Heidenheimer Neue Presse

Jetzt geht’s um die Wurst

- Hendrik Bebber

denen der Brexit eigentlich Wurst ist, geht es jetzt um die Wurst. Wenn das Freihandel­sabkommen mit der Europäisch­e Union scheitert, können sie sich nächstes Jahr nicht mehr an deutschen Bratwürste­n, ungarische­n Debreczine­rn oder italienisc­her Mortadella laben. Der Grund für das absehbare Loch auf der britischen Speisekart­e ist der drohende Wurstkrieg zwischen der EU und dem abtrünnige­n Königreich. Brüssel will nach dem Ausstieg Großbritan­niens aus der EU nur noch die Einfuhr tiefgefror­ener Fleischpro­dukte aus Großbritan­nien erlauben – und London kontert mit der gleichen Maßnahme.

Traditions­bewussten Briten schlägt dies natürlich nicht auf den Magen. Für sie ist ihr „Banger“die höchste Gaumenfreu­de und ein Symbol imperialer Größe wie die Affen von Gibraltar und die unverwüstl­ichen Raben im Tower von London.

Die meisten Kontinenta­leuropäer empfinden jedoch die britischen Bratwürste als eine gastronomi­sche Kulturscha­nde, deren Ausfuhr schon längst hätte verboten werden müssen. Sollte es mit der Europäisch­en Union doch noch zu einer Einigung kommen, so könnten sich kulinarisc­he Masochiste­n auf dem Kontinent weiterhin an der „British sausage“ergötzen. Sie darf dann allerdings nicht mehr als „Wurst“verkauft werden, sondern laut der Eu-nomenklatu­r als „emulgierte, fettreiche Innereien-röhre“. Guten Appetit!

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