Xbox One X
Luxusklasse statt S-klasse: Für 499 Euro will Microsoft ab dem 7. November einen neuen Leistungsstandard bei Videospielkonsolen etablieren und echte 4K-grafikqualität ermöglichen.
Dass die Xbox One X (Codename Scorpio) technisch für Aufsehen sorgen wird, war bereits seit der Ankündigung 2016 klar. Unklar war nur, wie die neue Konsole aussehen wird und welche Spiele von der Mehrleistung regen Gebrauch machen. Auf der Videospielmesse E3 lieferte Microsoft erste Antworten.
Kompakt und vollgestopft
Im Inneren der Xbox One X drängt sich Hochleistungstechnik auf engstem Raum. Ein Highlight ist die Flüssigkühlung inklusive eines gigantischen Kühlkörpers, zusätzlich verhindert ein Zentrifugallüfter den Hitzetod der Konsole. Wie bei der Xbox One S und PS4 ist das Netzteil integriert und trotz der beeindruckenden Leistungsdaten der Xbox One X ist das Gehäuse noch etwas kompakter als bei der vielfach leistungsschwächeren Xbox One S – die PS4 Pro wirkt im Vergleich durch die extreme Bautiefe regelrecht klobig. Microsoft verspricht, dass die Xbox One X leiser als die PS4 Pro unter Vollast arbeitet. Erreicht werden soll dies nicht nur durch die bessere Kühlung, sondern auch durch die HovisMethode: Jedes Bauteil des Mainboards soll für jedes hergestellte Gerät exakt kalibriert werden, um unnötige Energieverluste und Abwärme zu vermeiden. Im Gegensatz zur PS4 Pro ist in der Xbox One X sogar ein Uhd-blu-ray-laufwerk verbaut.
4K, HDR und Dolby Atmos
Die hohe Grafikleistung der Xbox One X soll eine echte 4K-auflösung in Spielen garantieren, allerdings lässt Microsoft ähnlich wie Sony den Spieleentwicklern freie Hand, sodass auch geringere Auflösungen und clevere Upscaling-tricks denkbar sind. Microsofts Trumpfkarte: Neben der höheren Grafikleistung lassen sich Daten deutlich schneller als bei der PS4 Pro verarbeiten und mit 12 Gigabyte Arbeitsspeicher ist die Xbox One X deutlich opulenter bestückt als die PS4 Pro (8 GB). Spieleentwicklern sollen effektiv 9 GB zur Verfügung stehen, auch dies ist ein deutlicher Vorteil im Vergleich zur PS4 Pro (5,5 GB). Somit könnten echte ultrahochauflösende 4K-texturen mit der Xbox One X erstmals Anwendung finden, während sich PS4 Pro Besitzer häufig mit hochgerechneten Standard-texturen begnügen müssen. Doch noch ist es für solche Schlussfolgerungen zu früh, denn die gezeigten Spieledemos, die tatsächlich auf Xbox-one-x-hardware liefen, zeigten nur geringe Verbesserungen zur bekannten Ps4-pro-optik. Echte Augenöffner wurden dagegen auf Hochleistungs-pcs präsentiert und schon jetzt bietet AMD mit neuen CPUS und GPUS die doppelte Xbox-oneX-leistung für Pc-gamer, die bereits sind, entsprechend tief in die Tasche zu greifen.
„Trotz der beeindruckenden Leistungsdaten ist das Gehäuse noch etwas kompakter als bei der vielfach leistungsschwächeren Xbox One S.“
Dennoch stellt die Xbox One X unbestritten die leistungsstärkste Videospielplattform dar und erreicht eine rund 40 Prozent bessere Leistung als Sonys PS4 Pro. Gegenüber der Xbox One S ist die Leistungssteigerung sogar ein Quantensprung, wenngleich Spieleentwickler auch zukünftig beide Plattformen unterstützen müssen, was es zugleich erschweren dürfte, alle Leistungsvorteile aus der Xbox One X herauszukitzeln. Apropos herauskitzeln: Bereits veröffentlichte Spiele profitieren zwar von der höheren Taktrate der Xbox One X, doch das volle Potenzial lässt sich nur ausnutzen, wenn nachträgliche Updates erfolgen. Knapp 60 Spiele wurden für entsprechende Optimierungen bereits angekündigt, darunter so klangvolle
Namen wie „The Witcher III“, „Skyrim“, „Titanfall 2“oder „Final Fantasy XV“. Damit die Wiedergabe nicht nur Pixelzähler erfreut, setzt Microsoft einmal mehr auf HDR 10, dem dynamisch arbeitenden Hdr-format Dolby Vision erteilt man dagegen eine Absage. Dafür soll 3D-raumklang nach Dolby-atmos-standard erstmals auch in Spielen („Gears Of War 4“, „Crackdown 3“) Anwendung finden.
AMD Freesync
Erste Ankündigungen, wonach die Xbox One X auf den neuen HDMI-2.1-STANdard setzen soll, bewahrheiteten sich nicht. Stattdessen verbaut Microsoft einen Hdmi-ausgang nach HDMI-2.0B-STANdard und fügt ein wichtiges Detail hinzu: Die Xbox One X soll als erste Videospielkonsole einen dynamischen Bildratenabgleich ermöglichen, Microsoft setzt dabei auf AMDS Freesync-technologie. Vorteil dieser dynamischen Bildtaktung: Sollte die Xbox One X in Spielen keine konstanten 60 Bilder pro Sekunde berechnen können und die Bildrate schwanken, lässt sich durch AMD Freesync dennoch eine ruckelfreie Darstellung ohne störende Bildartefakte erzielen. Gleichzeitig reduziert sich die Eingabeverzögerung auf ein absolutes Minimum. Voraussetzung ist allerdings, dass der Fernseher diesen Standard unterstützt und bislang ist weder solch ein Tv-gerät erhältlich, noch angekündigt. Im Monitorbereich ist die Auswahl an Amd-freesync-displays dagegen groß, wenngleich 4K-displays meist auf die Displayport-schnittstelle und nicht auf HDMI setzen. Im Tv-bereich ist erst 2018 mit kompatiblen Geräten zu rechnen, vielleicht geben Tv-hersteller aber bereits auf der IFA 2017 einen Ausblick. Die verbleibende Zeit sollte auch Microsoft nutzen, um der Xbox One X die nötigen exklusiven Spiele bereitzustellen, denn Abseits von „Forza Motorsport 7“und „Forza Horizon 3“gibt es noch keinen echten Kaufgrund für die neue Hochleistungskonsole. Das bisherige Zugpferd „Halo“sucht man bei den geplanten 4K-updates sogar vergeblich, nur „Halo Wars 2“ist vermerkt. Somit muss sich die Videospielkonkurrenz von Nintendo und Sony zwar technisch warm anziehen, wenn die Xbox One X neue Leistungsrekorde im Wohnzimmer aufstellt, aber durch die fehlenden Exklusivtitel ist der Preis von knapp 500 Euro derzeit kaum zu rechtfertigen. Wer hingegen im Besitz eines leistungsstarken 4K-hdr-fernsehers ist und im Wohnzimmer keinen PC installieren möchte, der dürfte den Release am 7. November schon ungeduldig herbeisehnen. Da „Forza Motorsport 7“bereits am 29. September erscheint, können Sie ab Tag 1 in echte 4K-hdr-welten abtauchen und dies mit ruckelfreien 60 Bildern pro Sekunde.