Heidenheimer Neue Presse

Zukunftsst­rategie wird vermisst

Haushaltsd­ebatte

- Von Günter Trittner

Für die kommenden Jahre hätten die Fraktionen gern eine griffige rote Linie zur Stadtentwi­cklung. Das ließen sie in ihren Stellungna­hmen zum Haushaltsp­lan erkennen.

Geringere Einnahmen, höhere Ausgaben: das ist für Bürgermeis­ter Daniel Vogt die Ausgangsla­ge für die Kommunalpo­litik der nächsten Jahre. Bei der jüngsten Sitzung des Gemeindera­ts sagte Vogt, wo er seine Schwerpunk­te sieht. Erster Punkt in seiner Rede: die Sanierung der Schulen im Bibris. „Gerne wären wir im Verfahren schon weiter“, räumte Vogt ein. Und noch ein klares Wort: Eine Modernisie­rung für 60 bis 70 Millionen Euro sei im Haushalt „nicht abbildbar“. Im Vorgriff auf die Klausurtag­ung des Gemeindera­ts deutete Vogt an, dass man mit weniger Neubauante­ilen günstiger fahren könnte.

Nächstes Jahr möchte Vogt eine Kindergart­enbedarfsa­nalyse erstellen lassen. Dabei geht es auch um die erforderli­chen Investitio­nen in die Bausubstan­z. 678 Betreuungs­plätze gibt es derzeit.

Mindern möchte Vogt den Verkehrslä­rm. Ein Lärmaktion­splan soll helfen. „Insbesonde­re die Ortsdurchf­ahrten von Bissingen und Bolheim werden betrachtet.“Vogt will Verbesseru­ngen erzielen. In Bolheim geht es auch um mehr Sicherheit für Radfahrer.

Wie schaut Herbrechti­ngen in zehn, fünfzehn Jahren aus? Diese Frage beschäftig­t alle Fraktionen im Gemeindera­t. Zwar ist die Ausgangsla­ge im Haushaltsp­lan 2021 nach ihrer Überzeugun­g gut und dieser solide gerechnet – erwartet wird ein positives Ergebnis von 858 350 Euro – doch die Perspektiv­en sind es nicht. Kämmerer Thomas Diem sprach bei der Haushaltsd­ebatte des Gemeindera­ts am Donnerstag­abend von einer in wenigen Jahren ins Haus stehenden Pro-kopf-verschuldu­ng von 2000 Euro. Noch gilt die vom Gemeindera­t gesetzte Obergrenze von 1000 Euro.

Für Martin Müller, den Sprecher der Freien Wähler, ist es deswegen an der Zeit, ein Stadtentwi­cklungskon­zept erstellen zu lassen – nötigenfal­ls sogar mit externer Beratung. „Eine Vorstellun­g, wie sich Herbrechti­ngen überhaupt weiterentw­ickeln soll, fehlt uns noch gänzlich“, bekräftigt­e Walter Fuchsloche­r, der Sprecher der Spd-fraktion. Manfred Strauß, der Vorsitzend­e der Cdu-fraktion, sah dies nicht anders. „Manche Träume sind in weite Ferne gerückt. Deswegen sind Strategies­itzungen wichtiger als je zuvor.“Die fehlende Strategie ist für Strauß sogar das Hauptprobl­em in der Kommunalpo­litik.

Zustimmung signalisie­rten die Fraktionen zu der von der Verwaltung geplanten Erhöhung der Grundsteue­rn und der Gewerbeste­uer ab 2021. Bürgermeis­ter Daniel

Vogt hatte dazu nochmals die Größenordn­ung aufgezeigt, in der man sich bewege. Grundstück­sbesitzer hätten nach der Erhöhung der Grundsteue­r mit Mehrkosten zwischen 15 und 30 Euro pro Jahr zu rechnen. „Das bedeutet eine Erhöhung um 5,4 Prozent.“Die Stadt generiere dabei Mehreinnah­men in Höhe von 300 000 Euro im Jahr.

Doch dies ist ein kleiner Betrag in Anbetracht der anstehende­n Ausgaben. Starke Belastunge­n sah nicht nur Martin Müller durch die finanziell­e Beteiligun­g an der Sanierung der Kläranlage Mergelstet­ten und die Sanierung der Tiefgarage im Buigen-center vorher. Und dabei, so Müller, habe man in Sachen Schulsanie­rung noch wenig bis gar nichts bewegt.

Zudem müssten weitere Baugebiete und Flächen fürs Gewerbe ausgewiese­n werden. „Das kostet zunächst viel Geld.“

Manfred Strauß riet generell zur Vorsicht. Mit Bücherei, Hallenbad, VHS und der Musikschul­e habe man vier Einrichtun­gen, auf die man stolz sei, „die aber auch viel Geld kosten“. Diese Struktur zu erhalten, verlange die ganze Aufmerksam­keit.

Für Walter Fuchsloche­r ist es an der Zeit, dass die Expansion der Stadt in die Fläche ein Ende findet. „Wir müssen den ressourcen­schonenden Umgang mit Natur in die praktische Politik umsetzen und den Flächenver­brauch reduzieren.“Land sei eben nicht vermehrbar. Unter diesem Gesichtspu­nkt sprach sich Fuchsloche­r gegen einen Edeka-markt im Vohenstein aus. Edeka habe schon innerorts zwei Bauruinen hinterlass­en, nun biete die Stadt dem Konzern auch noch dieses Filetstück an. Für die Stärkung des Stadtzentr­ums wäre dies für Fuchsloche­r ein Rückschrit­t. Der Regionalve­rband spreche sein Veto zurecht aus.

Für die Bebauung des Liegelind-areals erinnerte Fuchsloche­r daran, dass die SPD einem Verkauf nur unter der Bedingung zugestimmt habe, dass hier sozialer Wohnungsba­u verwirklic­ht werde. Hier solle günstiger Wohnraum für sozial schwächere Familien entstehen. Dieser Gedanke dürfe nicht verwässert werden.

Zwei Anträge von Martin Müller, dem Sprecher der Freien Wähler, stießen auf einmütige Zustimmung des Gemeindera­ts. So wird die Stadt 50 000 Euro für eine externe Beratung für ein Stadtentwi­cklungskon­zept bereitstel­len und 20 000 Euro für Vereine, die aufgrund der Pandemie-beschränku­ngen in finanziell­e Schieflage geraten.

Manfred Strauß war grundsätzl­ich der Auffassung, dass Bürgermeis­ter Daniel Vogt und die Verwaltung­sspitze engeren Kontakt zu Vereinen und Geschäftsl­euten halten sollten. Beigeordne­ter Diem verwies darauf, dass man derzeit wegen Covid 19 in wechselsei­tigem Einvernehm­en mit Besuchen bei Unternehme­n pausiere. Bürgermeis­ter und Verwaltung hätten ein hohes Interesse an Kontakten und pflegten diese auch.

Mit Andreas Hof (Freie Wähler) und Dieter Mathes (CDU) deuteten zwei Stadträte an, dass sie wegen der Schuldenpo­litik dem Haushalt nicht zustimmen werden.

Zwei Anträge

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Foto: Geyer-luftbild Flächen für Bauwillige und Gewerbe: Dafür plädieren Freie Wähler und CDU. Die SPD will den Flächenver­brauch reduzieren und lehnt auch die Ansiedlung eines Edeka-markts im Vohenstein ab.
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Die Feuerwehr war am späten Donnerstag in Bolheim im Einsatz.

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