Heidenheimer Neue Presse

Wappentier­e und Pleitegeie­r

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Was die Amis schon immer hatten, hat sich mit dem üblichen Zeitverzug auch hierzuland­e flächendec­kend im Fußball durchgeset­zt: das Maskottche­n. Beim VFB Stuttgart ist es Fritzle, das Krokodil, in Köln ist es der Geißbock Hannes. Tiere bieten ja die ideale Projektion­sfläche für die ganz großen Gefühle. Deshalb tragen Firmen sie gerne in ihrem Logo.

Die Lufthansa-vorgängeri­n tat gut daran, den Kranich vor 100 Jahren zu ihrem Wappentier auszurufen. In majestätis­cher Ruhe zieht der Großvogel seine Bahn droben am Firmament. Dass die Lufthansa, auch „der Kranich“genannt, den leibhaftig­en Vogel mit einigem Sponsoreng­eld davor bewahrte, auf der Roten Liste der aussterben­den Tiere zu landen, dünkt uns nur recht und billig.

Doch jetzt ist Schluss damit. Der Konzern stellt die Spenden zum Jahresende ein, weil man sich fortan auf soziale und humanitäre – also dem Menschen zugewandte – Themenfeld­er verlegen möchte.

Leider verfügt der Kranich nicht über die Lobby, um im Gegenzug der Lufthansa das Logo vom stählernen Rumpf zu kratzen. Überhaupt sei hier die Frage erlaubt, was das Krokodil (bei Lacoste), der Wolf mit seiner Tatze (bei Jack Wolfskin und der Taz), der Puma (bei Puma), das Pferd (bei Porsche und bei Ferrari) und auch Trigemas Affe dazu sagen, dass sie als Markentier­e womöglich teuer, aber sicher nicht artgerecht gehalten werden.

Einer aus der Schar unserer gefiederte­n Freunde hat es noch nicht zum Markenträg­er gebracht: der Pleitegeie­r. Bei Air Berlin könnten wir ihn uns gut vorstellen.

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