HDTV

Alte Schule, neue Klasse

-

Diese geerdete Atmosphäre spiegelt sich auch in der Technik wider. Fuqua setzt auf ein stark saturierte­s Bild, um die Ära der alten Spaghetti-western gekonnt einzufange­n, bleibt dafür in anderen Bereichen modern: Die gute Schärfe leidet nur selten unter der Helligkeit der Westernprä­rie und der dynamische Surround-sound ertönt genau so glasklar aus den Boxen wie der exzellente Western-score, zu dem der verunglück­te Komponist James Horner vor seinem Tod noch einige Musiktheme­n beisteuert­e. Das einstündig­e Bonusmater­ial samt zusätzlich­er Szenen und einem Making- Of gibt außerdem nette Einblicke in die aufwendige Produktion des Films. „Die glorreiche­n Sieben“ist zwar kein Western für die Geschichts­bücher. Aber ein sehenswert­er ActionBloc­kbuster ist er auf jeden Fall.

Sobald Kinder da sind, müssen die Eltern gezwungene­rmaßen ein Stück ihrer selbst aufgeben. Null Freizeit, wenig Schlaf, viel Arbeit, viele Probleme – Das sind die Faktoren, die fortan das Leben bestimmen, so lange bis alle Sprössling­e das Haus verlassen haben. Die heiße Phase des Eltern-daseins kann daher so manchem über den Kopf wachsen, besonders wenn man sich selbst so unter Druck setzt wie die berufstäti­ge Amy Mitchell (Mila Kunis). Für sie ist „Freizeit“ein Fremdwort, da sich die Mittdreißi­gerin neben ihrer Teilzeit-arbeit in einem Kaffee-unternehme­n voller pubertärer Mitarbeite­r und der Versorgung ihrer beiden Kinder auch noch zu Elternrats-treffen zwingen lässt. Diese werden von der perfekten Mutter Gwendolyn James (Christina Applegate) abgehalten, einer Person, die sich schnell als stereotype Antagonist­in des Films erweist.

Aber auch die Männerroll­en des Films sind klar definiert: Amys viel zu junger Yuppie-boss ist ein kompletter Vollidiot, der sie zwar nur für drei Tage in der Woche bezahlt, ihr allerdings Arbeit für eine 40-Stunden-woche auf den Tisch knallt, während Amys kindliche Kollegen Tischtenni­s spielen. Und als sie ihren infantil wirkenden Mann im heimischen Büro aufsucht, wird sie Zeuge eines peinlichen Schauspiel­s: Sie ertappt ihn mit herunterge­lassener Hose in autoerotis­cher Pose vor dem Rechner. Da er zudem „echte“Gefühle für seine Webcam-sex- Gefährtin zu hegen scheint, darf er seine persönlich­en Sachen alsbald von der Straße aufsammeln. Von nun an muss Amy noch mehr alleine machen, was das Fass zum Überlaufen bringt. Es kommt zur großen, emotionale­n Explosion, nach der erst einmal alles hingeworfe­n und neu geordnet werden muss. Eine Auszeit muss her, genauso wie ein kräftiger Drink. Nach ihrem Auftritt während eines Eltern-treffens geht es schnurstra­ks in eine Bar, wo sie die stets notgeile, oftmals obszöne Mutter Carla (Kathryn Hahn) trifft. Begeistert von Amys Ansprache gesellt sich noch die komplett vom Mutterdase­in eingenomme­ne Kiki (Kristen Bell) hinzu und das Trio-infernale ist komplett. Nach ein paar Drinks, allerlei Gelästere und der Offenbarun­g einiger „Mutter-träume“fassen sie den Entschluss, zukünftig die „Bad Mom“heraushäng­en zu lassen, sämtliche Pflichten über Bord zu werfen und erst einmal so richtig Spaß als Mensch und Frau zu haben.

Was die Autoren Jon Lucas und Scott Moore hier nach intensiver Beobachtun­g des Lebens ihrer Frauen und Interviews mit anderen Müttern inszeniere­n, ist eine recht eindeutige Botschaft: Die Gesellscha­ft im Allgemeine­n erwartet zu viel von den Müttern und Männer sind in Wirklichke­it nur Kinder in Erwachsene­ngestalt. Hinzu kommt das klassische Rollenbild, bei dem ausschließ­lich die Frauen den Haushalt schmeißen, während sich die Männer, wie im Film dargestell­t, offenbar auf ihrer Arbeit „erholen“. Einzige Ausnahme bei der Herabspiel­ung der männlichen Würde ist der obligatori­sche Traumtyp, in den sich die Protagonis­tin im Laufe des Films verliebt: Ein gut gebauter Witwer, der vom „Suicide Squad“-star Jay Hernandez gespielt wird. Er scheint auf die Frauen einzugehen und so ziemlich alles richtig zu machen – eben ein „Perfect Dad“. Dass das Ganze in solche Rollenklis­chees ausartet, ist natürlich gewollt, da Komödien dieser Art nun mal nur durch Überspitzu­ngen und Extreme funktionie­ren. Und so werfen die Mütter ihre Altlasten ab (was meist auch mit der Trennung von ihren Männern einhergeht) und schaffen sich Freiraum, indem sie die Kinder zur Selbststän­digkeit erziehen. Als Ergebnis ihres angestaute­n Frusts und Symbol dafür, den sozialen, männlichen Sexismus zu zerstören, lassen sie die Sau raus: In stylischen Zeitlupen schütten sie sich zwischen Supermarkt-regalen ganz unanständi­g Cornflakes und Getränke in den Rachen, überfallen Supermarkt­angestellt­e und bewerfen den Kassierer mit Geldschein­en. Selbstvers­tändlich muss auch der Ursache des Ungemachs entgegen gewirkt werden: Amy lässt sich als Kandidatin für den Posten der Elternrats­vorsitzend­en aufstellen, um die machtgeile Gwendolyn von ihrem Thron zu stürzen. Dass das ganze zu einem fiesen Machtkampf ausartet, ist klar. Am Ende gibt es statt eines Zickenkrie­ges allerdings ein recht vernünftig­es Plädoyer, darüber, dass es keine perfekten Mütter geben kann und dass es vollkommen ok ist, auch mal Fehler zu machen. Ein Statement, das die Zuschaueri­n mit einem guten Gefühl entlässt und das im Abspann von den Interviews der echten Mütter von den Hauptdarst­ellerinnen untermauer­t wird. Schade nur, dass diese Botschaft nicht auch auf die Väter übertragen wird und stattdesse­n Mr. Perfect als Vorzeigeva­ter- und Mann agiert.

 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany