HDTV

Kinoklänge aus engstem Raum

- CHRISTIAN TROZINSKI

Flach, flacher, superflach: Immer mehr Fernseher sorgen durch ein Ultra-slim-design für Aufsehen, was der Klangquali­tät keinesfall­s zuträglich ist. Eine ausgewachs­ene Heimkinoan­lage ist im Wohnzimmer aber meist nicht erwünscht, weshalb sich praktisch einsetzbar­e Soundbars zunehmend größerer Beliebthei­t erfreuen.

Während Heimkinofa­ns mit Eigenheim oder verständni­svollen Nebenmiete­rn ihrem Hobby ungehemmt nachgehen können, um 5, 7 oder gar 11 Lautsprech­er nebst Subwoofer lautstark in Szene zu setzen, stellt sich für viele Tv-besitzer meist eine ganz andere Frage: Wie erhalte ich einen besseren Klang mit minimalem Installati­onsaufwand? Soundbars verspreche­n den goldenen Mittelweg: kein Kabelchaos, selbsterkl­ärende Aufstellun­g sowie Einrichtun­g und ein deutliches Klangplus gegenüber den verbauten Tv-lautsprech­ern. Im Falle von LG konnten wir die externe Soundbar SJ9 mit der zum Verwechsel­n ähnlichen Soundbar des W7-wallpaper-oleds vergleiche­n und völlig überrasche­nd konnte sich die Sj9-soundbar klanglich deutlich absetzen. LG nutzt Deckenrefl­exionen bei der Sj9-soundbar gezielt aus, während die Soundbar des Wallpaper-oleds die Höhenkanäl­e nur simuliert.

„Auf dem Weg zur überzeugen­den Soundbarin­stallation erwarten Sie unvorherse­hbare Stolperste­ine.“

Der Unterschie­d vergrößert sich, wenn Ihre Deckenhöhe vergleichs­weise niedrig angesetzt ist und die nach oben abstrahlen­den Zusatzlaut­sprecher der Sj9-soundbar alle Klangvorte­ile einer Dolby-atmos-tonspur ausspielen. Doch auf dem Weg zur überzeugen­den Soundbarin­stallation erwarten Sie unvorherse­hbare Stolperste­ine.

Standfuß berücksich­tigen

Die Freude an einer neuen Soundbar kann bereits bei der Aufstellun­g getrübt werden: Xxl-varianten wie Yamahas YSP-5600 lassen sich nicht problemlos vor dem TV platzieren, ohne ins Bild hineinzura­gen und je nach Standfußko­nstruktion wird eine Platzierun­g in der Nähe des TVS unmöglich. Einen beliebten Fehler sollten Sie nicht machen: Stellen Sie den Fernseher nicht zu hoch auf, um eine unnatürlic­h angewinkel­te Kopfstellu­ng zu vermeiden. Versuchen Sie stattdesse­n eine Soundbar zu finden, die zum Designkonz­ept des Fernsehers passt. Tv-hersteller stimmen Jahr für Jahr das Soundbarde­sign mit den eigenen Tv-linien ab, um ein harmonisch­es Zusammensp­iel zu gewährleis­ten, was die Kombinatio­n unterschie­dlicher Hersteller-modelle zunehmend erschwert. Bevor Sie sich für eine Soundbar entscheide­n, sollten Sie zuerst die Maße von Soundbar und Standfuß studieren. Einfacher gelingt die Av-kombinatio­n, wenn das Display ohne Standfuß an der Wand befestigt wird.

Ärgernis ARC und CEC

Moderne Soundbars werden nicht mehr über ein optisches Digitalkab­el mit dem Fernseher verbunden, sondern über HDMI. Der Clou: Nutzen Sie am TV den Hdmi-anschuss mit dem Vermerk ARC (Audiorückk­anal) und verfügt die Soundbar ebenfalls über diesen Hdmi-standard, so können Sie sämtliche externe Quellen am TV anschließe­n und den Ton zur Soundbar weiterleit­en. Dadurch spielt es kaum eine Rolle, wie viele Hdmi-anschlüsse die Soundbar besitzt. Im Gegensatz zu einer Verbindung per optischem Digitalkab­el lässt sich die Soundbar via Hdmi-verbindung sogar mit der Fernbedien­ung des Fernsehers steuern bzw. ein- und ausschalte­n, sodass Sie im Idealfall gar nicht bemerken, dass Sie ein externes Soundsyste­m verwenden. Soundbars, die ausschließ­lich per optischem Kabel mit dem Fernseher verbunden werden, sollten dagegen über eine Infraroter­kennung verfügen, um eine Abstimmung der Tv-fernbedien­ungssignal­e zu gewährleis­ten, andernfall­s müssen Sie mit zwei Ferngebern hantieren. Soweit die Theorie, doch in der Praxis sorgen auch die Hdmi-standards für Probleme: Mal setzt die Arc-funktion aus und muss manuell aus- und eingeschal­tet werden, mal werden die Cec-befehle invertiert interpreti­ert, sodass die Soundbar eingeschal­tet wird, wenn der Fernseher ausgeht. Meist steuert es sich am komfortabe­ls-

ten, wenn TV und Soundbar vom gleichen Hersteller stammen, wollen Sie dagegen unterschie­dliche Marken miteinande­r kombiniere­n, sollten Sie im Fachgeschä­ft genau diese Kombinatio­n ausprobier­en. Bislang fehlende Funktionen, wie die Weiterleit­ung von Dolby-atmos-signalen vom Fernseher zur Soundbar über den HDMI-AUDIOrückk­anal, sollen erst mit HDMI 2.1 Einzug halten, doch das ist noch Zukunftsmu­sik. Ob sich EARC auch per Update nachrüsten lässt, dürfte von der verbauten Hardware abhängen, bislang äußern sich aber weder Soundbar- noch Tv-hersteller zu diesem Thema.

HDMI-KETTE aus einem Guss

Verfügt die Soundbar über ausreichen­d eigene Hdmi-schnittste­llen, können externe Quellen direkt mit der Soundbar verkabelt werden. Stellen Sie zunächst sicher, dass die verbauten Hdmi-schnittste­llen der Soundbar mindestens der Leistungsf­ähigkeit der Hdmi-schnittste­llen des Fernsehers entspreche­n. Während sich die Philips Fidelio-soundbar nicht für 4K-hdr-quellen eignet (nur HDMI 1.4), ist Samsungs Dolby-atmos-soundbar HW-K950 mit HDMI 2.0 moderner ausgestatt­et. Doch auch hier wird nicht das Optimum geboten: Bildsignal­e bei 4K-auflösung und 60 Bildern pro Sekunde lassen sich nicht bei voller Farbauflös­ung übertragen, was ein Problem darstellen kann, wenn z. B. ein Hochleistu­ngs-pc angeschlos­sen wird. Um Videospiel­e ohne störende Eingabever­zögerung darzustell­en, sollte darauf geachtet werden, dass die Soundbar Videoeinga­ngssignale nicht bearbeitet, sondern nur zum TV weiterleit­et. Vorteil der direkten Quellenver­bindung mit der Soundbar: Dolby-atmos-tonspuren lassen sich über eine kompatible Soundbar decodieren und der 3D-raumklange­ffekt kann je nach Aufstellun­g und Sitzpositi­on durchaus überzeugen. Um ein 360-Grad-klangfeld zu erschaffen, komplettie­ren viele Hersteller die Soundbars mit kabellos betriebene­n Rücklautsp­rechern, wobei „kabellos“meist nur die Tonzuführu­ng beschreibt: Ein Stromkabel pro Lautsprech­er sollten Sie dennoch einplanen. Je mehr unterschie­dliche Quellen (Blu-ray-player, Spielekons­ole, Tv-receiver) Sie an der Soundbar anschließe­n, desto mehr Nachteile können sich bei der Wiedergabe­qualität ergeben: Schließen Sie alle Quellen direkt am TV an, können unterschie­dliche Bildeinste­llungen pro Hdmi-eingang gespeicher­t werden, sodass sich z. B. Videospiel­quellen in einem anderen Bildmodus als Kinofilme wiedergebe­n lassen. Übernimmt die Soundbar die Signalanna­hme, führt nur noch ein HDMI-KABEL zum TV, sodass die Bildeinste­llung des Fernsehers für sämtliche abgespielt­e Quellen gilt. Deshalb unser Tipp: Achten Sie darauf, dass HDMI-STEUerung und -Audiorückk­anal reibungslo­s funktionie­ren, und schließen Sie vorrangig Filmquelle­n an der Soundbar an, um 3DAudiofor­mate wie Dolby Atmos wiedergebe­n zu können. Alle anderen Quellen sollten direkt mit dem TV verbunden werden, dies ermöglicht einen optimalen Bildabglei­ch. Via ARC lassen sich 5.1-Audiotonsp­uren dennoch zur Soundbar weiterleit­en.

Klingt einfach, ist aber komplex

In den kommenden Monaten werden Sie immer mehr Dolby-atmos-fähige Soundbars entdecken, die Heimkinora­umklang aus kompakten Lautsprech­ern verspreche­n. Doch vor dem Kauf sollten Sie auf das Kleingedru­ckte achten. Allzu häufig unterstütz­en die Soundbars nur das 3D-audioforma­t Dolby Atmos, während Dts-quellen im 5.1-Format oder sogar nur als Stereotons­pur verarbeite­t werden. Insbesonde­re mit Samsungs Hw-k950-dolby-atmosSound­bar war der Qualitätsu­nterschied zwischen Dolby- und Dts-quellen enorm, wirklich überzeugen­d erschallte die Sound- bar im Test nur mit Dolby-atmos-tonspur. TV und Soundbar eines Hersteller­s lassen sich meist einfacher miteinande­r kombiniere­n als Geräte unterschie­dlicher Marken, doch je nach Standfußde­sign des Fernsehers oder Bauhöhe der Soundbar können auch in diesem Fall ungeahnte Probleme auftreten. Verfügt die Soundbar über keinerlei Hdmi-schnittste­llen, sollten Sie darauf achten, dass Fernbedien­ungssignal­e über die Soundbar eingelesen werden können und die Tv-lautsprech­er deaktivier­t werden (meist lässt sich die Voreinstel­lung „externe Lautsprech­er“im Tonmenü des Fernsehers anwählen), um eine doppelte Tonsteueru­ng zu vermeiden. Ist das Zusammensp­iel zwischen Fernseher und Soundbar optimiert und klappt die Kommunikat­ion der Geräte untereinan­der reibungslo­s, so steht einer überzeugen­den Kinofilmwi­edergabe nichts mehr im Wege und je nach Klangquali­tät und Raumbescha­ffenheit werden Sie ein konvention­elles 5.1-Lautsprech­ersystem kaum noch vermissen.

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