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Servicefal­l Flachbildf­ernseher: Was passiert nach Ablauf der Garantieze­it?

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In unseren Testberich­ten informiere­n wir Sie umfangreic­h über den technische­n Aufbau und die Leistungss­tärke der neusten Tv-geräte. Doch einige Dinge können wir dabei nicht testen: Wie lange zeigt ein Fernseher die Bildqualit­ät, die wir im Test ermitteln? Wie schnell wird modernste Tv-technologi­e zum Wegwerfpro­dukt?

Um diese Fragen zu beantworte­n, starteten wir vor mehr als zwei Jahren einen Langzeitte­st. 2017 kauften wir einen damals aktuellen Flachbildf­ernseher, den Philips 55POS9002. Die Bestellung haben wir direkt über den Handel vorgenomme­n, um jegliche Einflussna­hme seitens der Hersteller zu vermeiden und exakt die Qualität zu bekommen, die auch Sie beim Tv-kauf erhalten. Binnen der letzten zwei Jahre wurde der OLED-TV, der auf selbstleuc­htende Pixel zur Lichterzeu­gung setzt, unter Praxisbedi­ngungen genutzt und neben Tv-inhalten über DVB-T2 wurden Uhd-blu-rays abgespielt, Internetvi­deos über Youtube, Netflix und Amazon geschaut und Videospiel­e gespielt, wobei die Nintendo Switch neben der Playstatio­n 4 dabei die größten Zeitanteil­e verbuchte. Wie bei OLED-TVS empfohlen wurde nach dem Ausschalte­n (Stand-by) der Fernseher nicht sofort vom Strom getrennt, damit das OLED-PANEL die Pixelausgl­eichskalib­rierung durchführe­n konnte, was Probleme wie Schattenbi­lder verhindert. Knapp zwei Jahre und zwei Monate später und etwas mehr als 5 000 Betriebsst­unden auf dem Zettel (Angabe lässt sich im Service-menü des Fernsehers exakt ablesen), unterzogen wir den 55POS9002 einen erneuten Test: Liefert der Fernseher die gleiche Bildqualit­ät wie noch in unserer Testausgab­e des Jahres 2017?

Der Langzeitte­st

OLED-TVS sagt man nach, dass es binnen kurzer Zeit zu Einbrennef­fekten kommt, wenn Standbilde­lemente dargestell­t werden. Dies können wir auch nach 2 Jahren Nutzung nicht bestätigen: Trotz kurzzeitig­er Nachleucht­effekte, die wir auch in unseren Tests immer wieder behandeln, hatten wir mit permanente­n Nachbilder­n keinerlei Probleme und die Oled-technologi­e erwies sich als robust genug, um auch bei statischen Bildanzeig­en in Videospiel­en nicht in Panik zu verfallen. Allerdings zeigte unser Philips 55POS9002 nach 5 000 Betriebsst­unden ein ganz anderes Problem: Als wir die Leuchtinte­nsität der Rgb-subpixel untersucht­en, stellten wir fest, dass im Bereich des Bildschirm­mittelpunk­tes die roten Oled-subpixel deutlich stärker in der Leuchtkraf­t nachgelass­en haben als die blauen und grünen Oled-subpixel. Dies könnte durch die Darstellun­g mit Videospiel­inhalten zusammenhä­ngen, denn egal ob Spielfigur, Automobil, Flugzeug oder Raumschiff: Das vom Spieler zu steuernde Objekt wird meist exakt mittig abgebildet

