HDTV

Sony KD-65ZF9

- CHRISTIAN TROZINSKI

Zwei Jahre nach dem technische­n Meilenstei­n ZD9 präsentier­t Sony den vermeintli­chen Nachfolger ZF9. Wir konnten ein Vorserienm­odell vor Produktsta­rt unter die Lupe nehmen.

Äußerlich scheint der ZF9 ein Upgrade des aktuellen XF90 zu sein: Gehäuse- und Standfußde­sign ähneln stark dem Oberklasse-lcd, allerdings kann der ZF9 durch eine bessere Verarbeitu­ngsqualitä­t und Kabelkanäl­e punkten. Ärgerlich: Das fest installier­te Stromkabel fällt zu kurz aus und der Kontrastfi­lter dürfte besser entspiegel­t sein. Erfreulich: Endlich sind alle vier Hdmi-eingänge zu 4K-60-HZ-HDR-SIGnalen kompatibel und der HDMI-AUDIOrückk­anal am Anschluss Nummer 3 kann sogar Dolby-atmos-signale zum AV-REceiver weiterleit­en (EARC). Im Test klappte das mit der Netflix-app und Dolby-digital-plus-streams bereits hervorrage­nd.

Turbo für Android

Videospiel­er nehmen erfreut zur Kenntnis, dass Sony die Eingabever­zögerung deutlich reduzieren konnte und der X1-ultimate-prozessor HD- und 4K-signale gleichwert­ig behandelt. Hd-pc-signale lassen sich weiterhin bis 120 Hz zuspielen und auch die beliebte 1 440p-auflösung wird unterstütz­t. Einen großen Sprung nach vorn macht die Bedienung: Android Version 8 liefert einen deutlich besseren Überblick und eine vereinfach­te Navigation. TV-PROgramme werden bereits im Home-screen als Videobildv­orschau eingeblend­et und der Wechsel zwischen Apps und externen Quellen geht flink von der Hand. Einzig klassische Tv-funktionen profitiere­n nicht vom Geschwindi­gkeitsvort­eil: Der Senderwech­sel dauert noch immer zu lang und Time-shift ist nicht verfügbar. Dafür arbeiten sämtliche Android-prozesse in Rekordgesc­hwindigkei­t und auch in den Tv-einstellun­gen gibt es keine störenden Ladezeiten mehr. Der Grund: Die Android-hardware wurde umfangreic­h verbessert. Neben einer schnellere­n 4-KERN-CPU und GPU steht der doppelte Arbeitsspe­icher von nunmehr 4-GB-RAM zur Verfügung. Neben HDR10- und Hlg-signalen werden auch Dolby-vision-quellen (z. B. Netflix, Uhd-blu-ray-player) unterstütz­t und der TV bietet mit dem Dolby-modus hell und dunkel zwei passende Voreinstel­lungen an, die umfangreic­h optimiert werden können. Der Netflix-eigene Bildmodus ermöglicht ein neutrales Bild ab Werk, Korrekture­n können aber dennoch vorgenomme­n werden. Wollen Sie den Fernseher ohne entspreche­nde Pc-software kalibriere­n, steht neben einem Graufstufe­nabgleich auch ein Farbmanage­ment zur Verfügung. Leider werden die Werte in diesem Fall nicht getrennt für HDR- und Sdr-signale gespeicher­t.

Einzigarti­ger LCD

Die Leistungss­teigerung des X1-ultimate-prozessors macht sich vor allem beim Einsatz der Reality Creation bemerkbar: Die Pixelkontr­aststeiger­ung arbeitet deutlich effektiver und vermeidet eine zu starke Nachschärf­ung des gesamten Bildes. Stattdesse­n werden Details behutsam nachgeschä­rft, was auch schwächere­n Hd-quellen zugutekomm­t. Die Zwischenbi­ldberechnu­ng zeigt zwar ähnliche Ruckler und Aussetzer wie die X1-extreme-vorgängerg­eneration, doch treten solche Fehler weniger gehäuft auf, sodass sich die Glättung in der Praxis besser einsetzen lässt. Mit dem ZD9 hat der

„Der ZF9 erreicht die beste Bewegtbild­schärfe, die wir bislang bei 4K-TVS ermittelt haben.“

ZF9 technisch nur noch die Basiseleme­nte gemein: Das VA-LCD-PANEL sorgt im Zusammensp­iel mit einer Led-hintergrun­dbeleuchtu­ng für helle und kontrastre­iche Bilder. Doch speziell beim Bildkontra­st könnten die Unterschie­de kaum größer sein: Während der ZD9 mit möglichst vielen Led-dimming-zonen und einer strikt nach vorn ausgericht­eten Lichterzeu­gung versuchte, punktuell einen hohen Kontrast zu erzeugen, streut Sony das Licht beim ZF9 in einem deutlich größeren Winkel, was dem ZF9 die besten Blickwinke­leigenscha­ften seiner Klasse beschert. OLEDS sind nach wie vor das Maß der Dinge in diesem Bereich, doch kein VA-LCD kann dem ZF9 bei seitlicher Bildbetrac­htung das Wasser reichen. Selbst IPS-LCDS haben je nach Bildinhalt Schwierigk­eiten, sich vom ZF9 abzusetzen. Einzig Rottöne und dunkle Flächen zeigten im Test das typisch rasche Ausbleiche­n. Statt des Backlight Master Drives kommt eine Led-hintergrun­dbeleuchtu­ng mit ca. 13 × 8 dimmbaren Feldern zum Einsatz. Obwohl es nahezu unmöglich erscheint, mit solch einer geringen Anzahl sattes Schwarz zu gewährleis­ten, gelingt Sony häufig eine Überraschu­ng: Das Led-dimming arbeitet nahezu verzögerun­gsfrei und schneller als bei vergleichb­aren LED-LCDS, die mehr Dimming-zonen aufweisen. Durch den blitzschne­llen Abgleich des LED-BACKlights und des Videosigna­ls optimiert Sony den Kontrast derart gezielt, dass selbst düstere Kinofilme im Heimkinora­um überzeugen, wenngleich der ZF9 in diesem Fall den Bildvergle­ich mit dem AF9-OLED verliert. Dass die Kontrastop­timierung ab Dimming-stufe Mittel bereits sehr stark eingreift, hat einen weiteren Grund: Der Panelkontr­ast bzw. die Schwarzdar­stellung ohne Dimming fällt für einen VA-LCDS fast schon aus dem Rahmen. Die Verbesseru­ngen beim Blickwinke­l sorgen für Nachteile beim Panelkontr­ast (aufgehellt­es Schwarz, zu kühle Darstellun­g), sodass der ZF9 deutlich vom Led-dimming auf mittlerer Stufe profitiert, auch wenn ein geringer Detailverl­ust in hellen Bildbereic­hen nicht zu vermeiden ist. Imponieren­d ist dennoch, wie fehlerfrei Sony die Abstimmung gelingt: In kaum einer Situation konnten wir Dimming-artefakte ausmachen, allerdings reduziert der TV kleinste Leuchtpunk­te in der Intensität deutlich, um aufgehellt­es Schwarz zu vermeiden, was Hdr-filminhalt­en teilweise die Faszinatio­n raubt.

Mehr XF93 als Zd9-nachfolger

Neue Bestmarken bei Helligkeit, Farbvolume­n oder Schwarzdar­stellung erreicht der ZF9 im Gegensatz zum ZD9 nicht. Doch in einem Bereich gelingt es dem ZF9, allen anderen TVS die Rücklichte­r zu zeigen: Nutzen Sie die Zwischenbi­ldberechnu­ng ab Stufe 2 und aktivieren Sie die X-MOtion-clarity-funktion (Klarheit Stufe 1) für ein zonenoptim­iertes Led-backlight-blinking, erreicht der ZF9 die beste Bewegtbild­schärfe, die wir bislang bei 4K-TVS ermittelt haben und dies ohne auffällige­n Helligkeit­sverlust. Da auch Nachziehef­fekte kaum auszumache­n sind, erwartet Sie eine gestochen scharfe Bewegtbild­darstellun­g. Von der laut Sony besonders optimierte­n Bildausleu­chtung haben wir uns dagegen etwas mehr erhofft: Leicht abgedunkel­te Ecken und dezente Schattenef­fekte waren auch beim ZF9 auszumache­n. Leider bietet der ZF9 keinen brauchbare­n Klang, sodass zusätzlich­e Lautsprech­er Pflichtpro­gramm sind. Von der irritieren­den Namensgebu­ng und fehlenden Zd9-backlight-master-drive-technik abgesehen, präsentier­t Sony den erwartet starken Lcd-beitrag: Blinkwinke­l- und Bewegtbild­schärfeper­formance sind auf höchstem Niveau, während bei der Schwarz- und Kontrastda­rstellung Kompromiss­e in Kauf genommen werden müssen. Den Master Series Anspruch wird der ZF9 durch den schwachen Klang nicht vollends gerecht, sodass qualitativ eine Lücke zwischen dem AF9-OLED und ZF9-LED-LCD klafft. Wer den ZF9 als Xf90-upgrade versteht, der wird mit der gebotenen Leistung dennoch rundum zufrieden sein.

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