Ein Weltrekord mit dem Wurfhammer
Hammerwerfer Karl-hans Riehm sorgte 1978 in Heidenheim für einen Paukenschlag. Doch die Sorge der Stadt um den Rasen des Albstadions hätte die Bestmarke fast verhindert.
Hammerwerfer Karl-hans Riehm sorgte 1978 in Heidenheim für einen Paukenschlag. Eine Sache jedoch hätte die Bestmarke fast verhindert.
Grundsätzlich setzen sich die Beträge aus nationalen und internationalen Medienerlösen zusammen. Es gibt jedoch Variablen, die sich im Laufe der Saison noch positiv oder negativ auf auswirken können. Zum einen handelt es sich um den Platz in der Abschlusstabelle und zum anderen um die Einsatzzeiten von in Deutschland ausgebildeten U-23spielern.
In der Rangfolge der Zweitligaklubs belegt der FCH wie im Vorjahr Rang sechs. Spitzenreiter ist Fortuna Düsseldorf mit 24,14 Millionen, gefolgt von Hannover 96 (23,60) und dem Hamburger SV (22,59). Schlusslicht Eintracht Braunschweig muss sich mit 9,42 Millionen zufrieden geben.
In der Bundesliga geht es hoch bis auf 105 Millionen, die natürlich der FC Bayern München einnimmt. Dabei sind dann aber 30 Millionen aus internationalen Medienerlösen.
Über die Verteilung der deutschen Tv-gelder ab der Saison 2021/22 berät die Deutsche Fußballliga ab kommender Woche. Eine kürzlich von einigen Zweitligisten und finanzschwächeren Erstligisten angeregte Angleichung der Beträge hat aber wohl keine Chance.
Zugegeben: Es gab bedeutendere Ereignisse an jenem 6. August 1978 als den Hammerwurf-weltrekord, den Karl-hans Riehm im Rahmen eines Leichtathletik-länderkampfes zwischen den Junioren Deutschlands und Frankreichs im Heidenheimer Albstadion aufstellte. Allen voran die Nachricht vom Ableben des Papstes: Paul VI. erlitt in seiner Sommer-residenz in Castel Gandolfo den plötzlichen Herztod, eine Nachricht, die alles andere überschattete.
Als Karl-hans Riehm den 7,25 Kilogramm schweren Wurfhammer auf zuvor unerreichte 80,32 Meter beförderte, war das dennoch weit mehr als eine Randnotiz an einem ereignisreichen schwülwarmen Sommersonntag.
Der muskelbepackte Modellathlet (1,88 m groß und 110 kg schwer) aus Konz bei Trier verschaffte mit seinem Kraftakt auch dem Ort des Geschehens massenmediale Aufmerksamkeit. Plötzlich und ohne Vorwarnung tauchte die Stadt Heidenheim am 6. August 1978 in den Nachrichten der Sportschau und der Tagesschau auf.
2000 Zuschauer im Stadion
Die Zahl der Augenzeugen jenes Wurfes, der die Stadt an der Brenz zum Schauplatz eines historischen Leichtathletik-momentes machte, blieb allerdings begrenzt. Keine Fernsehkamera verfolgte die weite Flugreise des gewichtigen Sportgeräts, das der technisch versierte Innenarchitekt und Inhaber einer Möbelschreinerei optimal in den blauen Sommerhimmel schleuderte.
Und längst nicht alle der rund 2000 Zuschauer waren schon im Stadion, als Riehm mit seinem Weltrekord den Schlossberg eroberte. Hammerwerfer sind traditionell die Frühaufsteher bei Leichtathletik-events.
„Er musste fertig sein, bevor die Laufwettbewerbe starteten“, erinnert sich Hans-joachim Kosnick, damals Leichtathletik-abteilungsleiter beim HSB und mitverantwortlich für die Organisation des Junioren-länderkampfes, der übrigens mit einem klaren Sieg für Deutschland endete.
