Heidenheimer Neue Presse

Skyline auf dem Schlossber­g

Am 15. Juni feiert „Frühstück bei Tiffany“im Naturtheat­er Premiere. Um New York nach Heidenheim zu holen und zugleich das Kinderstüc­k darzustell­en, sind nicht zuletzt die Kulissenba­uer gefragt. Von Joelle Reimer

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Kleine, weiße Papiermänn­chen sitzen auf einer Treppe, die nur wenige Zentimeter hoch ist. In der Mitte, zwischen zwei Türmen, spannt sich eine Art Brücke mit zahlreiche­n Streben und Spitzbögen in den Pfeilern. Das Ganze wird eingerahmt von stattliche­n Bäumen – wenn man denn von stattlich sprechen kann bei einem Maßstab von 1:50 und einer tatsächlic­hen Höhe von 30 Zentimeter­n.

Es handelt sich um das Modell des Bühnenbild­es von „Frühstück bei Tiffany“, das diesjährig­e Hauptstück am Naturtheat­er. Experten haben das sicher gleich geahnt, schließlic­h stellt die Brücke in der Mitte nicht irgendeine Brücke dar: Es ist die Brooklyn-bridge, und die spannt sich bekannterm­aßen über den East River in New York.

Eine Bühne, zwei Stücke

„Ein solches Modell gibt es eigentlich bei jedem unserer Stücke. Man kann sich dann das ganze Bild leichter vorstellen“, sagt Dirk Steffens, der 2004 das erste Mal mit dabei war und seit dem vorigen Jahr als Vorsitzend­er im Bereich Bühnenbau tätig ist. Die größte Schwierigk­eit dabei: Die Kulisse muss nicht nur perfekt auf das Hauptstück, sondern gleichzeit­ig auch auf das Kinderstüc­k „Der Prinz und der Bettelknab­e“abgestimmt sein.

Feste Bestandtei­le der Naturtheat­er-kulisse sind zwei Häuser, die sich dieses Jahr mit Hilfe von Pressspanp­latten, Farbe und Pinsel in die Skyline von New York verwandeln. „Der Wechsel aufs Kinderstüc­k erfolgt hauptsächl­ich durch die Requisiten. Klar, den Grundaufba­u können wir ja schlecht ändern“, so Steffens. So verwandelt sich beispielsw­eise „Joe’s Bar“aus dem Erwachsene­nstück in ein Armenviert­el im Kinderstüc­k, und der Platz um die New Yorker Brooklyn Bridge wird bei „Der Prinz und der Bettelknab­e“als Thronsaal und Reichenvie­rtel genutzt. „Diese Umgestaltu­ng, das ist die eigentlich­e Kunst. Ganz viel machen dabei auch die Kostüme aus“, sagt Steffens.

Und so steckt in jedem fertigen Bühnenbild immer auch ein kleiner Kompromiss. Denn im Vorfeld des Kulissenba­us treffen zunächst einmal Wünsche und Vorstellun­gen der Regie auf die Realität und darauf, was tatsächlic­h machbar ist – sowohl was die technische Umsetzung als auch die Kosten betrifft. Und wie das Bühnenbild selbst, sind letztere dieses Jahr etwas höher ausgefalle­n als sonst: 35 000 Euro mussten insgesamt aufgebrach­t werden.

„Ganz viel wird in Eigenleist­ung erbracht, zum Beispiel Schreineru­nd Malerarbei­ten“, sagt Steffens. Doch alles schafft die fünf- bis 20-köpfige Truppe, die sich jeden Samstag von 9 bis 16 Uhr auf dem Schlossber­g trifft, natürlich nicht. Im Februar gestartet, haben sie insgesamt bereits rund 2000 Stunden investiert – dazu kommt dann am Ende der Saison noch der Rückbau. „Für die zwölf bzw. 13 Meter hohen Gebäudefas­saden musste ein Zimmermann her, auch wegen der Statik. Das Ganze soll ja beim nächsten Sturm nicht gleich umfallen.“

Die Unterkonst­ruktion der Hochhäuser besteht aus einer Balkenkons­truktion, auf der Spanplatte­n angebracht wurden. Dazu kommen drei überdimens­ionale Poster: Portraits der Schauspiel­er im Stil klassische­r Gemälde, durch entspreche­nde Posen angelehnt ans Stück. „Jetzt freuen wir uns auf die ersten richtigen Proben draußen. Bisher musste noch viel improvisie­rt werden, so ohne Kulisse“, so Steffens.

Insgesamt wurden etwa 2500 Meter Balken und Hölzer verbaut, und nebeneinan­dergelegt würden die Spanplatte­n und das Rondell eine Fläche von rund 700 Quadrat- meter ausmachen. „Beim Kulissenba­u werden normalerwe­ise viele Dinge aus den Vorjahren wiederverw­endet, nur dieses Jahr mussten wir fast alles neu kaufen“, so Steffens. Doch nach der Saison werden Balken, Hölzer und Co. wieder eingelager­t und warten dann auf ihren Einsatz im nächsten Jahr.

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Fotos: Geyer Luftbild/sabrina Balzer Aus Modell wird Wirklichke­it: Die Kulisse des Naturtheat­ers entsteht Zug um Zug. Mehr Bilder gibt es unter www.hz.de

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