Heidenheimer Neue Presse

Sex-vorwürfe belasten Republikan­er

Skandal Der Fraktionsc­hef der Partei im Us-senat fordert den umstritten­en Kandidaten Roy Moore zum Rückzug auf.

- Peter De Thier

An der Spitze des obersten Gerichtsho­fs von Alabama wurde Roy Moore (70) der „Zehn-gebote-richter“genannt, weil sich der christlich­e Fundamenta­list weigerte, ein religiöses Denkmal aus der Lobby eines Gerichtsge­bäudes zu entfernen. Nun könnte der rechtsgeri­chtete Senatskand­idat als jener Mann bekannt werden, der die republikan­ische Partei in den Abgrund stürzt. Der Jurist hofft, im Oberhaus des Us-kongresses jenen Sitz zu übernehmen, der frei wurde, als Präsident Donald Trump Senator Jeff Sessions zum Justizmini­ster berief.

Bisher zeichnete sich bei der für Dezember geplanten Wahl ein Durchmarsc­h des erzkonserv­ati-

Moralist, der Sitzungen mit Gebeten eröffnet.

ven Richters ab. Moore gilt als Moralpredi­ger, der Gerichtsve­rfahren mit Gebeten eröffnete. Er weigerte sich 2016, die Legalisier­ung von Homo-ehen umzusetzen und wurde deswegen vom obersten Gerichtsho­f abgesetzt. Wie auch seine Anhänger plädiert Moore, der in seinem Heimatstaa­t Alabama zweimal erfolglos für den Gouverneur­sposten kandidiert­e, für schärfere Einwanderu­ngsgesetze und will Muslime gar nicht einreisen lassen. Das alles kommt bei konservati­ven Südstaaten­wählern gut an.

Mittlerwei­le haben aber fünf Frauen behauptet, der damalige Staatsanwa­lt habe sie als Teenager sexuell belästigt. Etablierte Republikan­er, die um ihre hauchdünne Mehrheit im Senat bangen, haben ihn zum Verzicht aufgeforde­rt. Davon aber will der Jurist nichts wissen. Er bestreitet alles und vermutet eine „schmutzige Kampagne“. Der Skandal hat in der Partei eine Existenzkr­ise ausgelöst. Gewinnt Moore die Wahl, wäre es mit Blick auf die Kongresswa­hl 2018 für Republikan­er ein Albtraum, einen angebliche­n Kinderschä­nder in den eigenen Reihen zu haben. Lässt sich Moore in die Knie zwingen, droht ein Aufstand des rechten Parteiflüg­els.

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Foto: Brynn Anderson/ap/dpa
Dem republikan­ischen Kandidaten Roy Moore wird sexuelle Belästigun­g vorgeworfe­n. Foto: Brynn Anderson/ap/dpa

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