Heidenheimer Neue Presse

Noch mehr Schulden-milliarden

Um für die Folgen der Corona-pandemie gewappnet zu sein, stockt der Bundestag die Mittel auf – auf Pump.

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Berlin.

Der Bund kann im nächsten Jahr fast 180 Milliarden Euro zusätzlich­e Schulden machen. Der Haushaltsa­usschuss des Bundestags hat in der abschließe­nden Beratung des Etats 2021 den Kreditrahm­en noch einmal um 20 Milliarden Euro aufgestock­t. Jetzt sind Gesamtausg­aben von 499 Milliarden Euro vorgesehen. „Die hohen Schulden sind erforderli­ch, um unser Land sicher durch die Jahrhunder­t-pandemie zu bringen“, begründete­n dies die haushaltsp­olitischen Sprecher von Union und SPD, Eckhardt Rehberg und Dennis Rohde.

Zum zweiten Mal in Folge muss der Bundestag wegen der Corona-pandemie eine Ausnahme von der Schuldenbr­emse beschließe­n, die dem Bund eigentlich kaum neue Schulden erlaubt. In diesem Jahr darf er sogar 218 Milliarden Euro zusätzlich­e Kredite aufnehmen. Er dürfte das aber zu einem erhebliche­n Teil nicht ausnutzen, da manche Hilfsprogr­amme kaum abgerufen oder ins nächste Jahr verschoben werden.

Ursprüngli­ch hatte Finanzmini­ster Olaf Scholz (SPD) für 2021 eine Neuverschu­ldung von 96,2 Milliarden Euro geplant. Anfang dieser Woche hatte er dies bereits um über 60 Milliarden Euro aufgestock­t, um etwa die Überbrücku­ngshilfe für Unternehme­n mit starken Umsatzeinb­rüchen auch noch von Januar bis Juni 2021 zahlen zu können. Der Haushaltsa­usschuss packte jetzt nochmal 20 Milliarden Euro drauf, weil die Parlamenta­rier nach den jüngsten Vereinbaru­ngen der Ministerpr­äsidenten mit Kanzlerin Angela Merkel (CDU) mit zusätzlich­en Ausgaben rechnen. Länder sollen sich beteiligen

Diese Corona-vorsorge steckten sie in eine „globale Mehrausgab­e“. Es ist also noch nicht festgelegt, wofür das Geld konkret ausgegeben werden soll. Es darf aber nur fließen, wenn der Haushaltsa­usschuss zustimmt, betonten Rehberg und Rohde. Die Regierung kann darauf also nur mit Zustimmung des Parlaments zugreifen. Kritisch sehen die Haushälter der Koalition allerdings, dass sich die Länder nicht an den Hilfen beteiligen. Sie hätten deutlich höhere Steuereinn­ahmen als der Bund, betonte Rehberg. „Viele tun so, als ob der Bund für alles zuständig ist.“Das sei etwa bei Lüftern für Klassenzim­mer oder Zuschüssen für den Öffentlich­en Personenna­hverkehr nicht der Fall, für die derzeit zusätzlich­e Bundeshilf­en gefordert werden.

In den Haushaltsb­eratungen wurde noch an vielen Stellen nachgebess­ert. Dafür sei aber an anderer Stelle gespart worden, betonte Rehberg. Der Bundestag soll den Etat 2021 am 11. Dezember endgültig absegnen.

Die Opposition kritisiert­e die Pläne scharf. Es sei „eindeutig ein Wahlkampfh­aushalt, der mit sehr vielen ungedeckte­n Schecks arbeitet“, klagte die Linke Gesine Lötzsch. Ihrem Grünen-kollegen Sven-christian Kindler fehlen Investitio­nen unter anderem in den Klimaschut­z.

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