Die Ausrichtung eines internationalen Kräftemessens der besten Junioren diesseits und jenseits des Rheins hätte dem HSB eigentlich schon alleine zur Ehre gereicht. Das Hammerwurf-solo des außer Konkurrenz angetretenen mehrfachen deutschen Meisters war als Sahnehäubchen gedacht. Riehm war der einzige Senior unter den wetteifernden Junioren.
Dass er die Bühne Heidenheim benutzen sollte, um in der internationalen Bestenliste Platz eins zu erobern, hatten die wenigsten gedacht. „Riehm stahl Assen die Schau“, titelte die Heidenheimer Zeitung in ihrer Montagsausgabe. Der damals 27-jährige Neu-weltrekordler
bekräftigte indessen nach absolvierter Großtat, mit einem solchen Husarenstreich durchaus geliebäugelt zu haben.
Der Rekord sei fällig gewesen, sagte der Mann aus Konz, der zum damaligen Zeitpunkt für den TV Wattenscheid startete. Schon im Training habe er den Eindruck gehabt, er könne als zweiter Werfer nach dem Russen Boris Saitschuk die 80-Meter-marke knacken.
Riehms Start in Heidenheim kam 1978 allerdings eher zufällig zustande – und wäre fast noch gescheitert. Hans Knoth, damals Leichtathletik-trainer beim HSB und zugleich auch Landestrainer, hörte von Bundestrainer KarlHeinz Leverköhle bei einem Lehrgang im Leistungszentrum Herzogenhorn in Schwarzwald, dass Riehm nach Möglichkeiten suchte, seinen Leistungsstand vor der nahenden Europameisterschaft bei offiziellen Veranstaltungen überprüfen zu können.
Knoth brachte den geplanten Junioren-länderkampf in Heidenheim als Kulisse ins Spiel, der gut in Riehms Terminkalender passte. Entsprechend schnell war man sich einig. Doch dann gab es ebenso schnell auch Zweifel.
Die Stadt hatte Bedenken ob der Löcher, die Riehms Würfe im Rasen verursachen würden. Schließlich war das Albstadion auch für die Hsb-fußballer wichtig, die sich damals für die neugegründete Oberliga Baden-württemberg qualifiziert hatten. Die Furcht vor Stolperfallen auf dem „heiligen Rasen“beschlich auch die Entscheidungsträger auf dem Rathaus.
„Die Stadt schlug vor, mit Riehm auf den Werferplatz auszuweichen. Der befand sich da, wo heute das Baseball-stadion steht“, erinnert sich Knoth. Doch damit konnten sich die Hsb-leichtathleten nicht anfreunden: „Wir haben gesagt: Dann blasen wir die Sache lieber wieder ab.“
Oberbürgermeister gab das Okay
Als die Leichtathleten schließlich zusicherten, die Löcher nach den Würfen wieder zu stopfen, also den Platz wieder spieltauglich zu machen, lenkte die Stadt ein. „OB Martin Hornung war ja auch ein sportaffiner Mensch“, erinnert sich Hans-joachim Kosnick.
Riehm durfte also werfen – und bedankte sich im zweiten Versuch mit der Weltrekordweite von 80,32 Metern. Dreieinhalb blitzschnelle Drehungen, so berichtete Hz-sportredakteur Klausdieter Haas, gingen dem historischen Wurf voraus, der von einem Urschrei Riehms begleitet und mit einem Freudentanz beendet wurde.
Der bei der Stadt für sportliche Veranstaltungen zuständige Albert Schwarz habe danach vorgeschlagen, im Gedenken an die Tat am Landepunkt des Hammers ein Bäumchen zu pflanzen. „Das ging natürlich nicht, die Stelle befand sich schließlich auf dem Rasen“, schmunzelt Kosnick noch heute. Über das damals entstandene Weltrekord-loch ist, im wahrsten Sinne des Wortes, längst wieder Gras gewachsen.