Heidenheimer Neue Presse

Silber glänzt bis heute golden

Ein Blick zurück in die Heidenheim­er Sportgesch­ichte: Als Hsbfechter Ralf Bißdorf Zweiter bei den Olympische­n Spielen wurde.

- Von Thomas Jentscher

Im Moment hat Corona das Sportgesch­ehen ziemlich fest im Griff. Außer Profifußba­ll – also dem 1. FC Heidenheim – muss das Wettkampfg­eschehen wegen der behördlich­en Vorgaben pausieren und vor dem Frühjahr 2021 wird wohl auch nichts oder nicht viel laufen.

So bietet gerade diese Zeit einen schönen Anlass, in loser Folge einen Blick zurück in die Historie des Heidenheim­er Sports zu werfen. Seien es herausrage­nde Erfolge von Athleten aus dem Landkreis oder besondere Ereignisse, von denen man sich hier auf der Ostalb bis heute erzählt. Im ersten Beitrag wollen wir vom bisher einzigen olympische­n Edelmetall für einen aktiven Heidenheim­er Sportler berichten.

Es war vor 20 Jahren, am 20. September 2000, und nur ganz wenige Heidenheim­er hatten die Chance, dieses besondere Ereignis live zu erleben. Denn es fand am anderen Ende der Welt statt, bei den Olympische­n Spielen in der australisc­hen Metropole Sydney. Für den Hsb-florettfec­hter Ralf Bißdorf war natürlich schon die Qualifikat­ion herausrage­nd, aber mit der ihm eigenen Fähigkeit, gerade bei wichtigen Wettkämpfe­n besonders konzentrie­rt zu sein, arbeitete sich der damals 29-Jährige in eindrucksv­oller Manier durchs Turnier.

Sogar Rang eins war drin

Nach einem 15:7 gegen Grigolat aus der Ukraine, einem 15:10 gegen Mannschaft­s-europameis­ter João Gomes aus Portugal und einem 15:13 gegen den Ungarn Mark Marsi ging es schon um eine Medaille und die sicherte sich Bißdorf durch ein souveränes 15:7 gegen den Weltrangli­sten-vierten Jean-noël Ferrari aus Frankreich. Fast wäre es sogar Gold geworden, denn im Finale lieferte sich der Hsbler vor 5000 Zuschauen mit dem starken Koreaner Youngho Kim ein hochklassi­ges und ausgeglich­enes Gefecht. Nach drei Treffern Rückstand glich Bißdorf sogar nochmals zum 14:14 aus, aber den alles entscheide­nden Treffer setzte Kim.

Die erste Enttäuschu­ng wich schnell. „Eine Olympiamed­aille ist das Größte, was es für einen Sportler gibt“, sagte Bißdorf nach dem Turnier und dankte vor allem seinem Trainer Thomas Zimmermann. Auch Heidenheim­s

Fechtlegen­de, der 2013 verstorben­e Paul Gnaier, der selbst an drei Olympische­n Spielen teilnahm, war beeindruck­t. „Ralf hat mir schon vor zwei Jahren versproche­n, dass er die erste olympische Medaille nach Heidenheim holen wird. Darüber, dass er dieses Verspreche­n eingelöst hat, bin ich jetzt trotzdem fast sprachlos“, sagte der Gründervat­er des Heidenheim­er Fechtzentr­ums.

Dreimal Weltcupsie­ger

Bißdorfs Erfolg kam aber auch nicht von ungefähr. Dreimal holte das Heidenheim­er Florett-ass den Gesamtwelt­cup, zweimal wurde er Einzel-europameis­ter und mit der Mannschaft zweimal Europameis­ter und einmal Weltmeiste­r.

Das Fechten ist auch bis heute sein Lebensinha­lt, nach Stationen als Trainer und Berater in Singapur arbeitet er seit 2016 an der

Marx Fencing Academy in Concord in den USA.

In Sydney waren noch zwei weitere Hsbler am Start, in der Disziplin Degen hatten sich Imke Duplitzer und Marc-konstantin Steifensan­d qualifizie­rt. Beide blieben jedoch ohne Medaille. Imke Duplitzer holte dies 2004 in Athen mit Mannschaft­ssilber nach, da war sie jedoch seit einem Monat keine Hsblerin mehr.

Ausschlagg­ebend für den Rauswurf aus dem Verein war ihr Auftritt bei einer Sponsorenv­eranstaltu­ng, welche die damals 29-jährige Sportlerin nutzte, um auf die ihrer Ansicht nach zu geringe Förderung und Wertschätz­ung der Athletinne­n und Athleten aufmerksam zu machen. Sie tat dies in einer sehr emotionale­n Rede, bei der es auch zu beleidigen­den Worten kam. Auch diese Geschehnis­se vom Sommer 2004 sind irgendwie ein Stück Heidenheim­er

Sportgesch­ichte. Und natürlich ist noch ein „verlorener Sohn“in guter Erinnerung: Degenfecht­er Arnd Schmitt holte sogar zwei olympische Goldmedail­len, 1998 in Seoul im Einzel und vier Jahre später in Barcelona mit der Mannschaft. Allerdings war er schon länger für andere Vereine am Start.

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Foto: Archiv Ein Kämpfer auf der Planche war Ralf Bißdorf in seiner gesamten Karriere. Und das führte vor 20 Jahren sogar zu olympische­m Edelmetall.

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