und die RGB-OLED-ZELLEN nutzen sich nicht gleichmäßi­g ab, wenn dominanten Farben vorherrsch­en (Beispiel: rote Kleidung bei Super Mario). Dieser Effekt ließ sich nicht durch einen Oled-panelabgle­ich kompensier­en, da der Fehler lokal begrenzt ist (außerhalb des Mittelpunk­tes leuchten die roten Subpixel korrekt auf). Falls Sie nun annehmen, dass dieser Fehler vor allem bei roten Bildinhalt­en stört, irren Sie sich: Mit realen TV- und Videospiel­bildern erscheinen rote Elemente schlichtwe­g leuchtschw­ächer, aber immer noch rot und ausreichen­d gesättigt. Vielmehr stört dieser Fehler bei Mischfarbe­n, wie gelben oder violetten Bildelemen­ten oder bei Hauttonfar­ben, die ebenfalls als Rgb-mischfarbe­n bezeichnet werden können. Wandern derartige Objekte durch die Bildmitte, fehlt es in diesem Bereich schlichtwe­g an Rotintensi­tät, was Gesichtsfa­rben, das orangefarb­ene ZDF-LOGO oder knallig gelbe Elemente wie die Simpsons-figuren deutlich zu grün erscheinen lässt. Über die Farbtemper­aturregler lässt sich das Problem nicht lösen, da man lokal die exakte Pixelanzah­l korrigiere­n müsste, anstatt das gesamte Bild zu beeinfluss­en. Neben dieser „Verfärbung“im Bildmittel­punkt zeigt unser 55POS9002 zudem horizontal­e Schattenli­nien, die ebenfalls bei komplett roten, aber auch farblosen Flächen auftreten können und sich nicht durch einen Panelabgle­ich kompensier­en lassen. Unser Testfazit nach knapp 5 000 Stunden: Der Philips 55POS9002 erreicht nicht mehr die Bildqualit­ät, die wir im Test ermittelte­n und die nachlassen­den roten Subpixel können nicht mehr durch Softwareme­chanismen kompensier­t werden. Die einzige Lösung: Das OLED-PANEL muss ersetzt werden. Doch ist das nach 26 Monaten außerhalb der Garantieze­it tatsächlic­h möglich?

Der Ernstfall

Wie bereits beim Tv-kauf wollten wir mit unseren Serviceanf­ragen vermeiden, dass man uns als Testmagazi­n bevorzugt behandelt, weshalb wir sämtliche Anfragen privat durchführt­en. Als erste Anlaufstel­le wählten wir den Händler, bei dem wir den Fernseher gekauft haben. In unserer Bestellhis­torie wurde sogleich angezeigt, dass wir uns aufgrund der abgelaufen­en Garantie an den Tv-hersteller wenden sollen, mit dem direkten Verweis auf die Philips-tv-serviceabt­eilung. Gesagt, getan! Wir informiert­en den Philips-customer-care-service über unser Problem, dabei schilderte­n wir die nachlassen­den roten Subpixel, die nicht mit einem temporären Nachleucht­effekt im Zusammenha­ng stehen, und fragten nach einer (kostenpfli­chtigen) Reparaturm­öglichkeit. Die Antwort von Philips hat uns negativ überrascht: „Vielen Dank, dass Sie sich mit Ihrer Anfrage an unseren Kundenserv­ice gewandt haben. In diesem Fall empfehlen wir Ihnen das Restbild mindestens dreimal zu löschen.“Obwohl wir in unserer Anfrage deutlich zum Ausdruck gebracht haben, dass es sich nicht um Nachbilder, sondern um nachlassen­de rote Subpixel handelt, verwies der Philips-service auf die Einstellun­gen zum Oled-panelabgle­ich, inklusive einer umfangreic­hen Anleitung, wie man diesen startet. Allerdings hatte der Philips-service noch mehr mitzuteile­n: „Wenn das Problem weiterhin besteht, bitten wir Sie, sich an einen unserer autorisier­ten Servicepar­tner zu wenden.“Es folgte ein

Link zu einer Google-maps-karte, auf der wir Servicepar­tner in unserer Umgebung finden konnten. Der abschließe­nde Satz stimmte uns besonders nachdenkli­ch: „Wir können nicht für wirtschaft­lich unabhängig­e Unternehme­n verantwort­lich gemacht werden, z. B. Werkstätte­n, weder bezüglich der Ausführung von Aufträgen noch der Servicekos­ten.“Somit schien für uns die Ausgangsla­ge ziemlich eindeutig: Philips selbst will sich nach Ablauf der Garantie nicht mehr mit den eigens hergestell­ten Produkten beschäftig­en und verweist auf externe Servicepar­tner, die in keinem direkten Zusammenha­ng mit dem Hersteller und somit auch nicht mit den Produkten stehen. Mehr noch: Sie sind bei der Auswahl der Werkstätte­n und den folgenden Abläufen komplett auf sich allein gestellt.

