Heidenheimer Neue Presse

Mut zur Spaltung

- André Bochow

Jörg Meuthen ist Afd-vorsitzend­er. Noch. Aber fast genau die Hälfte der Parteitags­teilnehmer in Kalkar verurteilt­e die Eröffnungs­rede des Parteichef­s. Seine Angst vor dem Verfassung­sschutz, sein Abrücken von Rechtsextr­emen und durchgedre­hten Verschwöru­ngs-spreadern passte und passt seinen Kritiker ganz und gar nicht. Nicht zuletzt, weil sie sich persönlich angegriffe­n fühlten.

Meuthen rückte keineswegs von den nationalen Grundsätze­n seiner Partei ab. Er verlangte lediglich Disziplin, Benehmen und die Einsicht, nicht in einer Diktatur zu leben. Zu viel verlangt, finden offenbar sehr viele in der AFD. Sie wollen weiter ungehemmt demokratis­che Institutio­nen lächerlich machen, rechtsextr­emes Gedankengu­t verbreiten und Angst vor einer sich verändernd­en Welt schüren. Meuthen, der mit Höcke und Co. zeitweise paktiert hatte, wird nun

Schritt für Schritt isoliert. Von den führenden Parteimitg­liedern gab es so gut wie keine Unterstütz­ung. Die halbe Partei gegen sich – wie lange hält man sich da noch als Vorsitzend­er?

Man könnte sagen: Das ist Meuthens Problem. Das Problem der AFD aber sitzt tiefer. Viele sind angetreten, die sogenannte­n Altparteie­n das Fürchten zu lehren. Sie stellen die deutsche Nation, oder was sie dafür halten, in den Mittelpunk­t. Ihr Idol ist aber Bismarck und nicht Hitler. Eine sehr große andere Gruppe der Partei hat zumindest nichts dagegen, zusammen mit Identitäre­n, Reichsbürg­ern, Nazis und Aluhüten den Staat zu attackiere­n. Und alle, die ihnen dabei im Weg stehen. Im Moment ist Jörg Meuthen im Weg. Wahrschein­lich nicht mehr lange. Ob aber die AFD noch einmal das Abserviere­n eines Vorsitzend­en schafft, ohne sich zu spalten, ist noch nicht entschiede­n.

 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany