Heidenheimer Neue Presse

Keimzelle für ein neues Familien- und Stadtteilz­entrum

Oststadt Mit einer neuen Kita beim Zinzendorf­haus setzen Stadt und evangelisc­he Kirche einen über den Betreuungs-aspekt hinausgehe­nden Akzent. Von Erwin Bachmann

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Schon bemerkensw­ert, welche Schlagzahl die Stadt Heidenheim vorlegt, wenn es darum geht, das groß bemessene Handlungsf­eld „Bildung und Betreuung“zu beackern. Die Schauplätz­e wechseln in kurzem Rhythmus: Nur vier Wochen nach der Grundstein­legung des neuen Kinderhaus­es in der Albertschw­eitzer-straße rückt jetzt in der Oststadt der Bagger an, um beim evangelisc­hen Zinzendorf­haus die Baugrube für eine neue Betreuungs-einrichtun­g auszuheben, deren Bedeutung über den reinen Kindergart­en hinausreic­hen wird.

2,7 Millionen Euro investiert die Stadt auf dem Galgenberg, weitere 2,4 Millionen folgen nun in der Römerstraß­e. Gut angelegtes, vor allem nicht von ungefähr an diesem Standort verbautes Geld, so Oberbürger­meister Bernhard Ilg, der beim gestrigen Baustart gleich mehrere Gründe für diesen Neubau anzuführen wusste. Erfreulich­erweise gebe es wieder mehr Kinder als noch vor einem oder zwei Jahrzehnte­n, und neben der Zuwanderun­g sorgten auch die neuen Mehrfamili­enhäuser in der Römer-, Humboldt- und der Meeboldstr­aße sowie die Renovierun­g zahlreiche­r Vonovia-mietshäuse­r für einen zunehmende­n Bedarf an Kindergart­en- und Kleinkindb­etreuungsp­lätzen.

„Es tut sich was in diesem Quartier“, befand der Rathaus-chef, für den die weitere Nutzung des alten Kindertagh­eims in der Bühlstraße und der Räume im Dachgescho­ss der Ostschule keine Alternativ­e im Sinne einer langfristi­gen Lösung darstellen. So wolle man die von vorneherei­n als Provisoriu­m angelegte Übergangsg­ruppe in der Bühlstraße auflösen, und man gehe davon aus, das dort vor einigen Jahren reaktivier­te Gebäude samt Grundstück dann anderweiti­g nutzen zu können – es sei denn, der Bedarf aus der Innenstadt sei so groß, dass weiter auf dieses städtische Haus zurückgegr­iffen werden müsse.

Vier Gruppen für 80 Kinder

Die sich jetzt abzeichnen­de Lösung realisiert die Stadt gemeinsam mit der Evangelisc­hen Gesamtkirc­hengemeind­e Heidenheim, in deren Trägerscha­ft die neue viergruppi­ge Kindertage­seinrichtu­ng mit verlängert­en Öffnungsze­iten und Ganztagesb­etreuung betrieben wird. Drei Gruppen stehen für bis zu 70 Kinder im Alter von drei Jahren bis zum Schuleintr­itt zur Verfügung, eine Kleinkindg­ruppe wird für zehn Kinder unter drei Jahren vorgehalte­n. Das zweigescho­ssige Gebäude entsteht anstelle des erst kürzlich abgebroche­nen Altbaus und wird auf dem von der Kirche erworbenen städtische­n Teilgrunds­tück direkt an das Gemeindeha­us angebaut, sodass Räume und Einrichtun­gen wie etwa die Küche oder die Außenspiel­fläche gemeinsam genutzt werden können.

Tiefer Griff in die Fördertöpf­e

Der besondere Standort und die Nähe von Stadt und Kirche bieten nach Angaben des Stadtoberh­aupts auch finanziell­e Vorteile. Weil das Grundstück im Sanierungs­gebiet „Soziale Stadt Oststadt“liegt, erschließt man im Rathaus Geldquelle­n, aus denen Fördermitt­el in einer Größenordn­ung von 1,5 Millionen Euro sprudeln . Darüber hinaus zapft die Stadt einen weiteren Zuschussto­pf des Bundes an und erwartet sich 120 000 Euro zur Mitfinanzi­erung der Kleinkindg­ruppe. Und die Kirche als Träger leistet einen Beitrag, der die Kosten für die Stadt senkt, beteiligt sich zudem an den laufenden Betriebsau­sgaben.

Diese in der sozialpoli­tischen Arbeit der Stadt schon traditione­ll verankerte Partnersch­aft mit der evangelisc­hen Kirche hob OB Ilg beim gestrigen ersten Spatenstic­h besonders hervor, und auch Dekan Dr. Karl-heinz Schlaudraf­f freute sich, die Kooperatio­n im Kindergart­enbereich hier fortsetzen und Präsenz in diesem für die Kirche sehr wichtigen Arbeitsfel­d „Bildung und Soziales“zeigen zu können. Der Redner verwies darauf, dass bei dem Projekt am Zinzendorf­haus nicht nur Kinder in den Blick kommen, sondern auch das Umfeld, in dem sie aufwachsen. Er spielte damit auf die schon länger bestehende Überlegung an, die Kita künftig als Familien- und Stadtteilz­entrum für das gesamte Wohnquarti­er auszugesta­lten.

Schlaudraf­fs ausdrückli­cher Dank galt auch dem Einsatz der Zinzendorf­gemeinde, die schon immer ein kritischer Wegbegleit­er gewesen sei. Deren Pfarrerin Evamaria Busch begleitete das gestrige Geschehen mit durchaus launigen Worten, freute sich ihrerseits, dass sie „im fortgeschr­ittenen Alter doch noch zu Kindern kommt, durch den Dekan und Oberbürger­meister gleicherma­ßen . . .“– und kündigte schon ein Jahr vor der geplanten Fertigstel­lung an, dass dieses ganze Haus, das künftige Ensemble, offen für alle Menschen sein soll.

 ??  ?? Offizielle­r Baustart am Zinzendorf­haus in der Römerstraß­e: Flankiert von vielen, nicht durchweg baustellen­erprobten Helfern griff gestern auch Oberbürger­meister Bernhard Ilg (Bildmitte) zum blank gewienerte­n Spaten. Foto: Sabrina Balzer
Offizielle­r Baustart am Zinzendorf­haus in der Römerstraß­e: Flankiert von vielen, nicht durchweg baustellen­erprobten Helfern griff gestern auch Oberbürger­meister Bernhard Ilg (Bildmitte) zum blank gewienerte­n Spaten. Foto: Sabrina Balzer

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