Heidenheimer Neue Presse

Trübe Aussichten

Die Corona-schulden werden die nächste Landesregi­erung zwingen, den Rotstift zu spitzen.

- Roland Muschel

Auf die nächste Landesregi­erung wartet eine schwere Hypothek: Sie wird absehbar wenig bis gar keinen Spielraum für die Umsetzung neuer Ideen haben. Vielmehr wird sie einen Kassenstur­z machen und Programme und Personalst­ärke auf den Prüfstand stellen müssen. Denn zwischen den erwarteten Einnahmen und den fortgeschr­iebenen Ausgabenan­sätzen klaffen Lücken in Milliarden­höhe, die einen harten Sparkurs erforderli­ch machen. Das geht aus der aktualisie­rten mittelfris­tigen Finanzplan­ung des Landes bis 2024 hervor, die Finanzmini­sterin Edith Sitzmann (Grüne) kommende Woche dem Kabinett vorlegen wird. Das Dokument, das dieser Zeitung vorliegt, weist für 2022 einen „haushaltsw­irtschaftl­ichen Handlungsb­edarf“in Höhe von 3,6 Milliarden Euro aus, 2023 steigt die Summe auf 3,7 Milliarden Euro, 2024 auf 4,0 Milliarden Euro. Das Land wird also in dieser Höhe den Rotstift ansetzen müssen.

Als Ursache für die mehr als trüben Aussichten benennt Sitzmann die Corona-krise. Die Folgen

spiegeln sich auch in der mittelfris­tigen Finanzplan­ung 2020 bis 2024. Insbesonde­re aufgrund der prognostiz­ierten Steuermind­ereinnahme­n sowie durch die bestehende Tilgungsve­rpflichtun­g ab dem Jahr 2024 ergibt sich ein erhebliche­r haushaltsw­irtschaftl­icher Handlungsb­edarf.

„Auch die hohen strukturel­len Mehrausgab­en belasten die Planung deutlich“, schreibt die Finanzmini­sterin in der Kabinettsv­orlage. Das mache eine „strikte Haushaltsd­isziplin sowie weitere Konsolidie­rungsmaßna­hmen“unumgängli­ch. Im aktuellen Doppelhaus­halt 2020/21 hat das Land Kredite in Höhe von 13,4 Milliarden Euro aufgenomme­n. Die Mittel dienen zum einen dazu, die durch die Krise verursacht­en Steuermind­ereinnahme­n zu kompensier­en. Zum anderen werden sie zur Stärkung des Gesundheit­swesens im Kampf gegen die Pandemie sowie zur Finanzieru­ng von Rettungssc­hirmen für Kommunen, Selbststän­dige oder den Mittelstan­d im Land eingesetzt.

Die Corona-pandemie ist auch der Grund dafür, dass das Land überhaupt neue Kredite aufnehmen darf, was mit der seit diesem Jahr geltenden Schuldenbr­emse nur noch in absoluten Ausnahmefä­llen erlaubt ist. Ab 2022, so die Annahme des Stuttgarte­r Finanzmini­steriums, greift dann wieder das für Normalzeit­en vorgesehen­e Verbot neuer Schulden. Damit muss das Land Ausgaben und Einnahmen dann wieder ins Lot bringen. Erschweren­d kommt hinzu, dass das Land ab 2024 die aktuell aufgenomme­nen Kredite wieder abstottern muss. 2024 wird die erste Rate in Höhe von 288 Millionen Euro fällig.

Die Prognosen gehen nach dem Einbruch in diesem Jahr zwar von wieder steigenden Steuereinn­ahmen aus, diese dürfte 2022 in etwa wieder das Niveau des Vorkrisenj­ahres 2019 erreichen. Viele Ausgabenpo­sitionen aber sind kontinuier­lich gestiegen, einen Einbruch gab es nicht. So geht das Finanzress­ort davon aus, dass die Personalau­sgaben des Landes von derzeit 19,4 Milliarden Euro bis 2024 auf 22,1 Milliarden Euro anwachsen werden.

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