Liebe Privilegien,
Journalisten können gut im Homeoffice arbeiten und dürfen ihre Neugier mit dem Job verbinden. Das sind schon mal echte Vorteile.
Doch tatsächlich mutmaßen viele Menschen noch ganze andere Privilegien: „Sie kennen doch die ganzen Großkopferten, da können Sie doch was machen“, heißt es dann, oder: „Schreib des mal en d’zeidong nei, na ändert sich endlich was!“.
Tatsächlich wird man immer wieder gebeten, tätig zu werden, und man kann sogar in den allermeisten Fällen helfen. Freilich ganz anders, als es sich andere Menschen vorstellen.
Beispiel Nummer 1: In einer Straße kommt eines Morgens die Müllabfuhr nicht, traurig und randvoll stehen die Tonnen an der Straße. „Schreib das mal, in dieses Ding da am Rand!“ruft die Nachbarin.
Der Journalist greift indes nicht zur Tastatur, sondern zum Telefon und ruft beim Kreisabfallwirtschaftsbetrieb an, der eigens viele Mitarbeiter hat, die ans Telefon gehen. „Sie haben Recht“, sagt die Mitarbeiterin: „Da kam irgendwas dazwischen. Lassen Sie die Tonnen stehen, wir schicken einen Wagen.“Sieben (7) Minuten später kommt ein Müllfahrzeug um die Ecke, das glücklicherweise gerade in der Gegend war. Die Nachbarn staunen: Der Mann hat Privilegien!
Beispiel Nummer 2: Bei der Umstellung auf Winterzeit vergisst man die Uhr am Schnaitheimer Rathaus. Sie zeigt eine Stunde zu spät und bimmelt auch so. Im Seniorenheim nebenan werden die Bewohner wuschig, weil es um 7 Uhr achtmal läutet. „Das muss mal in die Zeitung!“heißt es, doch tatsächlich bringt ein Anruf beim Geschäftsbereich Liegenschaften im Rathaus viel mehr, denn die schicken jemanden, der die Uhr umstellt.
Beide Telefonate hätte jedermann führen können, mit dem gleichen Erfolg. Man muss nur wissen, wo man anruft. Das Privileg ist also allein, zu verstehen, wie unsere Heimat funktioniert. Es ist ein Privileg, das diese Zeitung gerne weitergibt. Tag für Tag. Aber Ihr lest das ja eh wieder nicht.