Silber glänzt bis heute golden
Ein Blick zurück in die Heidenheimer Sportgeschichte: Als Hsbfechter Ralf Bißdorf Zweiter bei den Olympischen Spielen wurde.
Im Moment hat Corona das Sportgeschehen ziemlich fest im Griff. Außer Profifußball – also dem 1. FC Heidenheim – muss das Wettkampfgeschehen wegen der behördlichen Vorgaben pausieren und vor dem Frühjahr 2021 wird wohl auch nichts oder nicht viel laufen.
So bietet gerade diese Zeit einen schönen Anlass, in loser Folge einen Blick zurück in die Historie des Heidenheimer Sports zu werfen. Seien es herausragende Erfolge von Athleten aus dem Landkreis oder besondere Ereignisse, von denen man sich hier auf der Ostalb bis heute erzählt. Im ersten Beitrag wollen wir vom bisher einzigen olympischen Edelmetall für einen aktiven Heidenheimer Sportler berichten.
Es war vor 20 Jahren, am 20. September 2000, und nur ganz wenige Heidenheimer hatten die Chance, dieses besondere Ereignis live zu erleben. Denn es fand am anderen Ende der Welt statt, bei den Olympischen Spielen in der australischen Metropole Sydney. Für den Hsb-florettfechter Ralf Bißdorf war natürlich schon die Qualifikation herausragend, aber mit der ihm eigenen Fähigkeit, gerade bei wichtigen Wettkämpfen besonders konzentriert zu sein, arbeitete sich der damals 29-Jährige in eindrucksvoller Manier durchs Turnier.
Sogar Rang eins war drin
Nach einem 15:7 gegen Grigolat aus der Ukraine, einem 15:10 gegen Mannschafts-europameister João Gomes aus Portugal und einem 15:13 gegen den Ungarn Mark Marsi ging es schon um eine Medaille und die sicherte sich Bißdorf durch ein souveränes 15:7 gegen den Weltranglisten-vierten Jean-noël Ferrari aus Frankreich. Fast wäre es sogar Gold geworden, denn im Finale lieferte sich der Hsbler vor 5000 Zuschauen mit dem starken Koreaner Youngho Kim ein hochklassiges und ausgeglichenes Gefecht. Nach drei Treffern Rückstand glich Bißdorf sogar nochmals zum 14:14 aus, aber den alles entscheidenden Treffer setzte Kim.
Die erste Enttäuschung wich schnell. „Eine Olympiamedaille ist das Größte, was es für einen Sportler gibt“, sagte Bißdorf nach dem Turnier und dankte vor allem seinem Trainer Thomas Zimmermann. Auch Heidenheims
Fechtlegende, der 2013 verstorbene Paul Gnaier, der selbst an drei Olympischen Spielen teilnahm, war beeindruckt. „Ralf hat mir schon vor zwei Jahren versprochen, dass er die erste olympische Medaille nach Heidenheim holen wird. Darüber, dass er dieses Versprechen eingelöst hat, bin ich jetzt trotzdem fast sprachlos“, sagte der Gründervater des Heidenheimer Fechtzentrums.
Dreimal Weltcupsieger
Bißdorfs Erfolg kam aber auch nicht von ungefähr. Dreimal holte das Heidenheimer Florett-ass den Gesamtweltcup, zweimal wurde er Einzel-europameister und mit der Mannschaft zweimal Europameister und einmal Weltmeister.
Das Fechten ist auch bis heute sein Lebensinhalt, nach Stationen als Trainer und Berater in Singapur arbeitet er seit 2016 an der
Marx Fencing Academy in Concord in den USA.
In Sydney waren noch zwei weitere Hsbler am Start, in der Disziplin Degen hatten sich Imke Duplitzer und Marc-konstantin Steifensand qualifiziert. Beide blieben jedoch ohne Medaille. Imke Duplitzer holte dies 2004 in Athen mit Mannschaftssilber nach, da war sie jedoch seit einem Monat keine Hsblerin mehr.
Ausschlaggebend für den Rauswurf aus dem Verein war ihr Auftritt bei einer Sponsorenveranstaltung, welche die damals 29-jährige Sportlerin nutzte, um auf die ihrer Ansicht nach zu geringe Förderung und Wertschätzung der Athletinnen und Athleten aufmerksam zu machen. Sie tat dies in einer sehr emotionalen Rede, bei der es auch zu beleidigenden Worten kam. Auch diese Geschehnisse vom Sommer 2004 sind irgendwie ein Stück Heidenheimer
Sportgeschichte. Und natürlich ist noch ein „verlorener Sohn“in guter Erinnerung: Degenfechter Arnd Schmitt holte sogar zwei olympische Goldmedaillen, 1998 in Seoul im Einzel und vier Jahre später in Barcelona mit der Mannschaft. Allerdings war er schon länger für andere Vereine am Start.