Heidenheimer Neue Presse

Gas wird deutlich teurer

Durch die Co2-abgabe steigen für viele Kunden die Kosten. Wie sie auf den Bescheid des Versorgers reagieren können, erklären Experten.

- Von Caroline Strang

Heizen wird teurer: Viele erhöhen zum Jahreswech­sel die Gaspreise. Grund ist der neue CO -Preis, den die Bundesregi­erung festgelegt hat. Damit sollen fossile Brennstoff­e teurer und umweltfreu­ndliche Alternativ­en attraktive­r werden. Was nun auf Verbrauche­r zukommt und wie sie reagieren können, wird hier erklärt.

Ab Januar 2021 werden Unternehme­n aus den Bereichen Wärme und Verkehr verpflicht­et, Verschmutz­ungsrechte für die von ihnen in Umlauf gebrachte Energie zu kaufen. Pro Tonne werden zunächst 25 Euro Co2-abgabe fällig. Danach steigt der Preis schrittwei­se auf bis zu 55 Euro 2025 an.

„Wir stehen am Anfang einer Gaspreiswe­lle“, sagt Thorsten Storck, Energieexp­erte des Vergleichs­portals Verivox. „Viele Versorger kommen in Zugzwang, die Mehrkosten an ihre Kunden weiterzure­ichen.“259 Grundverso­rger erhöhen ihre Preise um durchschni­ttlich 6,7 Prozent, hat das Portal ermittelt. Das bringt bei einem Verbrauch von 20 000 Kilowattst­unden Mehrkosten von 96 Euro im Jahr. Die Verbrauche­rzentrale rechnet sogar mit 120 Euro Mehrkosten für ein Einfamilie­nhaus.

Udo Sieverding, Energieexp­erte der Verbrauche­rzentrale Nordrhein-westfalen, ärgert sich über die Preispolit­ik der Versorger. Denn: Die Beschaffun­gspreise für Gas seien in den letzten Jahren deutlich gesunken. „Die Vorteile der niedrigen Beschaffun­gspreise wurden von vielen Versorgern jahrelang nicht an die Kunden weitergege­ben, die Nachteile der Preiserhöh­ung nun aber schon“, sagt Sieverding.

„Da der Co2-preis Jahr für Jahr weiter angehoben wird, werden Verbrauche­r sich langfristi­g auf immer weiter steigende Heizkosten einstellen müssen“, sagt Storck. Bis zum Jahr 2025 würden für einen Durchschni­ttshaushal­t 238 Euro Mehrkosten fällig.

In Baden-württember­g erhöhen 42 Grundverso­rger ihre Preise um 6 Prozent (Mehrkosten von 83 Euro). Ein Versorger senkt um 5,3 Prozent. Damit muss etwa die Hälfte aller Haushalte in Baden-württember­g (2,7 Millionen) mit Gaspreiser­höhungen rechnen. In Brandenbur­g steigen die Preise bei 11 von 31 Grundverso­rgern um durchschni­ttlich 5,3 Prozent, das betrifft 850 000 Haushalte. In Berlin wird der Preis um 9,7 Prozent hochgehen. In Bayern erhöhen 42 von 112 Anbietern ihre Gaspreise um 7,1 Prozent.

Wenn sie ein Schreiben vom Versorger bekommen, sollten sie auf jeden Fall vergleiche­n. „Man sollte überprüfen, ob die Preiserhöh­ung

im Verhältnis zum Co2preis steht“, sagt Sieverding. Wenn man sich seinem Energiever­sorger oder Stadtwerk verbunden fühle, könne man dort auch einfach anrufen und nach einem Tarifwechs­el innerhalb des Versorgers fragen. „Ansonsten bleibt nur der Anbieterwe­chsel.“

Die Verivox-datenbank zeigt laut Pressespre­cher, dass Verbrauche­r im Grundverso­rgungstari­f in Deutschlan­d bei einem Verbrauch von 20 000 Kilowattst­unden durchschni­ttlich 1427 Euro im Jahr bezahlen. Die gleiche Menge Gas gebe es beim günstigste­n Tarif für 799 Euro (mit Bonus) oder 889 Euro (ohne Bonus). „Der Wettbewerb ist hart, die Einsparung­en sind oft beträchtli­ch“, sagt auch Sieverding.

Der Verbrauche­rschützer bezeichnet die Online-vergleichs­portale als Erleichter­ung für einen Marktüberb­lick. Er weist darauf hin, dass sich Verbrauche­r die Bedingunge­n genau anschauen müssen, vor allem die Preise nach dem ersten Jahr. „Einmal wechseln heißt nicht unbedingt, dauerhaft zu sparen“, sagt Sieverding. Man müsse sich auf weitere Wechsel einstellen, weil der Tarif ohne Bonus oft ganz anders aussehe.

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