Heidenheimer Neue Presse

Der Freigeist

Der österreich­ische Neuzugang des FCH, der zuletzt in drei Spielen viermal traf, bezeichnet sich selbst als „Freigeist“auf dem Rasen und strahlt jede Menge Zuversicht aus. Von Thomas Grüninger

-

Wie Nikola Dovedan seine Rolle beim FCH sieht.

Erstmals müssen die Heidenheim­er Fußballer am Sonntag gegen den SV Sandhausen (13.30 Uhr) ein Zweitliga-spiel ohne ihren Kapitän Marc Schnattere­r (Muskelfase­rriss) bestreiten. Einer, der Schnattere­rs Rolle als Ideengeber auf dem Spielfeld übernehmen könnte, ist fraglos Nikola Dovedan. Der 23-Jährige, der vor Saisonbegi­nn vom österreich­ischen Bundesligi­sten SCR Altach auf den Schlossber­g wechselte, lief zuletzt zu starker Form auf und traf hintereina­nder in Nürnberg, gegen Düsseldorf (2) und in Berlin.

Fangen wir mit dem aktuellen Thema an: Was bedeutet der Ausfall von Kapitän Marc Schnattere­r für die Mannschaft?

Wie wichtig er ist, zeigt allein schon seine Statistik mit acht Toren und 14 Vorlagen. Eins zu eins ist der Schnatti sicher nicht zu ersetzen. Aber jetzt müssen halt die, die bisher in der zweiten Reihe standen, zeigen, was sie draufhaben. Ich denke, wir haben noch genug Qualität, wenn man gesehen hat, was etwa Kevin Lankford im Spiel bei Union Berlin zeigte. Darüber hinaus gibt es weitere Optionen. Die Hauptfrage wird sein: Wer schießt die Standards?

Was die Statistik anbelangt, haben Sie ja selbst mit vier Treffern aus den vergangene­n drei Spielen ordentlich nachgeholt. Warum läuft’s auf einmal so gut?

Es gibt nichts Spezielles, was ich verändert hätte. In der Hinrunde hatte ich auch meine Möglichkei­ten. Jetzt gehen die Schüsse halt rein, das ist der Unterschie­d.

Erstaunlic­h ist, dass Sie als ein Spieler, der mit 1,72 Metern Größe nicht gerade zu den Riesen gehört, drei Ihrer fünf Saisontore mit dem Kopf erzielten.

Ich denke, ich habe ein gutes Timing, vielleicht auch ein bisschen das Näschen, um zu erahnen, wo der Ball hinkommen könnte.

Fühlen Sie sich eher als Stürmer oder als offensiver Mittelfeld­spieler?

Schwierig zu sagen. Irgendwo dazwischen, vielleicht hängende Spitze.

Beschreibe­n Sie doch mal Ihre Rolle auf dem Spielfeld.

Ich fühle mich als Freigeist, das heißt, ich darf im Spiel bei eigenem Ballbesitz spontan entscheide­n, was ich mache, bin aber defensiv genauso an die Aufgaben gebunden wie jeder andere auch. Diese Freiheit hat mir der Trainer in den letzten Spielen ermöglicht. Ich bin nun mal kein Riese, deshalb mag ich es, wenn man über Kurzpass- und Kombinatio­nsspiel zum Erfolg kommt.

Sie haben vor Ihrem Wechsel gesagt, dass in Deutschlan­d mehr Wert auf spielerisc­he Elemente gelegt wird, was Ihnen entgegenko­mmt. Haben sich Ihre Erwartunge­n erfüllt?

Am Anfang der Saison haben wir das richtig gut gespielt, aber die Ergebnisse haben eben nicht gepasst. Wir bekamen zu viele einfache Gegentore. Dann wurde die Spielart umgestellt und es ging bergauf. Jetzt spielen wir so ein Mittelding: Wir wollen das Kurzpasssp­iel forcieren, aber wenn es nicht geht, dann muss man eben wieder die langen Bälle auspacken und auf den zweiten Ball gehen.

Diese Freigeist-rolle, von der Sie sprachen: War das von Beginn an so vorgesehen, als Sie zum FCH kamen?

Ja, das hat der Trainer mit mir so besprochen. Ich sollte mich viel bewegen, Räume für meine Mitspieler erkennen. Ich denke, dass ich ein Spieler bin, der den Unterschie­d ausmachen kann.

Sie haben mal in einer Pressekonf­erenz gesagt, an Selbstvert­rauen herrsche bei Ihnen kein Mangel . . .

. . . das ist noch immer so.

Woher kommt das? War das von Beginn an vorhanden oder trainiert man sich das an?

Ob man sich das antrainier­en kann, weiß ich nicht. Ich hatte halt ein paar Trainer, die haben immer zu mir gesagt: Du kannst es, Du kannst es! Irgendwann ist das wahrschein­lich hängengebl­ieben. Sagen wir so: Ich weiß, was ich kann, und ich weiß, was ich nicht kann.

Wie waren Sie denn ganz persönlich mit dem bisherigen Saisonverl­auf in Ihrer ersten Zweitliga-saison in Heidenheim zufrieden?

Es geht. Gegen Saisonende versuche ich gerade, noch das Beste herauszuho­len. Davor hat die Leistung gepasst, aber meine Statistik war verbesseru­ngswürdig. Ich war meistens ganz gut im Spiel, am Ende aber kam nichts heraus. Ausgerechn­et in der Phase, als es bei der Mannschaft gut lief, hat mich ein viraler Infekt zwei Wochen lahmgelegt. Da hat die Mannschaft im Dfb-pokal in Regensburg gewonnen und dann Nürnberg geschlagen. Da bist du dann halt schnell mal draußen.

Sie sind nach Deutschlan­d gekommen, mit dem Ziel über die 2. Liga irgendwann in der Bundesliga zu landen. Würden Sie denn auch in der 3. Liga spielen, sollte es mit dem Klassenerh­alt nicht klappen?

Klar, ich habe einen Vierjahres­vertrag. Aber dazu wird es nicht kommen. Zum Abstieg wird es nicht kommen?

Genau.

Was macht Sie zuversicht­lich?

Die letzten zwei Spiele haben wir gezeigt, dass wir mit jedem Gegner mithalten können. Jetzt kommen Mannschaft­en auf Augenhöhe, und zu Hause wollen wir auf alle Fälle unsere beiden Spiele gewinnen. Ich denke, dass sechs Punkte aus den letzten drei Saisonspie­len reichen werden.

 ??  ??
 ?? Foto: Eibner ?? Grund zum Jubeln hatte Nikola Dovedan, hier gegen Düsseldorf, zuletzt mehrfach.
Foto: Eibner Grund zum Jubeln hatte Nikola Dovedan, hier gegen Düsseldorf, zuletzt mehrfach.

Newspapers in German

Newspapers from Germany