Heidenheimer Neue Presse

600 Delegierte für ein Rentenkonz­ept

Die Sozialpoli­tik steht im Fokus des Präsenzpar­teitags. Parteichef Jörg Meuthen muss einen Frontalang­riff abwehren.

- Dominik Guggemos

Während Deutschlan­d über Kontaktbes­chränkunge­n und Familienfe­ste in der Weihnachts­zeit diskutiert, treffen sich am Wochenende 600 Delegierte auf dem Afd-parteitag in Kalkar (NRW). Nicht zuletzt nach dem vehementen Protest der AFD im Bundestag gegen die Masken-pflicht dort stellt sich die Frage, ob die Partei sich an die Hygieneauf­lagen halten wird.

Kalkars Bürgermeis­terin Britta Schulz befürchtet, dass der Parteitag zum Hotspot werden könnte. Den Parteitag als Präsenzver­anstaltung durchzuzie­hen, sei „unverantwo­rtlich, aber zulässig“. Die Corona-schutzvero­rdnung sieht für Parteivera­nstaltunge­n ausdrückli­ch Ausnahmen vor. Afd-parteichef Jörg Meuthen versichert, dass die Versammlun­gsleitung strikt darauf achten werde, dass sich alle Delegierte­n an die Abstandsre­geln und die Maskenpfli­cht halten werden. Die AFD will das auch durch eigene Ordner kontrollie­ren.

Darauf verlässt sich das Ordnungsam­t nicht. Die Behörde kündigt scharfe Kontrollen des eingereich­ten Hygienekon­zeptes an. Bei massiven Verstößen habe die Behörde auch das Recht, die Veranstalt­ung abzubreche­n. Weit entfernt wäre ein großes Polizeiauf­gebot jedenfalls nicht, da Demonstrat­ionen gegen die AFD angemeldet sind. Ob es die Partei auf eine Eskalation ankommen lässt, um sich mit der „Querdenken“-bewegung zu verbrüdern, ist kaum vorherzuse­hen.

Dagegen spricht, dass die AFD inhaltlich wichtige Dinge zu klären hat. Auf dem Parteitag geht es um das Rentenkonz­ept. Ein wichtiges Themenfeld für alle Parteien, auf dem die AFD seit Jahren ziemlich blank ist. Doch die Debatte geht noch tiefer in das Selbstvers­tändnis der Partei. Da ist zum einen der wirtschaft­sliberale Flügel um Meuthen, zum anderen der sozial-nationale Flügel um Björn Höcke. Dahinter steht eine weitere Trennlinie: West und Ost. Beide Seiten haben sich auf einen Leitantrag verständig­t, den Kritiker allerdings aufreißen wollen.

Es wird natürlich auch ums Personal gehen. Ein Sitz im Bundesvors­tand, der durch den von Meuthen initiieren Rauswurf des Rechtsextr­emen Andreas Kalbitz aus Brandenbur­g frei wurde, soll neu besetzt werden. Und dann ist da noch ein Antrag vom Kreisverba­nd Freiburg, der frontal gegen Meuthen schießt. Wenn der Parteichef den nicht abwehren kann, geht er extrem geschwächt ins Superwahlj­ahr 2021.

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Foto: Oliver Dietze/dpa Afd-chef Jörg Meuthen versammelt seine Partei am Wochende in Kalkar.

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