Schlosshotel hat einen neuen Besitzer
Die Heidenheimer Stadtwerke übernehmen zum 1. Januar 2021 sämtliche Anteile der bisherigen Eigner und gleichzeitig den Betrieb des Hotels.
Rathaus und Gemeinderat wollen dem Schlossberg bei der weiteren Stadtentwicklung mehr Gewicht verleihen. Das wurde bei den bisherigen Diskussionen über den aktuellen Haushaltsplanentwurf deutlich. Gar nicht ins Bild passte da die Mitteilung, dass das Amtsgericht Köln wie berichtet am 29. Oktober das Insolvenzeröffnungsverfahren über das Vermögen der Brendal Heidenheim Hotelbetriebs Gmbh angeordnet hat. Eine Lösung war allerdings schnell gefunden: Die Stadtwerke AG übernimmt zum 1. Januar 2021 den Betrieb des Schlosshotels.
Dieser Schritt ist Teil einer größeren Neuordnung. Bislang gehörte das Schlosshotel der Entwicklungsgesellschaft Schlossberg (EGS). An ihr hält die Stadt mit 37 Prozent die meisten Anteile. Weitere Gesellschafter sind mehrere örtliche Unternehmen.
Als angesichts der bestehenden Probleme Oberbürgermeister Bernhard Ilg mit der Frage an Stadtwerke-vorstand Dieter Brünner herantrat, ob dieser sich vorstellen könne, die Anteile der Stadt zu übernehmen, „hat er das nach vorheriger Prüfung grundsätzlich bejaht“, so Ilg, „allerdings ist es sinnvoll, 100-prozentiger Eigentümer zu sein, um zielgerichtet agieren zu können“.
Voraussetzung dafür war der Erwerb sämtlicher Geschäftsanteile an der EGS durch die bereits bestehende Hellenstein Gastronomie und Wellness Gmbh, und diesem stimmten alle Gesellschafter zu.
Investitionssumme: elf Millionen
Und wie hoch ist der Preis für dieses Geschäft? „Für das Engagement zur langfristigen Sicherung des Fortbestehens des Hotelund Restaurantbetriebs auf dem Schlossberg wird die Stadtwerke AG als starker und mit der Region verwurzelter Partner insgesamt ca. 11 Millionen Euro inklusive Darlehensablösungen investieren“, heißt es in einer am Donnerstag veröffentlichten Pressemitteilung.
Von kommendem Jahr an liegt der Hotelbetrieb auf dem Schlossberg nun also in der Verantwortung der Schlosshotel Hellenstein Gmbh, einer neuen 100-Prozenttochter der Stadtwerke-unternehmensgruppe.
Gesichert ist damit nicht nur der Fortbestand des Hauses, das künftig den Namen Schlosshotel Hellenstein trägt, sondern auch der Erhalt der Arbeitsplätze von mehr als 60 Beschäftigten, die Übernahme der für den Betrieb notwendigen Ausstattung sowie die Einhaltung bereits erfolgter Reservierungen für Hotel und Restaurant.
Ilg zufolge „war uns das Signal wichtig, dass das Personal komplett übernommen wird, weil es gebraucht wird, und dass wir dem gastronomischen Betrieb geben, was er benötigt, um eine gute Leistung abliefern zu können“.
Die Gastronomie wird unter der Bezeichnung Schlossrestaurant
fortgeführt. Derzeit werden verschiedene Speisen zur Abholung angeboten. Auch der Hotelbetrieb läuft momentan unter Einhaltung der geltenden Coronaauflagen regulär weiter.
Waren zuletzt Zimmerreservierungen bis zum 31. März nächsten Jahres möglich, „bemühen wir uns jetzt, parallel zum Insolvenzverfahren die nötigen Schritte zu tun, damit ein reibungsloser Übergang möglich ist und es mit dem Hotel ohne Unterbrechung
weitergeht“, sagt Ilg. Nach Einschätzung der Stadtwerke ist für die EGS als Vermietungsgesellschaft „in absehbarer Zeit mit keinen Gewinnen oder Ausschüttungen zu rechnen“.
Aufgrund der Corona-pandemie lägen die Umsatzerlöse im laufenden Jahr weit unter Plan. Zudem seien gerade für Hotellerie und Gastronomie langfristige wirtschaftliche Folgen zu erwarten. Gleichwohl wolle das Unternehmen vor Ort sein Engagement im Geschäftsfeld Immobilienwirtschaft erweitern.
Ilg setzt unterdessen auf Synergieeffekte, die sich aus den bisherigen Tätigkeiten der Stadtwerke und den dabei gesammelten Erfahrungen ergeben könnten. Er spielt damit zum einen auf den Restaurantbetrieb in der Aquarena an, zum anderen auf das im Auftrag der Stadtwerke gebaute Brenzpark-center an der Kanalstraße. Der Energieversorger bewirtschaftet dort sechs Boardingapartments selber, während das benachbarte Hotel von der Ecome Hotel Gmbh unter Geschäftsführer Frank Widmann betrieben wird.
Befürchtungen, die Stadtwerke könnten ihre Kunden künftig stärker zur Kasse bitten, um dadurch Defizite aus dem Hotelbetrieb auszugleichen, tritt Ilg entgegen: „Die Stadtwerke sind ein insgesamt profitables Unternehmen mit verschiedenen Sparten, und wegen der Investition auf dem Schlossberg wird das Gas nicht teurer.“