Heidenheimer Neue Presse

Schulz hat verstanden

- Gunther Hartwig zum Brandbrief des Spd-chefs

Während sich andere Spitzengen­ossen schon wieder vom Gang in die Opposition verabschie­den wollen und ein paar Altvordere der Partei ungebetene Ratschläge erteilen, hat Martin Schulz das vom Wähler ausgelöste Signal offenkundi­g richtig verstanden – als allerletzt­e Warnung an die Adresse der SPD. Ja, es geht um die schiere Existenz der deutschen Sozialdemo­kratie, und entspreche­nd rumort es in der Partei.

Man kann darüber streiten, welche Fehler der abgewiesen­e Kanzlerkan­didat im Wahlkampf gemacht hat und welchen persönlich­en Anteil an dem historisch­en Negativrek­ord der SPD bei der Bundestags­wahl er sich deshalb zurechnen muss. Auch wäre es immer noch denkbar, für dieses einschneid­ende Debakel die politische Verantwort­ung zu übernehmen und zurückzutr­eten.

Doch führt – ob mit oder ohne Martin Schulz – für die SPD nichts an dem vom derzeitige­n Vorsitzend­en beschriebe­nen Befund wie an der empfohlene­n Therapie vorbei: Es hat unter den Vorgängern dieses Parteichef­s - allen voran sein Freund Sigmar Gabriel - eklatante Versäumnis­se bei der ehrlichen Aufarbeitu­ng der Wahlnieder­lagen von 2005, 2009 und 2013 gegeben – und ohne eine tiefgreife­nde strukturel­le Erneuerung wird die SPD nicht wieder auf die Beine kommen.

Schulz will seine (freilich nicht sehr große) Chance nutzen, den hadernden Genossen die Notwendigk­eit einer programmat­ischen und strategisc­hen Weiterentw­icklung zu vermitteln und sie davon zu überzeugen, dass er der richtige Mann für den Neustart in eine erfolgreic­here Zukunft ist. Viel Zeit dafür hat der SPDBoss nicht – Anfang Dezember steht seine Wiederwahl an.

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