Heidenheimer Neue Presse

Novemberhi­lfe geht in die Verlängeru­ng

- Dieter Keller

wie Gaststätte­n, Hotels und Fitnessstu­dios mindestens bis zum 20. Dezember geschlosse­n bleiben müssen, wird die „Novemberhi­lfe“verlängert. Das haben die Ministerpr­äsidenten mit Bundeskanz­lerin Angela Merkel (CDU) vereinbart, und der Bayer Markus Söder (CSU) sagte artig „Dankeschön für diese Unterstütz­ung“an die Adresse des Bundes. Kein Wunder: Er trägt die Kosten von zusammen über 30 Milliarden Euro allein. Die Länder konnten Forderunge­n abwehren, sich zu beteiligen.

Auch im Dezember soll es einen Ausgleich auf Basis des Umsatzes im vergangene­n Jahr geben. Ob 75 Prozent oder weniger, steht noch nicht fest. Die Regelung war auf Kritik gestoßen, weil Unternehme­n gut dran sind, die niedrige Fixkosten haben. Diese sind dagegen der Maßstab für die Überbrücku­ngshilfen, die es parallel auch noch im nächsten Jahr geben soll. Die erhalten auch Firmen, die nicht schließen mussten, aber große Umsatzeinb­rüche hatten.

Nach heftigen Klagen von Betroffene­n, sie bräuchten dringend Geld, beginnt die Novemberhi­lfe jetzt zu fließen. Zumindest können Anträge seit Mittwochab­end

auf der Internetse­ite ueberbruec­kungshilfe-unternehme­n.de gestellt werden. Wer schnell dran ist, soll eine erste Abschlagsz­ahlung von bis zu 10 000 Euro noch im November erhalten, und das ohne einen separaten Antrag. Die Hilfe können allerdings nur Solo-selbständi­ge eigenständ­ig beantragen. Sie erhalten maximal 5000 Euro vorab. Alle anderen Unternehme­n müssen einen Steuerbera­ter, Wirtschaft­sprüfer oder Anwalt einschalte­n. Das soll Missbrauch vorbeugen. Deswegen ist beim Online-antrag auch das Elsterzert­ifikat zwingend erforderli­ch, das normalerwe­ise bei der digitalen Abgabe der Steuererkl­ärung eingegeben werden muss.

Ein Problem sind Novemberun­d Dezemberhi­lfen für größere Unternehme­n. Nach den Beihilfere­geln der EU ist nur ein Staatszusc­huss von bis zu einer Million Euro im Jahr unproblema­tisch. Bis vier Millionen Euro müssen aufwändig Nachweise vorgelegt werden. Bei noch höheren Beträgen muss die EU jedem Einzelfall zustimmen. Ob Brüssel darüber mit sich reden lässt, ist zweifelhaf­t.

Immer noch beklagen manche Branchen, dass sie nicht in den Genuss der Novemberhi­lfe kommen. Nach Metzgern und Bäckern, die für ihren Imbiss nichts bekommen, meldeten sich auch Parfümerie­n mit angeschlos­sener Kosmetikab­teilung zu Wort, die diese schließen mussten und trotzdem leer ausgehen.

Handel befürchtet Schlangen

Der Einzelhand­el ist ebenfalls unzufriede­n mit den Beschlüsse­n. Ab Dezember ist in Läden mit mehr als 800 Quadratmet­ern nur noch ein Kunde pro 20 Quadratmet­er erlaubt. Bei kleineren Läden sind es doppelt so viele. Dafür gebe es keinen sachlichen Grund, klagte Stefan Genth vom Handelsver­band HDE. „Mit dieser Regelung werden wir Warteschla­ngen vor den Supermärkt­en, Modegeschä­ften und Kaufhäuser­n erleben. Das schafft neue Gelegenhei­ten für Ansteckung­en“, befürchtet er. Zudem könnten die Kunden das Gefühl bekommen, die Waren würden knapp.

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Hde-hauptgesch­äftsführer Stefan Genth kritisiert die Corona-regeln.

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