TCL 55DC760
Auf dem Papier ist der 55DC760 deutlich günstiger als der 55X9006, doch die aktuellen Marktpreise fallen nahezu identisch aus. Kann der 55DC760 in Sachen Bildqualität mit dem älteren Modell konkurrieren?
TCLS unkonventionelle Standfußkonstruktion punktet zwar nicht durch einen komfortablen Aufbau, aber sowohl das Design als auch die Standfestigkeit des DC760 sind tadellos. Gleiches gilt für die Materialqualität: Statt Kunststoff pur werden Sie hier preisklassenuntypisch mit Metallblenden verwöhnt. Der Kontrastfilter lässt Spiegelungen angenehm diffus erscheinen, erst bei seitlicher Betrachtung wird der TV immer mehr zum Spiegel. So überzeugend der Ersteindruck, so ernüchternd die Ausstattung: Nur drei Hdmi-eingänge sind nicht mehr zeitgemäß, nur zwei davon unterstützen die maximale Bandbreite nach HDMI2.0-Standard. Statt Twin-tuner kommen nur Single-tuner für den Sat-, Kabel oder Dvb-t-empfang zum Einsatz und eine Usb-festplattenaufzeichnung unterstützt der DC760 nicht. Schade: Das gelungene Design wird trotz Kunststoffblende für den Anschlussbereich etwas in Mitleiden- schaft gezogen, sobald Sie externe Quellen anschließen, denn Kabelkanäle sind auf der Rückseite nicht zu finden. Die Tv-installation gestaltet sich unkompliziert, TV-SENder werden ansprechend vorsortiert und der Senderlistenaufruf sowie die Neusortierung bzw. Favoritenlistenerstellung gelingen im Handumdrehen. Ohne Schnellstartfunktion (deutlich höherer Stand-by-verbrauch) startet der DC760 viel zu träge und trotz Android Version 8 gelingt die Bedienung nur selten flüssig. Einzelne Anwendungen wurden im Test mehr als einmal unverhofft beendet. Die verbaute Android-hardware schmückte bereits 2016er Android-tvs und die App-unterstützung lässt Dienste wie Amazon Video vermissen. Mit der Netflix-app können Sie dagegen eine 4K-hdr-wiedergabe erzielen und auch Uhd-hlg-testkanäle werden vom TV korrekt angezeigt. Youtube-videos bieten noch keinen Hdr-support und ruckelten bei einer 4K-60-hz-wiedergabe.
Sparsame Wiedergabe
Die Bildverarbeitung des Fernsehers ist nicht für 4K-hdr-quellen ausgelegt: Die dynamische Kontrastoptimierung zeigte mit Hdr-inhalten keine Wirkung und der Mpeg-rauschfilter zeigte mit 4K-inhalten keinen Effekt. Während der digitale Rauschfilter anhand der Einstellungen aus, niedrig, mittel und hoch korrekt arbeitete, funktionierte der Mpeg-filter durch die Einstellungen hoch, mittel, niedrig und aus invertiert – die höchste Einstellung bedeutete eine Deaktivierung des Rauschfilters, die Aus-einstellung erzeugte eine stärkere Weichzeichnung des Bildes. Die einseitige Edge-led-beleuchtung des DC760 ermöglicht eine exzellente Energieeffizienz, liefert im Gegenzug aber nur eine geringe Leistung. Der Fernseher dimmt die LEDS besonders im Sdr-bildmodus automatisch, sobald zu viele dunkle Flächen im Bild vorhanden sind, selbst wenn Sie die dynamische Beleuchtung deaktivieren, was leuchtstarke Details äußerst matt erscheinen lässt. Im Boost-modus wird die Led-helligkeit mit Sdr-quellen gesteigert, im Eco-modus läuft der DC760 durchweg auf Sparflamme. Vorteil: Im Eco-modus verbessert sich die Bewegtbildschärfe und Nachzieheffekte erscheinen minimiert. Vermeiden Sie den Helligkeit-plus-modus, denn hierbei wird der Boost-modus mit einer künstlichen Kontrastverstärkung kombiniert und helle Details brennen aus. Wenn Sie den Kontrast
künstlich erhöhen wollen, nutzen Sie besser die dynamische Kontrasteinstellung. Hinter der Micro-dimming-einstellung verbirgt sich kein Led-zonen-dimming wie beim X9006, sondern der Signalkontrast wird einzig in bestimmten Bildbereichen optimiert. In der Praxis können dadurch einzelne Bildbereiche unkontrolliert flackern und selbst innerhalb des Bildmenüs kommt es zur Schattenbildung. Im Spielmodus mit Sdr-quellen zeigte der Fernseher trotz Led-boost-einstellung nur eine dunkle Bildwiedergabe, einzig ein Ausbleichen des Bildes über den Gamma-regler oder das Hinzuschalten der Micro-dimming-option sorgte für ausreichend Helligkeit, wodurch kontrastreiche Elemente aber unkontrolliert flackern konnten.
