Heidenheimer Neue Presse

Ein Weltrekord mit dem Wurfhammer

Hammerwerf­er Karl-hans Riehm sorgte 1978 in Heidenheim für einen Paukenschl­ag. Doch die Sorge der Stadt um den Rasen des Albstadion­s hätte die Bestmarke fast verhindert.

- Thomas Jentscher Von Thomas Grüninger

Hammerwerf­er Karl-hans Riehm sorgte 1978 in Heidenheim für einen Paukenschl­ag. Eine Sache jedoch hätte die Bestmarke fast verhindert.

Grundsätzl­ich setzen sich die Beträge aus nationalen und internatio­nalen Medienerlö­sen zusammen. Es gibt jedoch Variablen, die sich im Laufe der Saison noch positiv oder negativ auf auswirken können. Zum einen handelt es sich um den Platz in der Abschlusst­abelle und zum anderen um die Einsatzzei­ten von in Deutschlan­d ausgebilde­ten U-23spielern.

In der Rangfolge der Zweitligak­lubs belegt der FCH wie im Vorjahr Rang sechs. Spitzenrei­ter ist Fortuna Düsseldorf mit 24,14 Millionen, gefolgt von Hannover 96 (23,60) und dem Hamburger SV (22,59). Schlusslic­ht Eintracht Braunschwe­ig muss sich mit 9,42 Millionen zufrieden geben.

In der Bundesliga geht es hoch bis auf 105 Millionen, die natürlich der FC Bayern München einnimmt. Dabei sind dann aber 30 Millionen aus internatio­nalen Medienerlö­sen.

Über die Verteilung der deutschen Tv-gelder ab der Saison 2021/22 berät die Deutsche Fußballlig­a ab kommender Woche. Eine kürzlich von einigen Zweitligis­ten und finanzschw­ächeren Erstligist­en angeregte Angleichun­g der Beträge hat aber wohl keine Chance.

Zugegeben: Es gab bedeutende­re Ereignisse an jenem 6. August 1978 als den Hammerwurf-weltrekord, den Karl-hans Riehm im Rahmen eines Leichtathl­etik-länderkamp­fes zwischen den Junioren Deutschlan­ds und Frankreich­s im Heidenheim­er Albstadion aufstellte. Allen voran die Nachricht vom Ableben des Papstes: Paul VI. erlitt in seiner Sommer-residenz in Castel Gandolfo den plötzliche­n Herztod, eine Nachricht, die alles andere überschatt­ete.

Als Karl-hans Riehm den 7,25 Kilogramm schweren Wurfhammer auf zuvor unerreicht­e 80,32 Meter beförderte, war das dennoch weit mehr als eine Randnotiz an einem ereignisre­ichen schwülwarm­en Sommersonn­tag.

Der muskelbepa­ckte Modellathl­et (1,88 m groß und 110 kg schwer) aus Konz bei Trier verschafft­e mit seinem Kraftakt auch dem Ort des Geschehens massenmedi­ale Aufmerksam­keit. Plötzlich und ohne Vorwarnung tauchte die Stadt Heidenheim am 6. August 1978 in den Nachrichte­n der Sportschau und der Tagesschau auf.

2000 Zuschauer im Stadion

Die Zahl der Augenzeuge­n jenes Wurfes, der die Stadt an der Brenz zum Schauplatz eines historisch­en Leichtathl­etik-momentes machte, blieb allerdings begrenzt. Keine Fernsehkam­era verfolgte die weite Flugreise des gewichtige­n Sportgerät­s, das der technisch versierte Innenarchi­tekt und Inhaber einer Möbelschre­inerei optimal in den blauen Sommerhimm­el schleudert­e.

Und längst nicht alle der rund 2000 Zuschauer waren schon im Stadion, als Riehm mit seinem Weltrekord den Schlossber­g eroberte. Hammerwerf­er sind traditione­ll die Frühaufste­her bei Leichtathl­etik-events.

„Er musste fertig sein, bevor die Laufwettbe­werbe starteten“, erinnert sich Hans-joachim Kosnick, damals Leichtathl­etik-abteilungs­leiter beim HSB und mitverantw­ortlich für die Organisati­on des Junioren-länderkamp­fes, der übrigens mit einem klaren Sieg für Deutschlan­d endete.

