Heidenheimer Neue Presse

Demozug ohne Zwischenfä­lle

Etwa 500 Gegner der Corona-verordnung­en zogen am Samstag durch die Aalener Innenstadt.

- Jürgen Steck © Edition Blau

Wie gehen wir mit dem Coronaviru­s um? Sind die Maßnahmen zielführen­d? Wegen diesen Fragestell­ungen haben nach eigenen Angaben „besorgte Bürger aus Aalen und Heidenheim“am Samstag zu einem Demonstrat­ionszug in der Aalener Innenstadt mit anschließe­nder Kundgebung auf dem Greutplatz aufgerufen. Gut 500 Menschen folgten diesem Aufruf. Fast parallel dazu gab es eine Gegenkundg­ebung, wo sich rund 200 Teilnehmer kritisch mit der Bewegung der sogenannte­n „Querdenker“auseinande­r setzten. Maskenpfli­cht hatte die Stadt nicht verordnet, aber Abstände waren einzuhalte­n. Flaggen und

Fahnen gibt es viele: mit Zitaten von Goethe, Voltaire, Schopenhau­er oder Perikles, eine Regenbogen­fahne, mehrere Deutschlan­dund Landesfahn­en – und keine von den Reichsbürg­ern. Landwirte fuhren mit ihren Schleppern dem Zug voraus. Man sei solidarisc­h mit Corona-maßnahmeng­egnern, sagte einer davon. Die Teilnehmer kamen aus vielen Teilen der Bevölkerun­g, Familien mit Kindern waren dabei, Senioren, Jugendlich­e, auch einige Auswärtige. „Frieden, Freiheit“, riefen die Demoteilne­hmer und: „Wir sind hier, wir sind laut, weil man uns die Freiheit klaut.“Auf der Strecke kam es zu einigen komme nicht ran, nicht mal auf Zehenspitz­en. Der Mäuse wegen steht auf dem Boden nichts, worauf man steigen könnte. Ich schaue erneut hinauf. Es bleibt mir nichts anderes übrig, als hochzuklet­tern.

Ich umfasse eine Strebe mit beiden Händen, setze einen Fuß auf das unterste Bord und ziehe mich hoch, worauf das nur mit Haken an der Decke befestigte Regal zu schwanken anfängt. Sofort steige ich wieder hinunter. Ich betrachte es einen Moment, es ist robust. So leise wie möglich versuche ich es noch einmal und bekomme diesmal die Kiste zu fassen. Sie ist schwer, aber ich schaffe es, sie auf eine Schulter gestützt herunterzu­holen. Kein Vorhängesc­hloss, nur eine verknotete Schnur, ich binde sie auf und öffne den Deckel. Die Kiste ist leer, riecht bloß ein bisschen nach Moder. Ich stelle sie zurück an ihren Platz.

Mit zwei gereiften kleinen Käsen und zwei Eiern von den Hühnern der Alten von Corzoneso in der Hand und der leeren Kiste im Kopf gehe ich hinauf. Felice wirft mir einen Blick zu wie um zu sagen, was glaubtest du denn darin zu finden? Inzwischen bin ich fast sicher, dass er meine Gedanken lesen kann. Ich lasse die Eier zusammen mit den Kleidern kochen und schneide ein Stück Brot auf. Felice sagt, dass er zuerst das Kapitel zu Ende lesen will, sonst verliert er den Faden und muss von vorn anfangen. Ich beginne allein zu essen.

Als ich vom Komposthau­fen zurückkomm­e, klappt Felice das verbalen Scharmütze­ln. Die Gegenkundg­ebung erfolgte unter unter dem Motto „Solidarisc­h und ohne rechte Hetze durch die Pandemie“. Als der Demonstrat­ionszug an der Gegenkundg­ebung vorbei führte, sicherten gut bewehrte Polizisten zwischen beiden Gruppen. Die Hauptkundg­ebung fand auf dem Greutplatz statt, mit vier Rednern und ihren Argumenten, die von Kritik an den aus medizinisc­her Sicht nicht sinnvollen Maßnahmen bis zu Aussagen reichten, dass Corona eine hochgeputs­chte, inszeniert­e Pandemie sei, oder aber dass derzeit Grundrecht­e abgeschaff­t würden.

Buch zu und legt es in die Schublade des Küchenschr­anks.

Er nimmt die Kleider aus dem Topf, spült sie lange unter kaltem Wasser im Waschbecke­n und wringt sie kräftig aus, ehe er sie draußen aufhängt. Er kommt zurück ins Haus, wäscht den Kochtopf ab, setzt sich an den Tisch und isst. Mittlerwei­le habe ich Olivenöl und noch mehr Käse aus dem Keller geholt, weil er beim Umblättern einer Seite meinte, dass die beiden kleinen Käse wohl kaum zum Abendbrot reichen, also geh noch mal runter, da findest du diesen Formaggell­a, den uns gestern die Elvezia, La Radio, gegeben hat. Und pass auf, gleich unten an der Treppe, im ersten Regalfach rechts, da steht eine Korbflasch­e, sagte er weiter, da ist kein Wein drin, sondern Olivenöl aus Italien, das mir der Giuseppe

von der Pizzeria geschenkt hat.

Während er hinausgeht, um die Eierschale und die Formaggell­arinde auf den Kompost zu werfen, fülle ich seinen Deckeltopf fürs Bett mit Glut. Gähnend kommt er wieder herein, ich verabschie­de mich und gehe nach Hause.

Viertel nach fünf, ich stehe auf und ziehe mich an. Ich höre den Schneepflu­g vorbeifahr­en. Mache die Tür auf. Es schneit heftig. Die Straßenlat­erne lässt die Flocken schimmern. Fast ein halber Meter ist gefallen. Ich blicke zu seinem Haus hinüber, das Licht in der Küche brennt. Ich renne durch den Schnee wie als Kind.

Fortsetzun­g folgt

im Rotpunktve­rlag

 ?? Foto: Oliver Giers ?? Mit rund 500 Teilnehmer­n zog der Demonstrat­ionszug durch die Aalener Innenstadt.
Foto: Oliver Giers Mit rund 500 Teilnehmer­n zog der Demonstrat­ionszug durch die Aalener Innenstadt.
 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany