Gas wird deutlich teurer
Durch die Co2-abgabe steigen für viele Kunden die Kosten. Wie sie auf den Bescheid des Versorgers reagieren können, erklären Experten.
Heizen wird teurer: Viele erhöhen zum Jahreswechsel die Gaspreise. Grund ist der neue CO -Preis, den die Bundesregierung festgelegt hat. Damit sollen fossile Brennstoffe teurer und umweltfreundliche Alternativen attraktiver werden. Was nun auf Verbraucher zukommt und wie sie reagieren können, wird hier erklärt.
Ab Januar 2021 werden Unternehmen aus den Bereichen Wärme und Verkehr verpflichtet, Verschmutzungsrechte für die von ihnen in Umlauf gebrachte Energie zu kaufen. Pro Tonne werden zunächst 25 Euro Co2-abgabe fällig. Danach steigt der Preis schrittweise auf bis zu 55 Euro 2025 an.
„Wir stehen am Anfang einer Gaspreiswelle“, sagt Thorsten Storck, Energieexperte des Vergleichsportals Verivox. „Viele Versorger kommen in Zugzwang, die Mehrkosten an ihre Kunden weiterzureichen.“259 Grundversorger erhöhen ihre Preise um durchschnittlich 6,7 Prozent, hat das Portal ermittelt. Das bringt bei einem Verbrauch von 20 000 Kilowattstunden Mehrkosten von 96 Euro im Jahr. Die Verbraucherzentrale rechnet sogar mit 120 Euro Mehrkosten für ein Einfamilienhaus.
Udo Sieverding, Energieexperte der Verbraucherzentrale Nordrhein-westfalen, ärgert sich über die Preispolitik der Versorger. Denn: Die Beschaffungspreise für Gas seien in den letzten Jahren deutlich gesunken. „Die Vorteile der niedrigen Beschaffungspreise wurden von vielen Versorgern jahrelang nicht an die Kunden weitergegeben, die Nachteile der Preiserhöhung nun aber schon“, sagt Sieverding.
„Da der Co2-preis Jahr für Jahr weiter angehoben wird, werden Verbraucher sich langfristig auf immer weiter steigende Heizkosten einstellen müssen“, sagt Storck. Bis zum Jahr 2025 würden für einen Durchschnittshaushalt 238 Euro Mehrkosten fällig.
In Baden-württemberg erhöhen 42 Grundversorger ihre Preise um 6 Prozent (Mehrkosten von 83 Euro). Ein Versorger senkt um 5,3 Prozent. Damit muss etwa die Hälfte aller Haushalte in Baden-württemberg (2,7 Millionen) mit Gaspreiserhöhungen rechnen. In Brandenburg steigen die Preise bei 11 von 31 Grundversorgern um durchschnittlich 5,3 Prozent, das betrifft 850 000 Haushalte. In Berlin wird der Preis um 9,7 Prozent hochgehen. In Bayern erhöhen 42 von 112 Anbietern ihre Gaspreise um 7,1 Prozent.
Wenn sie ein Schreiben vom Versorger bekommen, sollten sie auf jeden Fall vergleichen. „Man sollte überprüfen, ob die Preiserhöhung
im Verhältnis zum Co2preis steht“, sagt Sieverding. Wenn man sich seinem Energieversorger oder Stadtwerk verbunden fühle, könne man dort auch einfach anrufen und nach einem Tarifwechsel innerhalb des Versorgers fragen. „Ansonsten bleibt nur der Anbieterwechsel.“
Die Verivox-datenbank zeigt laut Pressesprecher, dass Verbraucher im Grundversorgungstarif in Deutschland bei einem Verbrauch von 20 000 Kilowattstunden durchschnittlich 1427 Euro im Jahr bezahlen. Die gleiche Menge Gas gebe es beim günstigsten Tarif für 799 Euro (mit Bonus) oder 889 Euro (ohne Bonus). „Der Wettbewerb ist hart, die Einsparungen sind oft beträchtlich“, sagt auch Sieverding.
Der Verbraucherschützer bezeichnet die Online-vergleichsportale als Erleichterung für einen Marktüberblick. Er weist darauf hin, dass sich Verbraucher die Bedingungen genau anschauen müssen, vor allem die Preise nach dem ersten Jahr. „Einmal wechseln heißt nicht unbedingt, dauerhaft zu sparen“, sagt Sieverding. Man müsse sich auf weitere Wechsel einstellen, weil der Tarif ohne Bonus oft ganz anders aussehe.