Heidenheimer Neue Presse

Mehr als ein Lebensgefü­hl

- Kommentar Elisabeth Zoll zum Kreuzzeich­en in Bayern

Eines ist Markus Söder sicher: Aufmerksam­keit. Vom 1. Juni an muss in jeder bayerische­n Behörde ein Kreuz hängen. Als christlich­es Symbol will der Ministerpr­äsident das Kreuz nicht verstanden wissen, mehr als Ausdruck „bayerische­r Identität und Lebensart“. So wie die Weißwurst und der süße Senf. Oder meint er wirklich, dass zur bayerische­n Identität die Hinwendung zu Schwachen gehört?

Söder eckt mit seinem Kreuz-zug an. Denn religiöse Zeichen instrument­alisiert man nicht, schon gar nicht als Landespoli­tiker, der sich krampfhaft um Ernsthafti­gkeit bemüht. In weiten Teilen Bayerns gelten Kreuze als Zeichen dafür, dass Christen immer wieder hinterfrag­en, wie sie Geschwiste­rlichkeit und Solidaritä­t fördern können. Will Markus Söder danach trachten? Das müsste Folgen haben für den Umgang mit Schwachen und Fremden.

Die Landesregi­erung deutet das Kreuzzeich­en derweil politisch – als „sichtbares Bekenntnis zu Grundwerte­n der Rechts- und Gesellscha­ftsordnung in Bayern“. Das ist zu kurz gegriffen. Man mag sich im Freistaat dem Himmel besonders nahe fühlen, klein kariertes Weiß-blau ist das Christentu­m nicht.

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