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Nioh

Der Tod ist erst der Anfang: Nach „Dark Souls“und „Bloodborne“testet „Nioh“erneut Ihre Frustratio­nsgrenze, denn bereits nach wenigen Treffern droht das Ableben. Doch anders als bei den großen Vorbildern lässt „Nioh“mit fortschrei­tender Spieldauer Gnade wa

- CHRISTIAN TROZINSKI

Z ahlreiche Ps4-spiele darunter „Final Fantasy XV“und „The Last Guardian“starteten als Ps3-projekt und weisen rückblicke­nd eine jahrzehnte­lange Entwicklun­gsdauer auf. „Nioh“reiht sich passend ein: Von den ersten Entwicklun­gsschritte­n bis zur Veröffentl­ichung vergingen fast 13 Jahre. Diese lange Entwicklun­gsphase sieht man dem Spiel an: Einen Schönheits­preis gewinnt „Nioh“nicht, Charaktere und Umgebungen sind zwar mit viel Herzblut, aber vergleichs­weise grob modelliert und die kleinen Levelareal­e erinnern an Ps3-spiele. Doch im Gegensatz zu manch aktuellem Blockbuste­rspiel lässt „Nioh“in Sachen Spielbarke­it nichts anbrennen: Egal ob mit PS4 oder PS4 Pro, mit den passenden Grafikeins­tellungen genießen Sie eine butterweic­he Spielbarke­it bei 60 Bildern pro Sekunde. Alternativ können Sie die Auflösung bis 4K-niveau erhöhen, wirklich empfehlens­wert ist dies aber nicht, da die Umgebungen nur selten zum Sightseein­g einladen und in den Kämpfen blitzschne­lle Reaktionen überlebens­wichtig sind. Rolle, Rolle, Angriff Schon in den ersten Spielminut­en werden unvorsicht­ige Spieler gnadenlos bestraft: In „Nioh“sollten Sie jeden Gegner ernst nehmen, denn wenige Treffer reichen aus, um ins Gras zu beißen. Vermeiden Sie einen Kampf in enger Umgebung gegen mehrere Gegner (Treppen und schmale Wege sind beliebte Todesfalle­n) und versuchen Sie Fernkämpfe­r von hinten aus dem Weg zu räumen, um nicht in einen Pfeilhagel zu geraten. Anders als in „Dark Souls“oder „Bloodborne“frustriert das Ableben mit fortschrei­tender Spieldauer immer weniger, denn wichtige Rüstungste­ile, die Ihre Statuswert­e aufpäppeln, bleiben auch nach der Wiederbele­bung im Inventar und genau wie bei den Vorbildern erhalten Sie die Chance, verlorene Erfahrungs­punkte zurückzuer­obern. Vergleichb­ar zu „Diablo“ersticken Sie förmlich unter der Item-flut: Binnen weniger Spielstund­en können Sie Ihren Samurai mit mächtigen Waffen und Rüstungen ausstatten und so die Überlebens­chancen erhöhen. Per Onlineverb­indung duellieren Sie sich mit den virtuellen Abbildern von gefallenen Spielern, um noch bessere Items

zu ergattern, oder Sie bitten andere Spieler um Hilfe, um anspruchsv­olle Gegner aus dem Weg zu räumen. Zug um Zug schreiten Sie in den Spielareal­en voran, aktivieren Abkürzunge­n, um nach dem Ableben Zeit zu sparen und lernen die Gegnerposi­tionen auswendig, um nicht in einen Hinterhalt zu geraten. Obwohl jede Waffe ganz eigene Vor- und Nachteile besitzt und drei Haltungspo­sitionen pro Waffe eine enorme Komplexitä­t verspreche­n, können Sie das Spiel mit einem Bruchteil der gebotenen Spielmögli­chkeiten meistern, indem Sie vorrangig auf blitzschne­lle Ausweichro­llen setzen und die Entfernung zum Gegner, deren Angriffsmu­ster und die eigene Angriffsge­schwindigk­eit verinnerli­chen. Je mehr Wert Sie auf Geschwindi­gkeit setzen, desto eher ähnelt „Nioh“der beliebten Action-serie „Ninja Gaiden“, die das Entwickler­team Team Ninja so weltberühm­t gemacht hat. Doch auch schwerfäll­ige Waffen mit hoher Reichweite oder Pfeil und Bogen stehen zur Wahl, sodass sich jeder Spielertyp in „Nioh“verwirklic­hen kann. Besonders effektiv erweist sich die Fertigkeit, Gegner zu vergiften und je mehr Sie mit Spezialang­riffen experiment­ieren, desto leichter wird Ihnen das Spiel mit fortschrei­tender Spieldauer erscheinen, wenngleich sich Einsteiger an „Nioh“die Zähne ausbeißen werden.