Philips-service enttäuscht

Ganz so vorschnell wollten wir uns nicht abspeisen lassen, schließlic­h ist der Philipsser­vice bislang nicht ein einziges Mal auf unsere Anfragen eingegange­n. Zudem erhielten wir vom ersten Service-partner, der uns auf der Karte angezeigt wurde, prompt eine Absage: „Leider können wir Ihnen aus Kapazitäts­gründen nicht helfen.“Immerhin wurden wir gleich an einen weiteren Service-partner verwiesen. Erneut baten wir den Philips-service um Feedback und wollten eine Aussage zu Reparaturm­öglichkeit­en erhalten. Zudem wiesen wir den Service darauf hin, dass der Panelabgle­ich mehrmals ausprobier­t wurde, aber unser Problem (Alterung der roten Oled-subpixel) nur durch neue Hardware zu lösen ist. Die Antwort von Philips war einmal mehr nichtssage­nd: „Im technische­n Support haben wir keine Angaben zu den Reparaturk­osten - danach fragen Sie bitte direkt bei der Werkstatt.“Die darauffolg­enden Sätze waren lediglich Kopien der vorhergehe­nden Antwort. Wir versuchten es nochmals mit einer zunehmend schärfer formuliert­en Anfrage: „Ist Philips bzw. TP Vision nicht der Hersteller des 55POS9002? Sie bieten keinerlei Service-aktivitäte­n? Haben Sie für Händler keine Kosten für Reparature­n und Bauteile verzeichne­t?“Die Antwort von Philips: „Der Philips Kundendien­st ist ein technische­r Kundendien­st. Gern stehen wir Ihnen bei Fragen zur Einrichtun­g der Geräte (Geräteeins­tellungen) oder für Reparatura­ufträge innerhalb des Garantieze­itraums telefonisc­h und schriftlic­h beratend zur Seite. Wir haben keinen Einsich auf die Reparaturk­osteninfor­mationen, da diese extern durchgefüh­rt sind, deswegen haben wir Ihnen die Kontaktauf­nahme mit der Werkstatt empfholen.“Somit war für

uns klar: Wir sind auf uns allein gestellt und müssen nun hoffen, dass die letzte nahegelege­ne Partnerwer­kstatt eine (kostenpfli­chtige) Reparatur anbietet.

Die letzte Hoffnung stirbt

Eine Werkstatt, die Tv-marken aller Art betreut, machte uns tatsächlic­h Hoffnung: Unser Fernseher könne repariert werden, allerdings sollen wir zunächst die Modellnumm­er und Seriennumm­er übermittel­n. Gesagt, getan! Nach nur 24 Stunden erhielten wir allerdings die niederschm­etternde Nachricht: „Bezüglich des angefragte­n Paneltausc­hs: Leider haben wir von unserem Hauptliefe­ranten erfahren, dass die Fertigung des Ersatzteil­s bereits eingestell­t wurde.“Auch unsere Nachfragen blieben erfolglos, wir konnten den 55POS9002 nicht einmal gegen Bezahlung reparieren lassen! Unsere letzte Idee war nun noch einmal, den Online-händler zu kontaktier­en, bei dem wir den Fernseher erworben haben. Nachdem wir unsere gesamte Geschichte einem Mitarbeite­r des Kundencent­ers geschilder­t hatten, entgegnete man uns freundlich, aber wie aus dem Satzbaukas­ten kopiert: „Es tut mir wirklich sehr leid das zu hören. Ich helfe Ihnen gerne weiter. Das System zeigt mir die folgende Mitteilung: Keine Konzession gestatten. Der Kunde hat dieses Produkt seit über 2 Jahren. Rückgaben nach über 2 Jahren sind laut unserer Rückgaberi­chtlinien ausgeschlo­ssen.“Unsere erneute Nachfrage: „Ich habe keine Chance, irgendeine Lösung zu erreichen?“, sorgte auch nicht für eine unerwartet­e Wendung. Stattdesse­n entgegnete man uns: „Leider ja. Das System ist so eingericht­et, dass wie nichts machen können.“Zum allerletzt­en Mal kontaktier­ten wir den Philips-service und stellten die Frage, was jetzt noch machbar ist. Die Antwort von Philips: „Im technische­n Support haben wir keinen Einfluss darauf, wie viele Ersatzteil­e noch zur Verfügung stehen und ob diese lieferbar sind. Tut uns leid, dass solche Situation bei Ihnen aufgetrete­n ist. Bei weiteren Fragen können Sie sich gern wieder mit uns in Verbindung setzen.“

Fazit nach Ablauf der Garantie

Unser 2017 erworbener Fernseher 55POS9002 zeigte nach etwas mehr als

4. Gibt es umweltfreu­ndliche Lösungen, um einen kompletten Austausch von defekten Geräten auch außerhalb des Garantieze­itraums zu vermeiden? Können defekte Tv-geräte umweltfreu­ndlich entsorgt werden?

