Kinoklänge aus engstem Raum
Flach, flacher, superflach: Immer mehr Fernseher sorgen durch ein Ultra-slim-design für Aufsehen, was der Klangqualität keinesfalls zuträglich ist. Eine ausgewachsene Heimkinoanlage ist im Wohnzimmer aber meist nicht erwünscht, weshalb sich praktisch einsetzbare Soundbars zunehmend größerer Beliebtheit erfreuen.
Während Heimkinofans mit Eigenheim oder verständnisvollen Nebenmietern ihrem Hobby ungehemmt nachgehen können, um 5, 7 oder gar 11 Lautsprecher nebst Subwoofer lautstark in Szene zu setzen, stellt sich für viele Tv-besitzer meist eine ganz andere Frage: Wie erhalte ich einen besseren Klang mit minimalem Installationsaufwand? Soundbars versprechen den goldenen Mittelweg: kein Kabelchaos, selbsterklärende Aufstellung sowie Einrichtung und ein deutliches Klangplus gegenüber den verbauten Tv-lautsprechern. Im Falle von LG konnten wir die externe Soundbar SJ9 mit der zum Verwechseln ähnlichen Soundbar des W7-wallpaper-oleds vergleichen und völlig überraschend konnte sich die Sj9-soundbar klanglich deutlich absetzen. LG nutzt Deckenreflexionen bei der Sj9-soundbar gezielt aus, während die Soundbar des Wallpaper-oleds die Höhenkanäle nur simuliert.
„Auf dem Weg zur überzeugenden Soundbarinstallation erwarten Sie unvorhersehbare Stolpersteine.“
Der Unterschied vergrößert sich, wenn Ihre Deckenhöhe vergleichsweise niedrig angesetzt ist und die nach oben abstrahlenden Zusatzlautsprecher der Sj9-soundbar alle Klangvorteile einer Dolby-atmos-tonspur ausspielen. Doch auf dem Weg zur überzeugenden Soundbarinstallation erwarten Sie unvorhersehbare Stolpersteine.
Standfuß berücksichtigen
Die Freude an einer neuen Soundbar kann bereits bei der Aufstellung getrübt werden: Xxl-varianten wie Yamahas YSP-5600 lassen sich nicht problemlos vor dem TV platzieren, ohne ins Bild hineinzuragen und je nach Standfußkonstruktion wird eine Platzierung in der Nähe des TVS unmöglich. Einen beliebten Fehler sollten Sie nicht machen: Stellen Sie den Fernseher nicht zu hoch auf, um eine unnatürlich angewinkelte Kopfstellung zu vermeiden. Versuchen Sie stattdessen eine Soundbar zu finden, die zum Designkonzept des Fernsehers passt. Tv-hersteller stimmen Jahr für Jahr das Soundbardesign mit den eigenen Tv-linien ab, um ein harmonisches Zusammenspiel zu gewährleisten, was die Kombination unterschiedlicher Hersteller-modelle zunehmend erschwert. Bevor Sie sich für eine Soundbar entscheiden, sollten Sie zuerst die Maße von Soundbar und Standfuß studieren. Einfacher gelingt die Av-kombination, wenn das Display ohne Standfuß an der Wand befestigt wird.
Ärgernis ARC und CEC
Moderne Soundbars werden nicht mehr über ein optisches Digitalkabel mit dem Fernseher verbunden, sondern über HDMI. Der Clou: Nutzen Sie am TV den Hdmi-anschuss mit dem Vermerk ARC (Audiorückkanal) und verfügt die Soundbar ebenfalls über diesen Hdmi-standard, so können Sie sämtliche externe Quellen am TV anschließen und den Ton zur Soundbar weiterleiten. Dadurch spielt es kaum eine Rolle, wie viele Hdmi-anschlüsse die Soundbar besitzt. Im Gegensatz zu einer Verbindung per optischem Digitalkabel lässt sich die Soundbar via Hdmi-verbindung sogar mit der Fernbedienung des Fernsehers steuern bzw. ein- und ausschalten, sodass Sie im Idealfall gar nicht bemerken, dass Sie ein externes Soundsystem verwenden. Soundbars, die ausschließlich per optischem Kabel mit dem Fernseher verbunden werden, sollten dagegen über eine Infraroterkennung verfügen, um eine Abstimmung der Tv-fernbedienungssignale zu gewährleisten, andernfalls müssen Sie mit zwei Ferngebern hantieren. Soweit die Theorie, doch in der Praxis sorgen auch die Hdmi-standards für Probleme: Mal setzt die Arc-funktion aus und muss manuell aus- und eingeschaltet werden, mal werden die Cec-befehle invertiert interpretiert, sodass die Soundbar eingeschaltet wird, wenn der Fernseher ausgeht. Meist steuert es sich am komfortabels-
ten, wenn TV und Soundbar vom gleichen Hersteller stammen, wollen Sie dagegen unterschiedliche Marken miteinander kombinieren, sollten Sie im Fachgeschäft genau diese Kombination ausprobieren. Bislang fehlende Funktionen, wie die Weiterleitung von Dolby-atmos-signalen vom Fernseher zur Soundbar über den HDMI-AUDIOrückkanal, sollen erst mit HDMI 2.1 Einzug halten, doch das ist noch Zukunftsmusik. Ob sich EARC auch per Update nachrüsten lässt, dürfte von der verbauten Hardware abhängen, bislang äußern sich aber weder Soundbar- noch Tv-hersteller zu diesem Thema.
