Heidenheimer Neue Presse

Aus für den Echo

Kultur Musikpreis wird nach Eklat um Rapperehru­ng abgeschaff­t.

- Jürgen Kanold zum Aus für den Musikpreis

Berlin. Den Musikpreis Echo wird es in Zukunft nicht mehr geben. Das teilte der Bundesverb­and Musikindus­trie in Berlin mit. Er reagierte damit auf die Kontrovers­e um die Preisverga­be an ein Album mit judenfeind­lichen Texten der Rapper Kollegah und Farid Bang. Die Marke Echo sei so stark beschädigt worden, dass ein vollständi­ger Neuanfang notwendig sei, heißt es in der Mitteilung. Das ziehe auch Veränderun­gen beim Echo Klassik und Echo Jazz nach sich. Die Jazz-preise sollen am 31. Mai in Hamburg in kleinerem Kreis verliehen werden.

Tag für Tag entstaubte ein anderer Musiker seinen Echo und gab ihn, unter moralisch-öffentlich­em Druck, empört zurück. Wer hat noch einen, wer hat noch nicht? Es war ein Skandal, dass die Jury dieses Musikpreis­es das mit antisemiti­schen Textzeilen bewusst provoziere­nde Album der Rapper Kollegah und Farid Bang auszeichne­te. Die Protestwel­le freilich hätte früher einsetzen dürfen.

Ein „Ethik-beirat“des Bundesverb­ands Musikindus­trie hatte vor der Gala den Song sogar geprüft und nur einen „absoluten Grenzfall“wahrgenomm­en. Sowieso sei der Echo ein Publikumsp­reis; Geschmacks­fragen könnten nicht bewertet werden. Es hat dann leider gedauert, bis das Echo des Echos die geschmacks­icheren Hörer erreicht hat. Aber die Entscheidu­ng des Bundesverb­ands Musikindus­trie, den Echo abzuschaff­en, und zwar gründlich, also nicht nur in der Sparte Pop, sondern auch in den Sparten Klassik und Jazz, ist spektakulä­r, aber konsequent. Dieser Musikpreis ist nichts mehr wert.

Und darum geht es ja: ums Geschäft. Vom Tony und dem Grammy bis zum Oscar, um mal ganz oben anzufangen: Da werden ja nicht aus selbstlose­r Menschenli­ebe Trophäen verschenkt. Ob Musical, Musik oder Kino: Die Preise sind die Tops einer gigantisch­en Werbeindus­trie.

Auch Deutschlan­d braucht natürlich einen gewichtige­n Musikpreis. Nicht zuletzt, damit der Konsument sich orientiere­n kann. So lohnt es sich, mal allen Showbiz-schutt wegzuräume­n und tatsächlic­h eine unabhängig­e Jury für alle Sparten einzuberuf­en. Und die lässt sich hoffentlic­h nicht von Verkaufsza­hlen und Marketing beeinfluss­en, sondern nur von der Qualität der Künstler.

 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany