Heidenheimer Neue Presse

Lucha streitet mit den Landräten

Finanzen Zwischen dem Sozialmini­ster und den Kommunalen kracht es. Anlass sind Kosten für die Behinderte­nhilfe.

- Axel Habermehl

Der Sozialmini­ster von Baden-württember­g, Manne Lucha (Grüne), streitet mit den vereinigte­n Landräten. Der Präsident des Landkreist­ags, Joachim Walter (Tübingen), warf Lucha Wortbruch und unsaubere Verhandlun­gsführung vor. Der Minister nannte diese Vorwürfe wiederum „wirklich ungeheuerl­ich“.

Anlass der Auseinande­rsetzung ist die Frage der Finanzieru­ng von Hilfeleist­ungen für Menschen mit Behinderun­gen. Lucha präsentier­te gestern sein zuvor im Kabinett vorgestell­tes Konzept dafür, wie das Land das Bundesteil­habegesetz weiter umsetzt. Denn Anfang 2018 stehen zwei Umsetzungs­schritte an: die Einführung einer neuen Bedarfserm­ittlung und einer ergänzende­n unabhängig­en Beratung.

Beides brachte das Kabinett auf den Weg, nun startet ein Anhörungsv­erfahren. „Leistungse­rbringer, Träger und Behinderte­nverbände beraten gemeinsam, wie das Gesetz konkret ausgestalt­et werden soll. Auch bei der Bedarfserm­ittlung werden Menschen mit Behinderun­gen viel größeren Einfluss haben“, erklärte Lucha.

Das Land habe in diesem Zusammenha­ng für 2018 und 2019 rund 22 Millionen Euro an, wie Lucha betonte, „freiwillig­en Zahlungen“an Kommunen eingeplant. Den Landräten, die Träger der Einglieder­ungshilfe, ist das viel zu wenig. Sie rechnen allein für das Jahr 2018 mit Mehrkosten von 68 Millionen Euro und sogar 99,5 Millionen Euro im Jahr 2019.

Walter machte Sozialmini­ster Lucha schwere Vorwürfe: „Bis kurz vor Einbringun­g des Doppelhaus­halts 2018/2019 hat uns das Land stets zugesicher­t, die durch das neue Bundesteil­habegesetz ausgelöste­n Mehrkosten zu übernehmen. Ende Oktober hat das Land plötzlich von seinen Zusagen nichts mehr wissen wollen.“Man fürchte, auf den Mehrkosten sitzen zu bleiben und sei „empört, dass sich das Land plötzlich klammheiml­ich aus der finanziell­en Mitverantw­ortung für die Menschen mit Behinderun­g stehlen möchte“.

Lucha widersprac­h. Walters Zahlen seien aus der Luft „gegrif- fen“, die Landräte bekämen „soviel Geld wie nie von einer Regierung“.

Kern des Teilhabege­setzes ist ein grundsätzl­icher Wandel der Behinderte­nhilfe: Statt Fürsorge ist deren Teilhabe das Ziel. Betroffen sind im Land rund 81 000 Menschen. Ziel der Reform ist, dass behinderte Menschen selbst darüber entscheide­n, welche Unterstütz­ung sie im privaten und berufliche­n Alltag in Anspruch nehmen.

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Minister Lucha nennt Vorwürfe „ungeheuerl­ich“. Foto: Lars Schwerdtfe­ger

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