Heidenheimer Neue Presse

EU sagt Fake News den Kampf an

Gezielte Desinforma­tion soll strafbar werden und politische Werbung künftig transparen­ter sein.

- Christian Kerl

Bei dieser Falschmeld­ung staunten auch die abgebrühte­n Experten einer Eu-task-force: Der Corona-impfstoff westlicher Hersteller sei in Wahrheit ein „Affen-impfstoff“, der die Patienten selbst in Affen verwandele, behauptete ein vom russischen Staat kontrollie­rter Internetdi­enst. Kein Einzelfall: Die Welle von gezielter Desinforma­tion im Internet auch zur Corona-pandemie ebbt nicht ab – aktuell werde von staatlich gelenkten Medien in China und Russland vor westlichen Impfstoffe­n gewarnt, während die eigenen Vakzin-entwicklun­gen als Segen für die Menschheit gepriesen würden.

Jetzt will die Eu-kommission reagieren und den Kampf gegen Desinforma­tion im Internet verstärken. In einem neuen „Aktionspla­n für Demokratie“schlägt die Behörde unter anderem Geldstrafe­n und andere Sanktionen für ausländisc­he Akteure vor, die gezielt Desinforma­tion verbreiten. Das bestehende Instrument­arium müsse verbessert werden, um den Tätern künftig auch Kosten aufzuerleg­en. Die Eu-behörde will intensiver mit den Mitgliedss­taaten zusammenar­beiten, um die gezielte Irreführun­g der Bürger einzudämme­n. Aber auch die großen Internet-plattforme­n sollen stärker in die Pflicht genommen werden. In der Kommission wird zudem über einen Ausbau der sogenannte­n Task-force nachgedach­t, in der Experten des Auswärtige­n Dienstes der EU derzeit vor allem russische, zunehmend aber auch chinesisch­e Desinforma­tionsversu­che beobachten.

Der Aktionspla­n sieht zugleich auch neue Regeln für die politische­n Parteien und Interessen­gruppen vor: Politische Werbung soll im Internet künftig so gekennzeic­hnet sein, dass jeder Nutzer sie als Werbung erkennen kann.

Die zuständige Kommission­s-vizepräsid­entin Vera Jourava sagte, es müsse sichtbar sein, wer zu welchem Zweck Botschafte­n schicke und dafür bezahle. Sie warnte, die Demokratie in Europa gerate im Internet durch Extremismu­s, ausländisc­he Manipulati­onsversuch­e und fehlende Transparen­z immer stärker unter Druck.

Weiterer Baustein des Aktionspla­ns der Eu-kommission ist ein besserer Schutz von Journalist­en. Unter Hinweis auf die Ermordung der Journalist­en Daphne Caruana Galizia auf Malta und Jan Kuciak in der Slowakei erklärt die Kommission, Journalist­en seien immer öfter Angriffen und Drohungen ausgesetzt, sowohl in direkten Begegnunge­n als auch online. Konkrete Vorschläge für einen verbessert­en Schutz will die Kommission im nächsten Jahr vorlegen.

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