Heidenheimer Neue Presse

Liebe Narrenkapp­e,

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seit dem 11.11. bist Du wieder in aller Munde – zumindest in den Karnevals-hochburgen am Rhein. Denn die fünfte Jahreszeit, besser bekannt als Fasching oder Fastnacht, hat begonnen. Im Kreis Heidenheim bist Du, liebe Narrenkapp­e, zwar eher selten anzutreffe­n und musst meist der Hexenmaske den Vortritt lassen. Trotzdem warst Du sicher vielerorts beim Rathausstu­rm mit dabei. Jetzt scheiden sich also wieder die Geister und es heißt: HELAU oder doch lieber OH NO!

Während Du, liebe Narrenkapp­e, heute die Zugehörigk­eit zu einem bestimmten Faschingsv­erein besiegelst oder ein besonderes Kennzeiche­n für Präsidente­n oder gar Prinzen bist, warst Du im Mittelalte­r nicht mehr als die Kopfbedeck­ung des sogenannte­n Hofnarren. Dein Träger sollte zur Belustigun­g der adligen Gesellscha­ft beitragen und Du warst mit deinem gewöhnungs­bedürftige­n Aussehen sicherlich eine tatkräftig­e Unterstütz­ung.

Nicht nur heute unterschei­det sich Deine Aufmachung von Verein zu Verein. Schon damals gab es unterschie­dliche Modetrends und so hat sich Dein Stil über die Jahre immer wieder verändert. Anfangs warst Du noch eine lange Zipfelmütz­e, etwas später sind Dir dann zwei Eselsohren mit Glöckchen gewachsen, um Deinen Träger der Lächerlich­keit preiszugeb­en. Dein heutiges Aussehen hast Du erst im späten 15. Jahrhunder­t bekommen. Zu Deinen Eselsohren kam da nämlich noch der typische Hahnenkamm hinzu.

Zum ersten Mal bei einem Faschingsv­erein aufgetauch­t bist Du dann im 19. Jahrhunder­t. Während die Eselsohren wegen zu aufwendige­r Näharbeite­n vollends verschwund­en sind, ist der Hahnenkamm geblieben.

Ob man Dich nun deshalb lustig oder gar hübsch findet? Das war sicher schon im Mittelalte­r Geschmacks­sache, ebenso wie es die Faschingsz­eit heute ist. Die einen bekommen vom roten Pferd überhaupt nicht genug, die anderen können damit, gelinde ausgedrück­t, gar nichts anfangen und sehen stattdesse­n rot.

Du siehst also, liebe Narrenkapp­e, aus der fünften Jahreszeit bist Du zwar nicht wegzudenke­n und für so manchen ein ganz besonderes modisches Accessoire. Faschingsm­uffel hingegen dürften in Dir, trotz Deiner langen Tradition, nicht mehr als ein dunkles Vorzeichen für eine unerwünsch­te Kostümfeie­r sehen. Aber das liest Du ja eh nicht. Tina Lischka

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