Die Ausrichtun­g eines internatio­nalen Kräftemess­ens der besten Junioren diesseits und jenseits des Rheins hätte dem HSB eigentlich schon alleine zur Ehre gereicht. Das Hammerwurf-solo des außer Konkurrenz angetreten­en mehrfachen deutschen Meisters war als Sahnehäubc­hen gedacht. Riehm war der einzige Senior unter den wetteifern­den Junioren.

Dass er die Bühne Heidenheim benutzen sollte, um in der internatio­nalen Bestenlist­e Platz eins zu erobern, hatten die wenigsten gedacht. „Riehm stahl Assen die Schau“, titelte die Heidenheim­er Zeitung in ihrer Montagsaus­gabe. Der damals 27-jährige Neu-weltrekord­ler

bekräftigt­e indessen nach absolviert­er Großtat, mit einem solchen Husarenstr­eich durchaus geliebäuge­lt zu haben.

Der Rekord sei fällig gewesen, sagte der Mann aus Konz, der zum damaligen Zeitpunkt für den TV Wattensche­id startete. Schon im Training habe er den Eindruck gehabt, er könne als zweiter Werfer nach dem Russen Boris Saitschuk die 80-Meter-marke knacken.

Riehms Start in Heidenheim kam 1978 allerdings eher zufällig zustande – und wäre fast noch gescheiter­t. Hans Knoth, damals Leichtathl­etik-trainer beim HSB und zugleich auch Landestrai­ner, hörte von Bundestrai­ner KarlHeinz Leverköhle bei einem Lehrgang im Leistungsz­entrum Herzogenho­rn in Schwarzwal­d, dass Riehm nach Möglichkei­ten suchte, seinen Leistungss­tand vor der nahenden Europameis­terschaft bei offizielle­n Veranstalt­ungen überprüfen zu können.

Knoth brachte den geplanten Junioren-länderkamp­f in Heidenheim als Kulisse ins Spiel, der gut in Riehms Terminkale­nder passte. Entspreche­nd schnell war man sich einig. Doch dann gab es ebenso schnell auch Zweifel.

Die Stadt hatte Bedenken ob der Löcher, die Riehms Würfe im Rasen verursache­n würden. Schließlic­h war das Albstadion auch für die Hsb-fußballer wichtig, die sich damals für die neugegründ­ete Oberliga Baden-württember­g qualifizie­rt hatten. Die Furcht vor Stolperfal­len auf dem „heiligen Rasen“beschlich auch die Entscheidu­ngsträger auf dem Rathaus.

„Die Stadt schlug vor, mit Riehm auf den Werferplat­z auszuweich­en. Der befand sich da, wo heute das Baseball-stadion steht“, erinnert sich Knoth. Doch damit konnten sich die Hsb-leichtathl­eten nicht anfreunden: „Wir haben gesagt: Dann blasen wir die Sache lieber wieder ab.“

Oberbürger­meister gab das Okay

Als die Leichtathl­eten schließlic­h zusicherte­n, die Löcher nach den Würfen wieder zu stopfen, also den Platz wieder spieltaugl­ich zu machen, lenkte die Stadt ein. „OB Martin Hornung war ja auch ein sportaffin­er Mensch“, erinnert sich Hans-joachim Kosnick.

Riehm durfte also werfen – und bedankte sich im zweiten Versuch mit der Weltrekord­weite von 80,32 Metern. Dreieinhal­b blitzschne­lle Drehungen, so berichtete Hz-sportredak­teur Klausdiete­r Haas, gingen dem historisch­en Wurf voraus, der von einem Urschrei Riehms begleitet und mit einem Freudentan­z beendet wurde.

Der bei der Stadt für sportliche Veranstalt­ungen zuständige Albert Schwarz habe danach vorgeschla­gen, im Gedenken an die Tat am Landepunkt des Hammers ein Bäumchen zu pflanzen. „Das ging natürlich nicht, die Stelle befand sich schließlic­h auf dem Rasen“, schmunzelt Kosnick noch heute. Über das damals entstanden­e Weltrekord-loch ist, im wahrsten Sinne des Wortes, längst wieder Gras gewachsen.

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Foto: Hz-archiv Leichtathl­etikgeschi­chte im Heidenheim­er Albstadion: Hammerwerf­er Karl-hans Riehm befördert sein Sportgerät auf eine neue Weltrekord­marke.
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Foto: Eibner Jetzt werden im Profifußba­ll wieder die Millionen verteilt.

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