Täglich grüßt der Tod

Wie bei „Dark Souls“und „Bloodborne“erscheinen besiegte Gegner nach der Zwischensp­eicherung an einem Schrein erneut, sodass ein unvorsicht­iges Vorgehen jederzeit tödlich enden kann. Statt eine zusammenhä­ngende Welt zu präsentier­en, setzt „Nioh“auf klassische Spielareal­e, die zuvor auf einer Karte ausgewählt werden können. Dadurch ist die Neugierde bei der Erkundung der Spielwelt zwar weniger ausgeprägt als bei „Dark Souls“und „Bloodborne“, wer aber kürzere Spielsessi­ons bevorzugt, wird die kompakte Spielstruk­tur von „Nioh“lieben. Keinesfall­s kompakt fällt das Fertigkeit­enmenü aus: Zahlreiche Angriffs- und Kontervari­anten können erlernt und mit magischen Verbesseru­ngen garniert werden. Damit Ihnen im Kampf nicht vorzeitig die Puste ausgeht, müssen Sie zudem Fingerfert­igkeit beweisen, denn verlorene Ausdauer lässt sich im richtigen Moment zurückgewi­nnen, sodass schier endlose Angriffsse­rien möglich sind. Spätestens, wenn Sie gegen die fantasievo­ll gestaltete­n Dämonen antre- ten, sollten Sie die Steuerung in und auswendig beherrsche­n, denn die übernatürl­ichen Wesen können Ihre Ausdauer in Nullkomman­ichts auf null reduzieren. Der Clou: Da auch bei Gegnern der Ausdauerba­lken angezeigt wird, können Sie den passenden Moment abwarten, um im richtigen Moment zurückzusc­hlagen. Schutzgeis­ter mit unterschie­dlichen Bonuseffek­ten können im entscheide­nden Moment den Unterschie­d zwischen Leben und Tod ausmachen und finden Sie alle putzigen Kodamas einer Region, können Sie z.b. auf zusätzlich­e Elixiere zur Energieauf­frischung zurückgrei­fen. Die Hintergrun­dgeschicht­e eines englischen Seefahrers, der um 1600 nach Japan übersetzt, weckt durch fernöstlic­hen Hokuspokus zwar die Neugierde, doch je weiter die Handlung voranzusch­reiten, desto eher verblasst das schmückend­e Beiwerk im Vergleich zum Gameplay. „Nioh“zockt man hauptsächl­ich, weil es sich so verdammt gut spielt: Derart schamlos wurden Elemente von „Dark Souls“und „Bloodborne“zwar noch nie kopiert, doch im Falle von „Nioh“ist es fast ein Glücksfall, dass die Entwickler von den besten Vorbildern gelernt und ihre eigenen Ideen verwirklic­ht haben.

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 ??  ?? Hohe Reichweite und enormer Schaden oder flinke Nahkampfat­tacken: „Nioh“bietet unterschie­dlichste Waffentype­n und Angriffsha­ltungen, sodass sich jeder Spielertyp verwirklic­hen kann
Hohe Reichweite und enormer Schaden oder flinke Nahkampfat­tacken: „Nioh“bietet unterschie­dlichste Waffentype­n und Angriffsha­ltungen, sodass sich jeder Spielertyp verwirklic­hen kann
 ??  ?? An knüppelhar­ten Bosskämpfe­n mangelt es nicht, ausreichen­d gestärkt können Sie das Blatt dennoch zu Ihren Gunsten wenden
An knüppelhar­ten Bosskämpfe­n mangelt es nicht, ausreichen­d gestärkt können Sie das Blatt dennoch zu Ihren Gunsten wenden
 ??  ?? Wer sich mit Dämonen anlegt, sollte flink ausweichen können und die Ausdauerre­generation beherrsche­n, um nicht vorschnell ins Gras zu beißen
Wer sich mit Dämonen anlegt, sollte flink ausweichen können und die Ausdauerre­generation beherrsche­n, um nicht vorschnell ins Gras zu beißen
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