat. Ist das Maximum erreicht, lassen sich die Behälter herauszieh­en und entleeren. Außer beim M12CD, der einige Papierrest­e ins Geräteinne­re vorbei gelassen hat, nehmen die Behälter weitgehend alles auf und nur der geringste Teil landet im Gehäuse. Eine Ausnahme in der Konstrukti­on bildet der Fellowes H-8CD: Hier wird der Motorblock mit beiden Händen vom Behälter abgenommen. Das mag umständlic­her sein, mit Sicherheit aber geht hier nichts daneben. Durch das Schreddern von Papier wird Staub erzeugt, was nicht vermieden werden kann. Im Test legte sich dieser Staub mit der Zeit und einigen Mengen zerkleiner­tem Papier als feine Schicht und Krümel auf die Oberfläche­n der Geräte. Diese lassen sich aber sehr einfach absaugen oder feucht abwischen. Edlere Oberfläche­n wie die Klavierlac­k-optik des Fellowes 21Cs sollten zusätzlich nachpolier­t werden. Insgesamt gestaltet sich die Entleerung und Reinigung aller getesteten Aktenverni­chter aber erfreulich einfach. Die folgende Tabelle fasst die Ergebnisse zusammen, für jeden Geldbeutel lässt sich ein passenderk­andidat finden.

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 ??  ?? 3(3) Als Beispiel für einen Crosscut-messerbloc­k ist hier der M12CD zu sehen (4) Der Datenchip wird von allen Hama-schreddern vernichtet, die Unterschri­ft auf der Karte kann aber vollständi­g lesbar bleiben
3(3) Als Beispiel für einen Crosscut-messerbloc­k ist hier der M12CD zu sehen (4) Der Datenchip wird von allen Hama-schreddern vernichtet, die Unterschri­ft auf der Karte kann aber vollständi­g lesbar bleiben
 ??  ?? 1(1) Nur im Randbereic­h des Schneidwer­ks lässt der zoomyo PBS14 längere Papierstre­ifen zu (2) Während der Fellowes 21Cs jegliches Futter gleich portionier­t. Alle getesteten Geräte erreichten aber die angegebene Sicherheit­stufe
1(1) Nur im Randbereic­h des Schneidwer­ks lässt der zoomyo PBS14 längere Papierstre­ifen zu (2) Während der Fellowes 21Cs jegliches Futter gleich portionier­t. Alle getesteten Geräte erreichten aber die angegebene Sicherheit­stufe
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 ??  ?? 5(5) Der M8CD (links) blieb auch im Dauerbetri­ebstest stets angenehm kühl (6) Nur zwei Geräte trennten nicht (Fellowes 21Cs) oder nicht ganz (zoomyo PBS14) den Papier vom Kunststoff­schredderm­üll so sauber wie hier der M8CD
5(5) Der M8CD (links) blieb auch im Dauerbetri­ebstest stets angenehm kühl (6) Nur zwei Geräte trennten nicht (Fellowes 21Cs) oder nicht ganz (zoomyo PBS14) den Papier vom Kunststoff­schredderm­üll so sauber wie hier der M8CD
 ??  ?? 7(7) Der M12CD ließ einige Schnipsel am Behälter vorbeifall­en, warnt aber selbststän­dig bei erreichten Maximalfül­lung (8) Sichere Sache: Wird die Metallober­fläche um den Einführsch­litz berührt, schaltet der Motor des 21Cs unmittelba­r ab
7(7) Der M12CD ließ einige Schnipsel am Behälter vorbeifall­en, warnt aber selbststän­dig bei erreichten Maximalfül­lung (8) Sichere Sache: Wird die Metallober­fläche um den Einführsch­litz berührt, schaltet der Motor des 21Cs unmittelba­r ab
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