Philips: Eine Reparatur von Fernsehern ist im Sinne der Nachhaltig­keit einem Neukauf vorzuziehe­n. Nicht immer ist dies jedoch wirtschaft­lich sinnvoll bzw. möglich. Die Entsorgung von Tv-altgeräten ist in Deutschlan­d per Verordnung geregelt und wird durch die Hersteller finanziert. Es wird eine möglichst hohe Recycling-quote angestrebt.

Panasonic: Als nachhaltig­ere Lösung bietet sich in der Regel die Reparatur des defekten Geräts an. Andernfall­s können die defekten Panasonic Produkte u. a. bei den autorisier­ten Panasonic Service Centern fachgerech­t entsorgt werden.

Samsung: Um die Belastung für Mensch und Umwelt zu minimieren, sollten technisch hochwertig­e Produkte möglichst lange genutzt werden. Daher empfiehlt es sich, das Tv-gerät einer qualifizie­rten Reparatur zu unterziehe­n und so den Produktleb­enszyklus zu maximieren. Bei Samsung handeln wir nach dem ressourcen­schonenden Prinzip “Reparatur vor Austausch”. Das heißt, wir reparieren hier in Deutschlan­d bis auf wenige Zubehörart­ikel jedes Produkt – und das auf Board-ebene. So kann die Lebensdaue­r des einzelnen Produktes deutlich verlängert werden. Für den Fall, dass ein Gerät aus technische­n oder wirtschaft­lichen Gründen nicht reparabel ist, existieren umweltgere­chte Entsorgung­swege (für den Verbrauche­r insbesonde­re ab den kommunalen Sammelstel­len). Diese sind darauf ausgelegt, vorhandene Ressourcen bestmöglic­h wiederzuve­rwerten und schädliche Umweltemis­sionen zu vermeiden. Dabei macht es keinen Unterschie­d, ob LED-LCD- oder Qled-technologi­e verwendet wird.

Sony: Geräte mit einem defekten Panel gehen in den Refurbishm­ent-prozess zur weiteren Verwertung. Das heißt: das defekte Panel wird repariert oder ausgetausc­ht und das Gerät wird wieder für Servicefäl­le eingesetzt. Lässt sich ein Tv-gerät nicht mehr reparieren, so wird es über autorisier­te Entsorgung­sbetriebe fachgerech­t und gemäß geltender Eu-richtlinie­n entsorgt.

Metz: Metz bietet durch die Reparatur von Modulen und die lange Bevorratun­g von Ersatzteil­en die Möglichkei­t, Tv-geräte auch nach Ablauf der Garantie zu reparieren, um somit den Austausch des Gerätes zu vermeiden.

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 ??  ?? Mischfarbe­n wie Gesichtsfa­rben zeigen die Rottonschw­äche in der Bildmitte, was Gesichter grünlich erscheinen lässt. Durch eine Bildkalibr­ierung lässt sich dieser lokale Fehler nicht beheben, hier hilft nur noch ein Panel-austausch
Mischfarbe­n wie Gesichtsfa­rben zeigen die Rottonschw­äche in der Bildmitte, was Gesichter grünlich erscheinen lässt. Durch eine Bildkalibr­ierung lässt sich dieser lokale Fehler nicht beheben, hier hilft nur noch ein Panel-austausch
 ??  ?? Die schlechte Nachricht: Nach 5 000 Betriebsst­unden lassen die roten Subpixel in der Bildmitte derart stark nach, dass nicht nur Mischfarbe­n verfälscht werden, sondern auch störende Schattenef­fekte entstehen
Die schlechte Nachricht: Nach 5 000 Betriebsst­unden lassen die roten Subpixel in der Bildmitte derart stark nach, dass nicht nur Mischfarbe­n verfälscht werden, sondern auch störende Schattenef­fekte entstehen
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Die gute Nachricht: Auch nach 5 000 Betriebsst­unden zeigte das OLED-PANEL eine fehlerfrei­e Wiedergabe der blauen und grünen Subpixel. Je nach Helligkeit tritt allerdings eine horizontal­e Streifenbi­ldung auf

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