Lotsen auf dem Weg in die Gesellschaft
Flüchtlinge Das Land bezahlt Integrationsmanager. Nach den seit Mitte Oktober vorliegenden Berechnungen hätte Herbrechtingen wohl ein Anrecht auf 1,6 Stellen. Von Günter Trittner
Um die Integration von Flüchtlingen zu verbessern, finanziert das Land Integrationsmanager auf kommunaler Ebene. Nach aktuellem Stand hat Herbrechtingen ein Anrecht auf 1,6 Stellen.
Das Land und die Kommunen haben nach monatelangem Ringen einen Pakt für Integration geschlossen, den das Kabinett am 4. April 2017 besiegelt hat. Seither bemüht man sich um die Umsetzung. Insgesamt stellt das Land für die Jahre 2017 und 2018 320 Millionen Euro den Kommunen zur Verfügung. 180 Millionen Euro davon sind pauschal als Unterstützung bei den Kosten für die Anschlussunterbringung vorgesehen. Mit weiteren 116 Millionen sollen Integrationsmanager angestellt und bezahlt werden. 1000 Stellen sieht das Ministerium für Soziales und Integration landesweit vor. Noch immer aber ist unsicher, in welchem personellen Umfang die Kommunen Integrationsmanager einsetzen können.
Erste Berechnung überholt
Die erste Berechnung im Sommer ließ Bürgermeister Dr. Bernd Sipple für Herbrechtingen eine 0,25 Prozent-stelle erwarten, die jetzt seit Mitte Oktober vorliegende zweite Berechnung deutet auf 1,6 Stellen hin, die für Herbrechtingen als nötig erachtet werden. „Man weiß es wohl noch nicht so recht“, befürchtet Sipple.
Für die Landkreisverwaltung verfolgt Erster Landesbeamter Peter Polta die Umsetzung des Pakts für Integration. Bei der Anstellung von Integrationsmanagern sieht Polta den Landkreis selbst außen vor. „Integration geschieht vor Ort“, sagt Polta. Deswegen sei es Sache der Kommunen, solche Fachkräfte nach Bedarf zu beschäftigen.
Die unterschiedlichen Berechnungen führt Polta darauf zurück, dass erst geklärt werden musste, welche Flüchtlinge bei der Berechnung der Stellenzahl in Betracht kommen. Unterstützen sollen die Integrationsmanager Asylbewerber, die schon länger in Deutschland sind und eine Bleibeperspektive haben. Auch der Familiennachzug, so Polta, habe einkalkuliert werden müssen. Für den Landkreis Heidenheim geht Polta nach der Meldung von Mitte Oktober von 1242 Flüchtlingen aus, mit denen die Integrations-manager Kontakt aufnehmen sollen.
Da nach den Vorgaben des Landes nur Vollstellen besetzt werden dürfen, haben sich nach der ersten Berechnung auf der Landkreisebene zwei Gemeindeverbünde gebildet, die miteinander kooperieren wollten. Herbrechtingen hatte die Partnerschaft mit Giengen, den Kommunen im unteren Brenztal und Dischingen gesucht. Nach der neuen Berechnung hat Herbrechtingen nun aber allein schon ein Anrecht auf 1,6 Stellen.
Zwischenzeitlich hat Bürgermeister Sipple Kontakt mit seinem Giengener Amtskollegen Dieter Henle aufgenommen, um eine Zusammenarbeit auszuloten und gleichzeitig hat er bei der Evangelischen Gesellschaft in Heidenheim nachgefragt, die seit langer Zeit im Bereich der offenen Jugendarbeit und der Sozialarbeit mit Fachkräften in Herbrechtingen tätig ist. Im November oder Dezember möchte Sipple den Gemeinderat über den Sachstand informieren und über einen Antrag an das Regierungspräsidium Stuttgart beraten und beschließen lassen.
Noch keine sicheren Zahlen
Noch immer aber gibt es bei den Anhaltszahlen keine absolute Sicherheit. Wie Polta weiß, läuft derzeit noch eine Überprüfung durch das Statistische Landesamt und Sipple geht davon aus, dass mit der Verwaltungsvorschrift des Landes nicht vor März 2018 zu rechnen ist.
Die Integrationsmanager sollen vor Ort Lotsen- und Wegweiserfunktion für die Flüchtlinge haben und eine soziale Beratung und Betreuung im Einzelfall übernehmen können. „Die Integrationsmanager helfen den Geflüchteten, sich in unseren staatlichen und gesellschaftlichen Strukturen schneller zurechtzufinden“, sagte Sozialund Integrationsminister Manfred Lucha, der die inhaltliche Ausgestaltung mit den Spitzen der Kommunalen Landesverbände federführend verhandelt hatte, bei der Besiegelung des Paktes.