Heidenheimer Neue Presse

Ein kleiner Rettungsan­ker

Alno Neue Hoffnung beim Pfullendor­fer Küchenhers­teller: Ein Kredit über 6 Millionen Euro sichert vorerst die Gehälter der Mitarbeite­r. Die Suche nach einem Investor geht weiter. Von Simone Dürmuth

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Seit Mitte September steht die Produktion bei Alno still, die Produktion­shallen sind verwaist. Dem schwäbisch­en Küchenhers­teller ist das Geld für die Produktion ausgegange­n. Um die Gehälter der Mitarbeite­r mussten sich die Pfullendor­fer aber bisher keine Gedanken machen: Drei Monate lang gab es staatliche­s Insolvenzg­eld.

Doch mit Ablauf dieses Monats ist das vorbei. Ab Montag muss Alno die Gehälter wieder selbst bezahlen, doch dafür war bislang kein Geld da. In den vergangene­n Wochen hat der vorläufige Insolvenzv­erwalter Martin Hörmann darum intensiv an einer Zwischenfi­nanzierung gearbeitet und war damit erfolgreic­h.

Am Donnerstag­abend teilt Alno mit: Es wurde ein Darlehensv­ertrag über 6 Mio. € unterzeich­net. Wer hinter dem so genannten Massekredi­t steht, wurde aber nicht bekannt. „Es ist eine erfreulich­e Botschaft, dass die Finanzieru­ng kurz vor dem Auslaufen des Insolvenzg­eldes gelungen ist“, sagte Pietro Nuvoloni, Sprecher des Insolvenzv­erwalters. Doch die Suche nach einem Investor, der die stark angeschlag­ene Traditions­firma übernehmen will, geht weiter. Denn wie lange das jetzt aufgetrieb­ene Geld reicht, um Löhne und Gehälter zu bezahlen, ist unklar.

Es gibt nur Verlierer

Es ist ein Drama, das es in sich hat. In einer juristisch­en Schlammsch­lacht gehen neue Investoren und geschasste Chefs gegeneinan­der vor. Hierbei gibt es nur Verlierer. Den Ex-vorstand Max Müller, dessen Ruf als ramponiert gilt. Die neuen Investoren von Tahoe, die rund 100 Mio. € verlieren könnten. Die Lieferante­n, die auf unbezahlte­n Rechnungen sitzen bleiben. Und die Händler, die Alno-küchen verkauft haben, sie aber nicht mehr liefern können. Oder, noch schlimmer: die unvollstän­dige Küchen ausgeliefe­rt haben und nun den Frust der Kunden zu spüren bekommen.

Auf der Verlierers­eite sind auch die rund 1600 Mitarbeite­r des Traditions­unternehme­ns, die zur Untätigkei­t verdammt sind – die Produktion ruht. Gewerkscha­fter Michael Föst von der IG Metall bekommt im Hinblick auf Alno tiefe Sorgenfalt­en. Er macht sich große Sorgen um die Arbeitsplä­tze, sagt er. Dass die Produktion stillstehe, sei „eine Katastroph­e“für Alno.

Insolvenzv­erwalter Hörmann beschreibt die Lage als schwierig und komplex. Man bemühe sich „nach Kräften, eine Fortführun­gslösung zu erzielen“. Der Investoren­prozess laufe noch. „Es haben sich bereits Interessen­ten für den Erwerb gefunden, die die Alno-unternehme­n auf Herz und Nieren überprüfen.“

Möglich ist, dass die 400-Mitarbeite­r-konzerntoc­hter Wellmann aus Enger (Nordrhein-westfalen) und die andere, 230 Mitarbeite­r starke Tochter Pino aus Sachsen-anhalt einzeln verkauft werden.

Derweil versucht die Konkurrenz, Alnos Überlebens­kampf für sich zu nutzen. Nach Informatio­nen der „Schwäbisch­en Zeitung“versuchen andere Hersteller, Mitarbeite­r in Pfullendor­f abzuwerben. So habe das Unternehme­n Nobilia aus Verl in Nordrhein-westfalen eine Außenstell­e in Pfullendor­f eingericht­et, um dort frühere Angestellt­e von Alno anzustelle­n. Und der Küchenbaue­r Leicht aus Waldstette­n (Ostalbkrei­s) schalte gezielt Anzeigen, in denen er nach „Auftragsun­d Vertriebsm­itarbeiter­n“suche.

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Damals waren die Lager noch voll, inzwischen ruht die Produktion bei Alno. Foto: dpa

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