„Der Ton hat sich verändert“
Deutschland die AFD hatte in Österreich die FPÖ anfangs einen schweren Stand. Wieso sich das geändert hat, besprach Thomas Block mit dem Politologen Reinhard Heinisch.
Als die FPÖ 2000 in die Regierung eintrat, gab es Proteste. Jetzt steht sie wieder kurz davor, und keiner rührt sich. Ist die Partei in der Normalität angekommen? Reinhard Heinisch:
Ja. Im Jahr 2000 haben die meisten Anhänger der bürgerlichen ÖVP sowie die österreichische Medienlandschaft eine Regierungsbeteiligung der FPÖ abgelehnt. Heute steht die große Kronen-zeitung einem schwarz-blauen Bündnis offen gegenüber, die Övp-anhänger ebenfalls und selbst die Sozialdemokraten haben darüber diskutiert, ob sie mit der FPÖ koalieren wollen.
Lässt sich das mit einer Veränderung der FPÖ erklären?
Der Ton hat sich natürlich stark verändert. Jörg Haider sagte mal, die FPÖ sei die Blausäure, mit der man die roten und die schwarzen Filzläuse vertilgen wolle. So etwas sagt der aktuelle Parteichef Heinz-christian Strache nicht mehr. Das ist auch der große Unterschied zwischen der FPÖ und der AFD: Die FPÖ hat sich als Marke etabliert, sie hat ihre Stammwähler und muss nicht mehr so marktschreierisch auftreten.
Was lässt sich von der FPÖ über die AFD lernen?
Zwischen beiden Parteien gibt es offensichtliche Parallelen. Eine sehr augenscheinliche sind die Abspaltungen. Von der FPÖ spaltete sich einst Jörg Haider ab und gründete das BZÖ, in der AFD war es erst Lucke, jetzt ist es Petry. Das wird oft als Schwäche ausgelegt. Tatsächlich macht es die Partei kohärenter. Es befreit die ursprünglich sehr breit aufgestellte Organisation von Teilen, die sich vom Rest entfernen.
Was würden Sie den Volksparteien in Deutschland raten?
Sie dürfen sich zum einen von der AFD nicht die Themen vorgeben lassen. Die etablierten Parteien müssen dort punkten, wo sie selbst die Themenhoheit haben. Wenn in Österreich die ÖVP oder SPÖ Ausländergesetze verschärft haben, hat immer die FPÖ gewonnen.
Und zum anderen?
Zum anderen müssen die etablierten Parteien wieder präsenter werden. Die rechtspopulistischen Parteien sind sehr gut organisiert. Sie reden mit den Menschen, sie bedienen soziale Medien. Die etablierten Parteien verlassen sich zu oft auf ihre Machtposition im Staat und haben verlernt, wie man mit den Bürgern kommuniziert.