Schatten im Bild
Der größte Nachteil des DC760 ist die ungleichmäßige Bildausleuchtung: Zeigen Bildinhalte Helligkeitsabstufungen, neigt der DC760 zu vertikalen Schattenmustern und Verfärbungen. Die Unregelmäßigkeiten können so stark in Erscheinung treten, dass der laufende Bildinhalt zur Nebensache wird. Aufgrund des verbauten 60-Hz-panels und fehlender Zwischenbildberechnung zeigen Kinofilminhalte keine flüssige Darstellung, Bildruckler mit 50-Hz-tv-signalen haben Sie aber nicht zu befürchten. Die Led-motion-clear-funktion lässt die LEDS im 60-Hz-takt flackern, was zwar Nachzieheffekte, aber auch die Bildhelligkeit reduziert und Doppelkonturen verursacht. Alternativ können Sie auch den Eco-modus einschalten. Ohne Led-motion-clear bzw. Led-ansteuerungstricks zeigt der DC760 Nachzieheffekte bei sehr schnellen Objektbewegungen. Die SDR- und HDRBildabstimmung gelingt TCL überraschend präzise, wenngleich die Auto-farbraumeinstellung mit normalen Signalen übersättigte
„Statt Kunststoff pur werden Sie hier preisklassenuntypisch mit Metallblenden verwöhnt.“
Farben zeigt und erst ein Umschalten auf die persönliche Einstellung natürliche Hautfarben ermöglichte. Durch die geringen Lichtreserven des TVS lassen sich HDR-SIGnale nicht überzeugend wiedergeben. Zwar erreichte der TV in der Bildmitte bis zu 450 Nits, die ungleichmäßige Ausleuchtung und die nicht komplett abschaltbare Dimming-funktion gewährleisten in der Praxis aber meist nur 250 bis 350 Nits. Verfügen Sie über eine Playstation 3, können Sie 3D-signale in 2D abspielen (3D-einstellung der Konsole muss abgespeichert sein). Eine Pc-zuspielung mit 120 Hz zeigte keinen gewinnbringenden Effekt, hier limitiert das 60-Hz-panel.
X9006 gewinnt
Während der X9006 trotz Xxl-farbraum vereinzelte Sättigungsschwächen zeigte und auch Banding-artefakte auszumachen waren, präsentiert der DC760 in dieser Hinsicht trotz schwächerer Technik ein überzeugendes Niveau. In den meisten Bildbereichen ist der DC760 allerdings als Rückschritt zu bezeichnen und je mehr maximale Sättigung und Helligkeit gefragt sind, desto stärker kann sich der ältere X9006 vom neueren Modell absetzen. Aufgrund der mangelhaften Bildausleuchtung des DC760 fällt unsere Testnote geringer als beim X9006 aus.