Der beste Vorverkauf aller Zeiten
Die Kartennachfrage ist noch einmal heftiger als ohnehin in den Jahren zuvor. Und für die zehn „Nabucco“-vorstellungen gibt’s schon jetzt nicht mal mehr tausend Billets. Von Manfred F. Kubiak
Zwei Monate sind schneller vorbei, als man denkt. Und ehe man sich versieht, steht man am Ende womöglich ohne Eintrittskarten da, wenn in gut zwei Monaten Giuseppe Verdis „Nabucco“Premiere bei den Opernfestspielen hat. Denn so, wie’s im Moment aussieht, wird es dann keine mehr geben. Stand heute, gibt’s nicht mal mehr tausend Billets für die zehn Vorstellungenabdem29.juni.88prozent der Karten sind nicht mehr zu haben. Damit verkauft sich „Nabucco“bisher besser als alle anderen Neuproduktionen in der Geschichte der Festspiele.
Zuletzt hatte das im vergangenen Sommer Richard Wagners „Der fliegende Holländer“getan. Für den waren zum vergleichbaren Zeitpunkt 82 Prozent aller Karten verkauft gewesen. Weiß man allerdings, dass der „Holländer“nur achtmal gegeben wurde, „Nabucco“aber gleich zehnmal auf dem Spielplan steht, erscheint der Run auf die Verdi-oper gleich noch einmal größer und es wurden in absoluten Zahlen bislang sogar 2000 Karten mehr für die Hauptproduktion verkauft als im vergangenen Jahr. Im Vergleich zu „La Bohe`me“in der Spielzeit 2016 sind es sogar über 2600 mehr.
Bedenkt man nun, dass sowohl die „Bohe`me“als auch der „Holländer“ zur beziehungsweise vor der Premiere komplett ausverkauft waren, kann man sich ausrechnen, dass das bei „Nabucco“wohl erst recht der Fall sein wird. Insofern sollte sich also sputen, wer dabei sein möchte, bis jetzt aber noch keine Karten hat. Die meisten der nicht ganz eintausend noch erhältlichen Billets gibt es übrigens, nicht ganz überraschend, für die beiden Vorstellungen unter der Woche am Mittwoch, 18., und Donnerstag, 26. Juni.
Jedes Jahr besser gestaltet sich auch der Vorverkauf für die 2016 eingeführte Produktion mir frühen Verdi-opern. Diese Saison im Angebot ist am 19. und 20. Juli „I Lombardi“– und immerhin 53 Prozent der Karten sind bereits vergriffen. In den beiden Vorjahren waren hier Ende April erst 47 beziehungsweise 42 Prozent der Billets verkauft gewesen. Dafür hinkt die Junge Oper heuer etwas hinterher. Waren 2017 für „Tortuga“zum vergleichbaren Zeitpunkt 89 Prozent der Karten bereits verkauft gewesen, so steht das diesjährige Stück „Moses’ Entscheidung“, das am 13. Juni Premiere haben und insgesamt dreizehn Mal gezeigt werden wird, derzeit erst bei 72 Prozent.
Aber die Festspiele halten bekanntlich nicht nur Oper vor. Und auch bei einigen Konzerten läuft der Vorverkauf bereits wie geschmiert. Gar nur noch 70 Karten gibt es für das Eröffnungskonzert am Sonntag, 24. Juni. Die Jazzgala mit Max Mutzke marschiert ebenfalls schon stramm Richtung ausverkauft.
Alle anderen Veranstaltungen bewegen sich im Rahmen dessen, was man normal zu nennen pflegt. Wobei dies in Sachen Opernfestspiele am Ende des Tages, also am Tag der Vorstellung selbst, fast immer bedeutet, dass dann, wenn überhaupt, nur noch wenige einzelne Karten zu haben sind.
Aus dem Rahmen fällt heuer bislang einzig das Galakonzert. Ansonsten ein Selbstläufer und nahezu immer zuerst ausverkauft, gibt’s in diesem Jahr zur großen Überraschung der Festspieler auch Ende April noch genügend Billets. Und das liegt nicht nur daran, dass es das Galakonzert in dieser Spielzeit erstmals doppelt gibt.
Denn aufgrund des bislang überwältigendes Erfolges war beschlossen worden, das Konzert einfach zweimal in den Spielplan aufzunehmen. Mit dem bisherigen Ergebnis, dass fürs erste Konzert am Sonntag, 8. Juli, bislang 600 und für die Wiederholung am Montag, 9. Juli, 300 Karten verkauft worden sind. Der Optimismus, dass am Ende an beiden Tagen keiner der Plätze im Rittersaal frei bleiben wird, nährt sich allerdings von der Tatsache, dass auf dem Programm der Galakonzerte Beethovens Neunte steht, also jene Sinfonie, an deren Ende a` la Schiller der schöne Götterfunken Freude besungen wird. Und mit von der Partie sind nicht nur die „Cappella Aquileia“unter Opernfestspieldirektor Marcus Bosch und Gesangssolisten, sondern vor allen Dingen auch der Philharmonische Chor aus Brünn, einer, wie man auch in Heidenheim inzwischen weiß, der besten Chöre Europas.
Unterm Strich bleibt die Erkenntnis: Dem Vorverkauf kommt inzwischen in jedem Jahr eine nochmal wichtigere Bedeutung zu. Und die Tage, an denen man gemütlich an die Abendkasse spazierte, scheinen wirklich endgültig vorbei zu sein.
Zu später Nachmittagsstunde wurde ein mit viel Applaus bedachtes Harfenkonzert von Helena Corana Andreula in der Martinskirche geboten. Viel Beifall bekam auch ein Saxophon-quartett mit vier Musikschülern von Markus Andreula-schlick. Seit dem fünften Lebensjahr spielt Helena Andreula die Harfe, souverän stellte sie die Stücke vor, die sie auf ihrer Konzertharfe zum Klingen brachte.
Das Instrument hat eine eigenständige Klangcharakteristik, die zwischen Cembalo, Glockenspiel und Hammerklavier angesiedelt ist. Die Harfenklänge beim Konzert entsprachen dieser Beschreibung, wobei sich die aufgeführten Kompositionen vom Barock bis zur Gegenwart erstreckten und beglückende Hörerlebnisse schenkten. Andreula spielt die Harfe eher unaufgeregt, aber pointiert.
Höhepunkt des Konzerts war der gemeinsame Auftritt von Vater Markus Andreula-schlick (Saxophon) und seiner Tochter. Aus der „Cavalleria rusticana“von Pietro Mascagni wurde das „Intermezzo Sinfonico“eindrücklich zu Gehör gebracht. Gegen Ende folgte ein weiterer Auftritt dieses Duos mit Jules Massenets „Meditation“aus der Oper „Tha¨ıs“.
Die von John Thomas geschriebene Komposition „The minstrel’s adieu to his native land“klang auf der Harfe sehr zu Herzen gehend. Leicht und verspielt kam das Stück „Sonate pour la harpe“von Giovanni B. Viotti zur Geltung. Dass Musik viel mit Emotionen zu tun hat, wurde bei den kleinen Stücken von „der schwarzen Witwe“und der „Tarantula“deutlich.
Bevor unter Beifall eine Zugabe gewährt wurde, hatte Andreula mit Einfühlungsvermögen Reinold M. Glie`res „Impromptu“aufgeführt. Zu schnell war das Konzert mit diesem Talent und der Harfe, die schwerelos und bezaubernd gezupft worden war, vorbei.