GOD OF WAR
Was Regisseur James Mangold und Darsteller Hugh Jackman mit „Logan“vollbracht haben, will Sony nun im Videospielbereich mit „God Of War“erreichen: Trotz vorhandener Gewalt soll eine Erzählung mit viel Gefühl und Herz sowohl Serienkenner als auch Neueinste
Mit der „God Of War“-reihe setzte Sony neue Maßstäbe bei Grafikbombast und hemmungsloser Brutalität, ohne auf eine wendungsreiche Story und intelligente Rätseleinlagen zu verzichten. Serienheld Kratos ist dabei keine Figur, mit der man sich einfach identifiziert: Alles, was in seinem Weg stand, wurde ausradiert, aufgrund einer List Ares' sogar die eigene Familie, die als graue Asche seitdem seinen Körper bedeckt. Nachdem Titanen und Götter in epischen Schlachten reihenweise niedergemäht wurden, war an eine weitere Steigerung von Größe und Gewalt jedoch nicht mehr zu denken. Aus diesem Grund verwundert es auch nicht, dass es in den letzten Jahren merkwürdig still um den Spartaner Kratos wurde und nicht wenige Fans befürchteten, dass der Serienheld für alle Ewigkeiten im Fegefeuer schmoren würde.
Auf zu neuen Ufern
Die Entwicklerschmiede Santa Monica Studio wollte den neuen Serienteil nicht nach dem altbewährten Muster stricken, sondern der Reihe stattdessen die längst überfällige Generalüberholung ermöglichen. Im mehr als vierjährigen Entwicklungsprozess wurden alte Serientraditionen über Bord geworfen und einzelne Elemente neu zusammengefügt. So wurde der griechischen Mythologie abgeschworen und mit der nordischen Sagenwelt eine neue Heimat für Kratos gefunden. Island, Norwegen, Schweden und Finnland dienen nun als Inspirationsquelle und knapp 20 Prozent des Spiels sollen Sie die Welt per Boot bereisen. Die Entwickler setzen in den ersten Spielstunden bewusst auf Zurückhaltung, zumindest, wenn man den Spielablauf mit bisherigen „God Of War“-maßstäben vergleicht. Statt Sie also sofort auf Titanen zu hetzen und in einen Blutrausch zu versetzen, gilt es als Vater Geduld aufzubringen, denn Kratos ist nicht länger auf sich allein gestellt, sondern Sohnemann Atreus ist stets in Ihrer Seite, um Sie mit Pfeil und Bogen zu unterstützen. Sämtliche Dialoge und Bewegungen wurden mit echten Schauspielern umgesetzt, was die Glaubwürdigkeit der Szenen verstärkt. Was „The Last Of Us“und „Bioshock Infinite“bereits erfolgreich vorgemacht haben, soll auch im neuen „God Of War“funktionieren: Ihr Begleiter soll Ihnen ans Herz wachsen, Gefühle entlocken und keinesfalls eine Bürde darstellen. Um den Spielfluss zu verbessern, entschieden sich die Entwickler dafür, dass Sohnemann Atreus in den Spielszenen nicht getötet werden kann, sondern die Gegner vor allem Kratos aufs Korn nehmen. Für Vaterliebe ist in hektischen Kampfmomenten allerdings nur wenig Zeit und Kratos Anweisungen sind häufig so barsch und ungestüm, dass man mit dem kleinen Jungen regelrecht mitleidet. Sobald sich Schalterrätsel auftun oder Runen entschlüsselt werden müssen, stellt Atreus seinen muskelgestählten Vater jedoch ein ums andere Mal in den Schatten, denn mit der nordischen Sprache ist Atreus bestens vertraut. Egal ob alte Schriften oder Tattoos: Atreus entschlüsselt gekonnt die scheinbar unverständlichen Symbole und zeigt dem ehemaligen Gott des Krieges, wo der Hammer hängt. Im Kampf macht sich die nächste große Änderung schnell bemerkbar, denn statt mit den Klingen der Athene herumzuwirbeln, greift Kratos auf die Axt Leviathan zurück. Der Clou: Sie können damit nicht nur mächtig austeilen, sondern durch Wurfangriffe auch Gegner festnageln und beim Zurückholen der Axt alles niedermähen, was sich im Flugweg befindet. Ein Schild ermöglicht taktische Blockmanöver, um Gegner aus dem Gleichgewicht zu bringen, was besonders Fans von „Dark Souls“freuen dürfte. Die einzelnen Schläge und Treffer werden wuchtig wie eh und je in Szene gesetzt, zugleich reagieren die Gegner deutlich dynamischer auf Ihre Angriffe und weisen unterschiedliche Levelstufen auf.
Filmreife Unterhaltung
Die Grafik ist atemberaubend detailliert gestaltet, schlägt allerdings andere Töne als die der Vorgänger an: Die Optik orientiert sich nun an Peter-jackson-filmen wie „Der Herr der Ringe“und nicht mehr an Zack Snyders „300“. Auf der PS4 Pro bietet das Spiel sogar 4K-auflösung (im Checkerboard-verfahren), während sich Besitzer von Full-hd TVS alternativ zur hohen Auflösung über einen Performance-modus mit erhöhter Bildwiederholrate freuen dürfen. Im neuen „God Of War“gibt es keine Ladezeiten und keinen Schnitt, stattdessen wird die gesamte Geschichte von Anfang bis Ende in einer einzigen Kamerafahrt präsen- tiert, was besonders bei der Verknüpfung der Zwischen- und Spielsequenzen zur Herkulesaufgabe für das Entwicklerteam wurde. Damit erreicht „God Of War“in Kämpfen und Zwischensequenzen gleichermaßen eine intime Atmosphäre, die anderen Actionspielen häufig abhandenkommt. Um Sie mehr als 30 Spielstunden bei Laune zu halten, erwarten Sie weitläufige Spielareale, die zum Erkunden einladen. Belohnt werden Sie mit nützlichen Gegenständen, die Sie für Statusverbesserungen, Waffen- und Rüstungsupgrades einsetzen können. Dadurch spielt sich „God Of War“wie ein modernes Action-adventure und weniger wie eine Oldschool-action-keilerei. Spieldirector Cory Barlog, der bereits die Serienteile 1 bis 3 maßgeblich mitprägte und auch am „Tomb Raider“-reboot mitwirkte, vergleicht die Situation von Titelheld Kratos mit der von Tony Stark aus den „Iron Man"-filmen: Aus einem von Rache und Wut getriebenen Krieger ist ein gereifter Mann geworden, dem das Wohl und Wehe anderer nunmehr ebenso wichtig ist, wie der eigene Überlebensinstinkt. Ob es die nordische Mythenwelt dramaturgisch mit der griechischen Göttersaga der vorhergehenden Teile aufnehmen kann, erfahren Sie ab dem 20. April, denn dann erscheint Sonys Actionspektakel exklusiv für die Playstation 4.