Demozug ohne Zwischenfälle
Etwa 500 Gegner der Corona-verordnungen zogen am Samstag durch die Aalener Innenstadt.
Wie gehen wir mit dem Coronavirus um? Sind die Maßnahmen zielführend? Wegen diesen Fragestellungen haben nach eigenen Angaben „besorgte Bürger aus Aalen und Heidenheim“am Samstag zu einem Demonstrationszug in der Aalener Innenstadt mit anschließender Kundgebung auf dem Greutplatz aufgerufen. Gut 500 Menschen folgten diesem Aufruf. Fast parallel dazu gab es eine Gegenkundgebung, wo sich rund 200 Teilnehmer kritisch mit der Bewegung der sogenannten „Querdenker“auseinander setzten. Maskenpflicht hatte die Stadt nicht verordnet, aber Abstände waren einzuhalten. Flaggen und
Fahnen gibt es viele: mit Zitaten von Goethe, Voltaire, Schopenhauer oder Perikles, eine Regenbogenfahne, mehrere Deutschlandund Landesfahnen – und keine von den Reichsbürgern. Landwirte fuhren mit ihren Schleppern dem Zug voraus. Man sei solidarisch mit Corona-maßnahmengegnern, sagte einer davon. Die Teilnehmer kamen aus vielen Teilen der Bevölkerung, Familien mit Kindern waren dabei, Senioren, Jugendliche, auch einige Auswärtige. „Frieden, Freiheit“, riefen die Demoteilnehmer und: „Wir sind hier, wir sind laut, weil man uns die Freiheit klaut.“Auf der Strecke kam es zu einigen komme nicht ran, nicht mal auf Zehenspitzen. Der Mäuse wegen steht auf dem Boden nichts, worauf man steigen könnte. Ich schaue erneut hinauf. Es bleibt mir nichts anderes übrig, als hochzuklettern.
Ich umfasse eine Strebe mit beiden Händen, setze einen Fuß auf das unterste Bord und ziehe mich hoch, worauf das nur mit Haken an der Decke befestigte Regal zu schwanken anfängt. Sofort steige ich wieder hinunter. Ich betrachte es einen Moment, es ist robust. So leise wie möglich versuche ich es noch einmal und bekomme diesmal die Kiste zu fassen. Sie ist schwer, aber ich schaffe es, sie auf eine Schulter gestützt herunterzuholen. Kein Vorhängeschloss, nur eine verknotete Schnur, ich binde sie auf und öffne den Deckel. Die Kiste ist leer, riecht bloß ein bisschen nach Moder. Ich stelle sie zurück an ihren Platz.
Mit zwei gereiften kleinen Käsen und zwei Eiern von den Hühnern der Alten von Corzoneso in der Hand und der leeren Kiste im Kopf gehe ich hinauf. Felice wirft mir einen Blick zu wie um zu sagen, was glaubtest du denn darin zu finden? Inzwischen bin ich fast sicher, dass er meine Gedanken lesen kann. Ich lasse die Eier zusammen mit den Kleidern kochen und schneide ein Stück Brot auf. Felice sagt, dass er zuerst das Kapitel zu Ende lesen will, sonst verliert er den Faden und muss von vorn anfangen. Ich beginne allein zu essen.
Als ich vom Komposthaufen zurückkomme, klappt Felice das verbalen Scharmützeln. Die Gegenkundgebung erfolgte unter unter dem Motto „Solidarisch und ohne rechte Hetze durch die Pandemie“. Als der Demonstrationszug an der Gegenkundgebung vorbei führte, sicherten gut bewehrte Polizisten zwischen beiden Gruppen. Die Hauptkundgebung fand auf dem Greutplatz statt, mit vier Rednern und ihren Argumenten, die von Kritik an den aus medizinischer Sicht nicht sinnvollen Maßnahmen bis zu Aussagen reichten, dass Corona eine hochgeputschte, inszenierte Pandemie sei, oder aber dass derzeit Grundrechte abgeschafft würden.
Buch zu und legt es in die Schublade des Küchenschranks.
Er nimmt die Kleider aus dem Topf, spült sie lange unter kaltem Wasser im Waschbecken und wringt sie kräftig aus, ehe er sie draußen aufhängt. Er kommt zurück ins Haus, wäscht den Kochtopf ab, setzt sich an den Tisch und isst. Mittlerweile habe ich Olivenöl und noch mehr Käse aus dem Keller geholt, weil er beim Umblättern einer Seite meinte, dass die beiden kleinen Käse wohl kaum zum Abendbrot reichen, also geh noch mal runter, da findest du diesen Formaggella, den uns gestern die Elvezia, La Radio, gegeben hat. Und pass auf, gleich unten an der Treppe, im ersten Regalfach rechts, da steht eine Korbflasche, sagte er weiter, da ist kein Wein drin, sondern Olivenöl aus Italien, das mir der Giuseppe
von der Pizzeria geschenkt hat.
Während er hinausgeht, um die Eierschale und die Formaggellarinde auf den Kompost zu werfen, fülle ich seinen Deckeltopf fürs Bett mit Glut. Gähnend kommt er wieder herein, ich verabschiede mich und gehe nach Hause.
Viertel nach fünf, ich stehe auf und ziehe mich an. Ich höre den Schneepflug vorbeifahren. Mache die Tür auf. Es schneit heftig. Die Straßenlaterne lässt die Flocken schimmern. Fast ein halber Meter ist gefallen. Ich blicke zu seinem Haus hinüber, das Licht in der Küche brennt. Ich renne durch den Schnee wie als Kind.
Fortsetzung folgt
im Rotpunktverlag