Totschlag-spur führt zu Firma in Heidenheim
Schläger prügeln im bayrischen Erding einen Ukrainer zu Tode und greifen weitere Männer an. Gut möglich, dass der Auftrag aus Heidenheim kam.
Schläger prügeln im bayrischen Erding einen Ukrainer zu Tode und greifen weitere Männer an. Gut möglich, dass der Auftrag aus Heidenheim kam.
Drei Arbeiter einer Heidenheimer Firma werden im November auf einem Parkplatz in Erding brutal zusammengeschlagen. Ein Zeuge beobachtet den Gewaltexzess und alarmiert die Polizei, die noch am selben Tag die fünf Männer des Schlägertrupps festnimmt. Eines der Opfer, ein 52-jähriger Mann aus der Ukraine, erliegt drei Wochen später in einer Münchener Klinik den schweren Verletzungen.
Fünf Schläger gegen drei Männer
Der Fall spielt in Bayern, doch eine entscheidende Spur führt die Ermittler nach Heidenheim. Die drei Opfer arbeiteten bei einer Heidenheimer Firma und waren für diese als Paketzusteller und Lageristen im Erdinger Land eingesetzt. Auch auf Baustellen sollen sie unterwegs gewesen sein.
Doch nicht nur die Opfer, auch die fünf Schläger haben in irgend einer Weise mit Heidenheim zu tun. Dies bestätigt Thomas Steinkraus-koch, Sprecher der Staatsanwaltschaft Landshut. Sie waren mit einem Lieferwagen mit Heidenheimer Kennzeichen unterwegs, der auf die Firma zugelassen war.
Unklar ist demnach auch, ob die Angreifer ihren Auftrag von der Heidenheimer Firma bekamen, um den drei Männern einen Abreibung zu verpassen. Dafür sprechen jedoch die Umstände.
Denn die Heidenheimer Firma scheint Dreh- und Angelpunkt zu sein. Speziell um die Firma und deren Machenschaften kümmert sich die hiesige Polizei sowie die Ellwanger Staatsanwaltschaft, während die Landshuter Ermittler den Komplex der Schlägerei mit Todesfolge übernimmt. Den Namen der Firma nennt die Staatsanwaltschaft nicht, mit Hinblick auf die laufenden Ermittlungen sowie die Unschuldsvermutung. Doch dass es sich um keinen großen Betrieb handelt, lässt Pressestaatsanwalt Armin Burger ebenso durchblicken wie die Tatsache, dass die Männer nicht gerade gut bezahlt wurden.
In Heidenheim wird wegen Urkundenfälschung und illegaler Beschäftigung ermittelt. Die drei Opfer, so viel steht mittlerweile fest, hatten einen falschen Pass, der sie als Rumänen ausweist. Tatsächlich jedoch kamen zwei der Männer aus Tadschikistan, der Getötete aus der Ukraine. In Deutschland hatten sie Asyl beantragt, wurden jedoch abgelehnt. Mit der falschen Identität eines Eu-bürgers konnten sie hier bleiben und auch arbeiten.
Genau das soll die Masche der Heidenheimer Firma gewesen sein, heißt es aus Kreisen der Ermittler. Die drei Männer wurden nach ihrer Ablehnung in Bielefeld abgefangen mit der Aussicht, ihnen zu helfen, in Deutschland zu bleiben. Sie wurden in der Gegend von Erding untergebracht. In welchem Umfang die Firma auf diese Weise weitere Menschen beschäftigte, dieser Frage gehen die Ermittler derzeit nach.
Die drei Opfer hatten von der Heidenheimer Firma für die Kurierfahrten einen Opel Zafira zur Verfügung gestellt bekommen. Als dann im November ihr Lohn ausblieb, sollen sie den Opel als Pfand behalten und so Druck gemacht haben in Sachen Lohnzahlung. Doch statt Geld zu bekommen, machten sie Bekanntschaft mit den fünf Schlägern.
Wie die Verbindungen der Schläger nach Heidenheim genau aussehen, ist noch nicht ganz klar. Fest steht, dass die fünf Männer aus Lettland und Litauen stammen, aus Nürnberg über Heidenheim nach Erding zum Treffpunkt vor ein Kino kamen. Dort beobachten Zeugen, wie drei der Männer zum anderen Auto gingen, die Türen aufrissen und auf die Insassen einprügelten. Der 51-jährige Ukrainer versuchte zu fliehen, wurde jedoch zu Boden geschlagen und mit den Füßen traktiert.
Die fünf Männer sitzen laut Auskunft der Staatsanwaltschaft weiterhin in Untersuchungshaft. Derzeit wird geprüft, den Haftbefehl von gefährlicher Körperverletzung auf ein Tötungsdelikt umzuändern. Das Gerichtsverfahren wegen der Schlägerei wird in Landshut geführt werden.
Davon unabhängig geht es in Heidenheim um den anderen Tatkomplex der illegalen Beschäftigung. Wann und ob Anklage erhoben wird, ist derzeit noch nicht klar. Laut Staatsanwalt Burger dauern die Ermittlungen noch an.