HDMI-KETTE aus einem Guss
Verfügt die Soundbar über ausreichend eigene Hdmi-schnittstellen, können externe Quellen direkt mit der Soundbar verkabelt werden. Stellen Sie zunächst sicher, dass die verbauten Hdmi-schnittstellen der Soundbar mindestens der Leistungsfähigkeit der Hdmi-schnittstellen des Fernsehers entsprechen. Während sich die Philips Fidelio-soundbar nicht für 4K-hdr-quellen eignet (nur HDMI 1.4), ist Samsungs Dolby-atmos-soundbar HW-K950 mit HDMI 2.0 moderner ausgestattet. Doch auch hier wird nicht das Optimum geboten: Bildsignale bei 4K-auflösung und 60 Bildern pro Sekunde lassen sich nicht bei voller Farbauflösung übertragen, was ein Problem darstellen kann, wenn z. B. ein Hochleistungs-pc angeschlossen wird. Um Videospiele ohne störende Eingabeverzögerung darzustellen, sollte darauf geachtet werden, dass die Soundbar Videoeingangssignale nicht bearbeitet, sondern nur zum TV weiterleitet. Vorteil der direkten Quellenverbindung mit der Soundbar: Dolby-atmos-tonspuren lassen sich über eine kompatible Soundbar decodieren und der 3D-raumklangeffekt kann je nach Aufstellung und Sitzposition durchaus überzeugen. Um ein 360-Grad-klangfeld zu erschaffen, komplettieren viele Hersteller die Soundbars mit kabellos betriebenen Rücklautsprechern, wobei „kabellos“meist nur die Tonzuführung beschreibt: Ein Stromkabel pro Lautsprecher sollten Sie dennoch einplanen. Je mehr unterschiedliche Quellen (Blu-ray-player, Spielekonsole, Tv-receiver) Sie an der Soundbar anschließen, desto mehr Nachteile können sich bei der Wiedergabequalität ergeben: Schließen Sie alle Quellen direkt am TV an, können unterschiedliche Bildeinstellungen pro Hdmi-eingang gespeichert werden, sodass sich z. B. Videospielquellen in einem anderen Bildmodus als Kinofilme wiedergeben lassen. Übernimmt die Soundbar die Signalannahme, führt nur noch ein HDMI-KABEL zum TV, sodass die Bildeinstellung des Fernsehers für sämtliche abgespielte Quellen gilt. Deshalb unser Tipp: Achten Sie darauf, dass HDMI-STEUerung und -Audiorückkanal reibungslos funktionieren, und schließen Sie vorrangig Filmquellen an der Soundbar an, um 3DAudioformate wie Dolby Atmos wiedergeben zu können. Alle anderen Quellen sollten direkt mit dem TV verbunden werden, dies ermöglicht einen optimalen Bildabgleich. Via ARC lassen sich 5.1-Audiotonspuren dennoch zur Soundbar weiterleiten.
Klingt einfach, ist aber komplex
In den kommenden Monaten werden Sie immer mehr Dolby-atmos-fähige Soundbars entdecken, die Heimkinoraumklang aus kompakten Lautsprechern versprechen. Doch vor dem Kauf sollten Sie auf das Kleingedruckte achten. Allzu häufig unterstützen die Soundbars nur das 3D-audioformat Dolby Atmos, während Dts-quellen im 5.1-Format oder sogar nur als Stereotonspur verarbeitet werden. Insbesondere mit Samsungs Hw-k950-dolby-atmosSoundbar war der Qualitätsunterschied zwischen Dolby- und Dts-quellen enorm, wirklich überzeugend erschallte die Sound- bar im Test nur mit Dolby-atmos-tonspur. TV und Soundbar eines Herstellers lassen sich meist einfacher miteinander kombinieren als Geräte unterschiedlicher Marken, doch je nach Standfußdesign des Fernsehers oder Bauhöhe der Soundbar können auch in diesem Fall ungeahnte Probleme auftreten. Verfügt die Soundbar über keinerlei Hdmi-schnittstellen, sollten Sie darauf achten, dass Fernbedienungssignale über die Soundbar eingelesen werden können und die Tv-lautsprecher deaktiviert werden (meist lässt sich die Voreinstellung „externe Lautsprecher“im Tonmenü des Fernsehers anwählen), um eine doppelte Tonsteuerung zu vermeiden. Ist das Zusammenspiel zwischen Fernseher und Soundbar optimiert und klappt die Kommunikation der Geräte untereinander reibungslos, so steht einer überzeugenden Kinofilmwiedergabe nichts mehr im Wege und je nach Klangqualität und Raumbeschaffenheit werden Sie ein konventionelles 5.1-Lautsprechersystem kaum noch vermissen.